PHOTO-DOKUMENTATION: ROLWALING'80: DER SCHWIERIGSTE ZUGANG ZUM MOUNT EVEREST BASE CAMP DURCH DEN ROLWALING IN NEPAL ÜBER DEN TRASHI LAPTSA: "DER WEG IST DAS ZIEL"
Klaus Dierks
© Dr. Klaus Dierks 2004-2005
© Dr. Klaus Dierks 2004: Photo: Panayo Tippa 6 696 m an der
Grenze zwischen Rolwaling und Khumbu: Auf dem Trek vom Rolwaling zum Everest Base Camp
Copyright of Map: Research Scheme Nepal Himalaya (Schneider Maps)
Copyright of Map: Nelles Verlag
Von August bis Dezember 1980 unternahmen wir (Gerd Kuchling aus Windhoek und ich) die "Erste Namibia-Trekking-Expedition" zum Base Camp von Chomolungma/Mount Everest 8 850 m, dem höchsten Gipfel auf Erden. Wir gebrauchten nicht den Normalweg über Jiri und Junbesi nach Namche Bazar und Tengpoche, sondern die allerschwierigste Zugangsroute durch den abgeschlossenen und selten besuchten Rolwaling-Himal mit dem Gaurisankar 7 146 m als dem höchsten Berg des Rolwaling. Das Rolwaling-Tal zwischen den 7 000 m hohen Bergen im Norden an der tibetischen (chinesischen) Grenze und den mehr als 6 000 m hohen Gipfeln im Süden ist buchstäblich eine Sackgasse. Der Übergang über die Drolambao- und Trakarding-Gletscher, der Drolambao-Eisbruch und der fast 6 000 m hohe Trashi Laptsa repräsentieren eine extrem schwierige Traverse in den Khumbu und das Everest Base Camp. Dieser Übergang kann als eine der schwierigsten Bergtraversen auf der Welt beschrieben werden (Sir Edmund Hillary). Heutzutage ist der Rolwaling geschlossen und kann nur mit einem sehr schwierig zu bekommenden und teuren nepalischen Expeditions-Permit besucht werden. 1980 war das Alles viel einfacher, und wir bekamen ohne Probleme ein Trekking-Permit für den Rolwaling, ohne zu wissen, auf welches Abenteuer wir uns da einliessen. Unser Sherpa-Führer, Nima Lama, gab vor ein erfahrener Expeditionsbergsteiger zu sein. Später, dannleider zu spät, stellte sich heraus, dass er praktisch keine bergsteigerische Erfahrung besass. Nach dem wir uns bis zum Drolambao-Eisbruch durchgekämpft hatten, entdeckten wir, dass Nima Lama die Eisschrauben in Kathmandu vergessen hatte. Wir konnten ohne dieses Equipment den Eisbruch nicht durchklettern und mussten nach Beding, dem Hauptort des Rolwaling, zurückkehren. In Beding rettete uns eine Französische Himalaya-Expedition, und wir konnten nun zum Drolambao zurückkehren und mit der französischen Hilfe den Eisbruch durchklettern und denTrashi Laptsa-Pass queren. Der Weg zum Everest Base Camp im Khumbu war nun frei.
LAPCHI KANG: VON KATHMANDU ÜBER BAHRABISE ZUM ERSTEN HOHEN PASS AUF DIESEM TREK: TINSANG LA 3 319 m
Copyright of Map: Research Scheme Nepal Himalaya (Schneider Maps): Lapchi
Kang: 1 : 50 000
An einem frostigen Herbstmorgen im späten September 1980 verließen wir Kathmandu. Wir
reisten mit unserem Sherpa-Führer, dem Koch und acht Trägern über Bhaktapur, den
Dhulikel-Pass in das Sun- (Bhote) Kosi-Tal nach Bahrabise am Sun Kosi, dem Ausgangspunkt
unseres Treks. Von dort stiegen wir von nur 1 200 m über den Hindu-Tempel Ohreni und
Dolangsa 2 490 m auf unseren ersten Pass, den Tinsang La 3 319 m, inmitten der
sub-tropischen Bergurwälder des Lapchi Kang.
