1920 | Vita Tom beschließt, um von
Ongongo am Hoarusibfluss nach Otjiyandjasemo zurückzukehren. Die Afrika-Marmor-Kolonialgesellschaft verliert ihre Minenrechte in Karibib, die an eine südafrikanische Gesellschaft gehen. Die Salzgewinnung in der Panther-Beacon-Pfanne und anderen kleineren Salzpfannen entlang der Atlantikküste nördlich von Swakopmund werden fortgesetzt. Die Produktion steigt stetig in den nächsten Jahrzehnten. Das Salz wird hauptsächlich als Viehlecke lokal verbraucht. Flussspat wird in der Okorusu-Mine nördlich von Otjiwarongo abgebaut. Alle deutschen Schulen und Schülerheime werden durch die südafrikanische Mandatsverwaltung übernommen. K.R. Thomas wird bis zum 16.03.1931 Magistrat in Walvisbucht |
10.01. | Der Völkerbund überträgt formell
das Klasse-"C"-Mandat über SWA an die Union von Südafrika (Gesetz Nr. 49/1919)
und gibt dieser das Recht, Südwestafrika, mit Wirkung vom 01.01.1921, nach
südafrikanischem Recht durch einen Generalgouverneur zu regieren. Südafrika bekommt die
Auflage, SWA zum Wohle seiner Bewohner zu verwalten. Es wird schnell klar, dass Südafrika
nicht willens ist, den sacred trust of civilisation zu erfüllen. Die Interessen
der "weißen" Minderheit und Südafrikas genießen Vorrang in der Politik, die
von nun ab das politische Gesicht Namibias prägt. Das ist die Wurzel aller Konflikte
zwischen den Bewohnern und der Mandatsmacht für die nächsten siebzig Jahre. Der öffentliche Dienst von Südwestafrika verschmilzt mit dem von Südafrika. Der Landesrat und die Bezirksbeiräte des ehemaligen deutschen Schutzgebietes werden durch Proklamation Nr. 74 von 1920 abgeschafft. Eine Ratgebende Versammlung (Advisory Council), die den südafrikanischen Administrator für SWA beraten soll und auf Grund der Proklamation Nr. 1 von 1921 gesetzkräftig wird, wird dafür einberufen. Das Römisch-Holländische Recht und eine neue Gerichtsstruktur werden in SWA eingeführt. Es gibt jetzt Amtsgerichte (magistrate courts) mit niederer - und das neue Obergericht mit unbegrenzter Gerichtsbarkeit. Englisch und Holländisch werden die offiziellen Sprachen von SWA. Die gesetzlichen Bestimmungen des Union-Land-Siedlungs-Gesetzes von 1912 werden auf Südwestafrika ausgedehnt. Die Proklamation Nr. 25 von 1920 regelt die Landstreicherei von "Eingeborenen" in SWA. Der Ost-Caprivizipfel wird von Kasane und der westliche Teil von Maun im Britischen Bechuanaland-Protektorat aus verwaltet (bis zum 31.08. 1929). |
März |
Der Bondelswartführer Hendrik Sneeuwe wird wegen Korruption abgesetzt. Die Südafrikaner setzen stattdessen Timotheus Beukes ein. Beukes wird wie Sneeuwe von den Bondelswarts, die immer noch Jakobus Christian als Führer haben wollen, nicht anerkannt. |
01.04. | Die Ratgebende Versammlung (Advisory Council) verlangt die administrative Kontrolle über die deutschen Privatschulen. Das führt zu Protesten durch den Landesverband der deutschen Schulvereine (am 14.01.1920 gegründet), stark unterstützt von der Allgemeinen Zeitung (AZ). |
Mai | Die deutsche Fraktion in der Zuid-West Vereniging opponiert die Pro-Union Fraktion, die eine Eingliederung in die Union von Südafrika befürwortet. Sie setzt sich für eine eigenständige südwestafrikanische Politik und Deutsch als Schulmedium ein. Damit setzt der Trennungsprozess der deutschen Mitglieder der Vereniging ein. |
30.06. | Die SA/Portugiesische Grenzkommission trifft sich in Ruacana, um die Kunenegrenze festzulegen. Das Problem wird erst 1934 gelöst. |
20.07. | Frederick Maharero, ältester Sohn von Samuel Maharero, wird erlaubt, SWA zu besuchen. Missionare berichten, dass er Geld einsammele, um für seinen Vater eine Farm zu kaufen. Während seiner Reise stellt er im Namen seines Vaters Hosea Kutako als provisorischen Gruppenführer für alle Ovaherero an. Während dieser Zeit entsteht die Truppenspieler- Organisation "Grüne Flagge" der Ovambanderu. |
01.09. | Der südafrikanische
Premierminister Jan Christian Smuts besucht SWA. Die von Herrn Robert Otto Karl Theodor
Matthiesen vorgebrachten deutschen Forderungen auf kulturelle und politische Autonomie
lehnt Smuts ab. Die deutsche Gemeinschaft reagiert mit einem Gegenvorschlag, dass die
Deutschen bereit wären, die südafrikanische Staatsbürgerschaft anzunehmen. Die
Voraussetzung dafür wäre die Gewährung einer gewissen politischen Autonomie unter der
Aufsicht des Völkerbundes. Die Frage der Eingliederung von SWA in die Union von
Südafrika bleibt für die nächsten Jahrzehnte ein bitterer Zankapfel in der
"weißen" Politik in Südwestafrika. Die Ovaherero unterbreiten eine Bittschrift an Smuts, dass die Administration die deutschen Missionare ausweisen möge, da diese das Vertrauen der Ovaherero-Nation seit dem Ovaherero-deutschen Krieg von 1904 bis 1906 missbraucht hätten. Wegen ihrer feindseligen Haltung der neuen Regierung gegenüber werden vier deutsche Missionare, unter ihnen Heinrich Vedder, Johannes Olpp, Missionar Hasenkamp und Hermann Gehlmann ausgewiesen. Gehlmann darf dann zwar in SWA bleiben, aber nicht mehr als Missionar im Ovamboland arbeiten, so kommt dort die Arbeit der Rheinischen Missionsgesellschaft zu einem Ende. Die Finnische Missionsgesellschaft bekommt die Erlaubnis, die Missionsarbeit der Rheinischen Mission im Uukwanyamagebiet zu übernehmen. Sie baut ihre Hauptstation in Engela. Der Rheinische Missionar Wilhelm Eich, Chef der Herero-Mission, überredet später den südafrikanischen Premierminister Jan Christian Smuts, die Rückkehr der drei Missionare zuzulassen. Die Rückkehr wird im Februar 1921 bewilligt. |
Oktober | Als Administrator von SWA wird Gysbert Reitz Hofmeyr eingesetzt. |
Ende1920 | Die Industrial und Commercial Workers' Union (ICU)(Gewerkschaft für Industrie und Handel) entsteht in Zentren wie Lüderitz, Keetmanshoop und vermutlich auch in Windhoek und Walvisbucht, ist aber nicht in der Lage, Kontraktarbeiter einzubeziehen. Die ICU hat ihre Wurzeln in Kapstadt (Präsident: Clements Kadalie). Sie löst sich 1923/24 auf. |