1897 In Walvisbucht wird eine Eisenbahn vom Hafen nach Plum nahe Rooikop gebaut. Es ist die zweite Eisenbahnlinie, die in Namibia fertiggestellt wird. Die Bahnlinie wird anfänglich mit Maultieren betrieben.

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Hafeneisenbahn: Walvisbucht: Zweite Eisenbahnlinie in Namibia: 1897
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Die Kolonialverwaltung gründet einen neuen Distrikt vom Ugab bis zum Kunene. Distriktshauptstadt wird Outjo und von Estorff Distriktschef.
Eine erste, hölzerne Landungsbrücke mit massivem Brückenkopf und einem kleinen Dampfkran wird für den Hafen in Lüderitz gebaut. Gleichzeitig wird ein Süßwasserkondensator errichtet. Bis zum Jahr 1904 erfährt Lüderitz keine wesentlichen Veränderungen mehr. Es kommen einige Häuser hinzu, u.a. ein der Firma Muehle und Seidel gehöriges Haus, das 1904 das Offizierskasino, dann das Postamt und später das Kaiserliche Meldeamt beherbergt. Im Jahre 1925 wird das Haus als deutsches Schülerheim ausgebaut.

29.03. Die deutsche Verwaltung richtet ein Regierungsmonopol für den Waffenhandel ein.
April Eine Rinderpestepidemie, die bereits Ende 1896 das Gebiet heimzusuchen begann, erreicht Windhoek. Sie vernichtet den Rinderbestand der Ovaherero fast vollständig (etwa 70 %). Dazu kommen eine Heuschreckenplage und anhaltende Trockenheit. Diese Ereignisse zwingen die Ovaherero für die deutschen Farmer zu arbeiten, Grund und Boden und die ihnen verbliebenen Rinder zu verkaufen. Das führt zu einer kulturellen Krise und zum Verlust der gesellschaftlichen Identität der Ovaherero-Viehzüchter. Verursacht durch den Rinderverlust und geschwächt durch die Aktivitäten von Samuel Maharero und Theodor Leutwein werden viele Ovaherero immer tiefer in Schulden gestürzt. Einige Ovaherero- Gruppenführer versuchen ihre Verluste durch Überfälle, besonders auf das Ovambanderu-Gebiet, durch den Export von Arbeitskräften und durch Landverkäufe zu kompensieren.
Auf der deutschen Seite ist die wichtigste Folge der Rinderpest, dass deutsche Siedler jetzt Zugang zu Land bekommen, das ihnen vorher verschlossen war. Die riesigen Rinderherden der Ovaherero am Weißen Nossob und am Seeisfluss sind verschwunden, und das Weideland liegt ungenützt da. Die daraus resultierenden hohen Rinderpreise veranlassen die deutschen Farmer verstärkt mit Rindern zu farmen.
Als Versuch wird eine erste Straußenzucht begonnen.
Um die "Rote Linie" (Otjituuo über Namutoni nach Okaukuejo), ein Quarantäne-Korridor, wirkungsvoll zu kontrollieren wird die Feste Namutoni gebaut. Es gibt nicht genug ausgebildetes Personal, die "Rote Linie" effizient zu überwachen. Bald sind alle Handelsrouten, besonders in den Norden mit der Seuche infiziert. Bereits im Februar hatten die südafrikanischen Behörden den deutschen Wissenschaftler Robert Koch und seinen Assistenten, Paul Kohlstock, ersucht, das kürzlich entwickelte Impfserum gegen die Rinderpest zur Verfügung zu stellen.