Aus meinen Tagebüchern unserer 1980-Trekking-Expedition in den Rolawaling und in den Khumbu:
Auf unserer "Ersten Namibia Expedition 1980"
folgen Gerd Kuchling und ich der schwierigsten und unwegsamsten, dafür aber schönsten
Route zum Mount Everest. Wir ziehen durch den Rolwaling-Himalaya an der Grenze zu Tibet
mit seiner uralten, unverfälschten lamaistischen Kultur. Wir wollen den berüchtigten
Trashi Laptsa übersteigen, den Edmund Hillary den schwierigsten Bergübergang der Welt
nennt. Am Anfang einer Trekking-Expedition in den Himalaya steht der wochenlange Anmarsch durch die Vorberge, ehe man die Eisriesen auf dem Dach der Welt zu Gesicht bekommt. Vor diesem Anfang muß aber erst einmal ein guter Sirdar, ein Sherpa-Führer, gefunden werden, der für den reibungslosen Ablauf der Trekking-Expedition und die Beaufsichtigung der Träger zu sorgen hat. Diese Anwerbung ist gar nicht so einfach, da einerseits bei pro Jahr etwa dreißig Expeditionen in den Nepal-Himalaya alle wirklich guten Sirdar schon lange ausgebucht sind, und sich andererseits Leute Sirdar nennen, die nicht einmal gute Träger abgäben. 1980 verspricht der berühmte Ang Kami Sherpa, der schon hoch am Mount Everest war, Gerd Kuchling und mir zu helfen. Er führt uns stolz den Sherpa-Sirdar Nima Lama vor. Nima Lama ist Ende zwanzig, hat fröhliche, schlaue funkelnde Schlitzaugen, eine kurze, kräftige Figur und einen runden Kopf mit dem tibetischen Bürstenhaarschnitt eines Lamas. Nima ist ein wirklicher Lama. Auf der Brust trägt er ein silbernes Kästchen mit einem vom Dalai Lama gesegneten Amulett. Mit solchen heiligen Verbindungen kann ja nichts mehr schief gehen, glaube ich, zumal A.K.-Sherpa, wie ihn jedermann in Kathmandu nennt, uns versichert, daß Nima Lama ein erfahrener Bergsteiger sei, der bereits mit Edmund Hillary unterwegs gewesen ist. Ich bin dennoch etwas skeptisch, habe aber andererseits keine andere Wahl, als Ang Kami zu glauben. Da wir den schwierigen und gefürchteten Trashi Laptsa zwischen dem Rolwaling und dem Khumbu bezwingen wollen, habe ich allen Grund, meine Zweifel zu unterdrücken und sowohl Ang Kami als auch Nima Lama mein volles Vertrauen zu schenken. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, daß Nima den Trashi Laptsa nicht kannte. Meine Zweifel werden noch bestätigt, als ich ihn irgendwann unterwegs frage, - vermutlich als ich entdeckte, daß Nima unsere Eisschrauben in Kathmandu vergessen hatte - welche Berge er schon bestiegen hätte. Ich bekomme zur Antwort, daß er bisher auf keinem "großen" gewesen sei. Meine nächste Frage ist logischerweise, welche "kleinen" Berge er denn dann bestiegen hätte, und ich höre ungläubig, es seien nur "sehr, sehr kleine" gewesen. Ich beschließe, um meines Seelenfrieden willens, das Verhör lieber abzubrechen und unser Schicksal in die Hände der tibetischen Götter zu legen. Später stelle ich zu meinem Schrecken auch noch fest, daß er offensichtlich nicht mit einem Seil umgehen kann und noch nie Steigeisen getragen hat. Wenn Nima Lama wirklich auf einer Hillary-Expedition gewesen ist, dann ganz sicher nur als Koch! Als wir an einem wunderbar klaren, kalten, tauffrischen Nachmonsuntag im Oktober 1980 zum Mount Everest aufbrechen, ahne ich allerdings noch nichts von diesen Katastrophen. Wir wollen die schönste, dafür aber auch die schwierigste Route zum höchsten Berg der Erde anpacken. Sie führt durch den Rolwaling-Himalaya und dann über den gefährlichen, fast 6 000 Meter hohen Trashi Laptsa in den Khumbu, das Herzland der Sherpa. Es ist kein Problem, in Bahrabise am Arniko Rajmarg, wie die von den Chinesen gebaute "Tibet-Straße" von Kathmandu nach Lhasa genannt wird, Träger zu finden. Sie stehen überall herum und nehmen jede Ladung an, die nicht schwerer ist als vierzig Kilogramm. Wir haben die langen schweißtriefenden Trägerkolonnen, die, gebückt unter ihren Tragkörben, oft wochenlang unterwegs sind, bereits während der Fahrt im überfüllten Bus von Kathmandu nach Bahrabise gesehen. |