Eine weitere Folge der Rinderpestepidemie ist der Zusammenbruch des Frachtverkehrs zwischen der Küste und dem Inland. Die Regierung erteilt deshalb die Genehmigung, eine Eisenbahnlinie von Swakopmund nach Windhoek zu bauen. Mit Unterstützung von Kolonialdirektor Oswald von Richthofen und dem Kommandeur der Eisenbahnbrigade in Berlin, Nonus von Rössing, wird der Baubeginn dieses Projektes noch auf dieses Jahr festgelegt. Es sind nicht nur wirtschaftliche, sondern politische Gründe, die zur Entwicklung des Eisenbahnwesens im Schutzgebiet beitragen. So schreibt Leutwein an den Reichskanzler bereits 1896: " ... nicht die Vermehrung der Schutztruppe bis in das Ungemessene, sondern der Bau von Eisenbahnen" muss zur Stärkung der deutschen Machtposition gebraucht werden. Dem südafrikanischen Premierminister, Cecil Rhodes, wird die Bemerkung zugeschrieben: "In den Kolonien ist die Eisenbahn billiger als die Kanone und reicht weiter".
Mai Die ersten Briefmarken mit dem Überdruck Deutsch Südwest-Afrika auf Marken des Deutschen Reiches (Krone-Adlermarken) werden herausgegeben (gültig bis 31.10.1901).
Juni Dr. Kohlstock besucht SWA. Er beginnt sofort eine Impfungskampagne im Hereroland. Die Impfungen führen in vielen Fällen zu zweifelhaften Erfolgen. In Otjimbingwe, zum Beispiel, sterben von 6 178 Rindern, die mit Gallenserum geimpft worden waren, 2 731 (43 %). Viele Ovaherero widersetzen sich der Impfkampagne. Auf der Farm Etaneno bei Omaruru kommt es fast zu einem bewaffneten Zusammenstoß mit den Ovaherero.
06.07. Erich Victor Carl August Franke berichtet, dass der Ovahereroführer Manasse Tyiseseta aus Omaruru sich weigert, seine Rinder impfen zu lassen.
Juli/August Die Orlam Afrikaner im äußersten Südosten des Schutzgebietes stehen gegen die deutsche Verwaltung auf. Bei der Niederschlagung des Aufstandes werden die Deutschen von Hendrik Witbooi unterstützt.
05.07. Das erste Gefecht der Orlam Afrikaner endet mit der Niederlage der Deutschen (Premierleutnant Waldemar von Bunsen, Distrikschef von Warmbad und Leutnant Helm).
02.08. Die verstärkten deutschen Truppen überwältigen die Orlam Afrikaner, die unter dem Befehl ihres Führers Kividoe kämpfen, in der Schlacht in der Gamsib-Schlucht am Oranje. Nach der Schlacht flüchten Kividoe und seine Offiziere auf südafrikanisches Territorium, wo sie sich den britischen Autoritäten ergeben. Sie werden aber von den Briten an die Deutschen ausgeliefert und hingerichtet.
01.09. Das Postamt Uhabis wird geschlossen, neue Postämter entstehen in Groß-Barmen, Seeis und Hohewarte.
11.09. Das Eisenbahnregiment Nr. 1 landet in Swakopmund. Es besteht aus dem Vermessungstrupp unter dem Befehl von Oberleutnant Kecker und der Bauabteilung unter dem Befehl von Leutnant Schultze.
Der Damaführer Cornelius ||Goreseb protestiert gegen den Bau der Bahn.
September Der Bau der Staatsbahn von Swakopmund nach Windhoek beginnt.
26.09. Der erste Kilometer der Staatsbahn wird fertiggestellt.
20.11. Die ersten zehn Kilometer der Staatsbahn bis zur Station Nonidas werden für den Eisenbahnverkehr eröffnet.
Dez./März 1898 Aufstände der Topnaar und der ||Khau-|gõan (oder Swartboois), zusammen mit einigen Aufständen einzelner Ovaherero-Gemeinschaften unter dem Befehl des Führers Kambata brechen in den Franzfontein-, Otjitambi-, Kamanjab- und Grootberggebieten aus. In der Niederschlagung des Aufstandes werden die Deutschen von Hendrik Witbooi unterstützt.

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Der deutsche Kriegsfriedhof in Outjo (Kunene-Region) erinnert auch an den Aufstand der Topnaars und der ||Khau-|goan (Swartboois) gegen die deutsche Kolonialmacht im Jahre 1897 und 1898, Photo aufgenommen im September 2004
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