Östlich von Kathmandu, Nepals Hauptstadt: Thimi mit dem Langtang-Himal im Norden
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Dolalghat im Sun-Fluss-Tal: Unsere Träger prüfen unser
Expeditions-Gepäck für die nächsten Monate: Blick nach Nordosten
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Bahrabise 1 200 liegt im tropisch-heißen Sun-Fluss-Tal:
Bahrabise ist der Ausgangspunkt unserer "Ersten Namibia Trekking Expedition'80"
in den Rolwaling und den Khumbu: Gerd Kuchling zur Linken
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Bahrabise 1 200 m im Sun-Fluss-Tal: Blick nach Norden in
Richtung Kodari und zur Tibetischen Grenze
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Aus meinen Tagebüchern unserer 1980-Trekking-Expedition in den Rolawaling und in den Khumbu:
Die Träger befestigen die Last an einem über die Stirn
laufenden Band, so daß sie sich auf Stirn und Rücken verteilt. Oft genug endet die
schweißtreibende Schinderei in einer kleinen Batti, einer dunklen, verräucherten Kneipe
in Kathmandus Altstadt, wo die Träger ihr sauer verdientes Geld in Tschang und Rakschi
umsetzen. In ihrem leeren Tragkorb tragen sie dann eine kleine Götterfigur zurück, um
die daheimgebliebene Frau darüber hinwegzutrösten, daß das Geld für den langersehnten
Baumwollstoff in den Battis von Kathmandu geblieben ist. Diese Träger, die Nepals
größte Berufsgruppe darstellen, da ja immer noch der überwiegende Teil des
Warenverkehrs auf menschlichem Rücken abgewickelt wird, sind zwar zerlumpt und barfuß,
aber dennoch stets fröhlich und zum Lachen aufgelegt, bewegen sich mit kleinen
Tanzschritten heimwärts und begnügen sich mit dem, was sie haben und ohne zu begehren,
was sie nicht haben können. Nima Lama hat in wenigen Minuten fünf Träger mit ihren Tragkörben angeworben. Alle Träger, die uns in den nächsten Wochen von Bahrabise am Bhote Kosi Fluss bis hoch in den Rolwaling-Himalaya begleiten sollen, sind Thamang. Sie bekommen den von der Regierung festgesetzten Lohn von zwanzig nepalischen Rupien am Tag (1980) - das sind knapp zwei US Dollar - und am Schluß ein kräftiges Bakschisch (Anfang der neunziger Jahre ist der festgesetzte Trägerlohn im nepalischen Mittelland immer noch zwei bis drei US Dollar, nur sind das jetzt mehr als hundert nepalische Rupien). Dieser Lohn scheint für die schwere, körperliche Arbeit, die die Träger zu leisten haben, sehr niedrig zu sein. Durch den festen Satz hilft die Regierung, das wirtschaftliche Gleichgewicht zu halten. Eine drastische Erhöhung der Trägerlöhne für Trekkingunternehmungen und Expeditionen könnte das gesamte Wirtschaftsgefüge Nepals durcheinander bringen. Die jahrtausendalte Trägerroutine im Himalaya schreibt vor, daß sich die Träger auf dem Marsch selbst verpflegen müssen. Das gilt natürlich nicht für Gebiete des Hoch-Himalaya über 4 500 Meter, wo eine Verpflegung aus dem Lande heraus nicht mehr möglich ist. Wir nehmen es mit diesem unsozialen Grundsatz allerdings nicht so genau. Bahrabise liegt nur 800 Meter hoch und ist der tiefste Punkt unserer Tour. Von hier aus hoffen wir, auf 6 000 Meter zu steigen. Der kleine Ort besteht aus den schönen Natursteinhäusern der Sunwar, deren Schieferschindeldächer wie in den Alpen mit Steinen beschwert sind. Es ist tropisch warm hier unten, und wir sehen trotz der Nähe der tibetischen Grenze noch keine Schneeberge. Die unglaublich steilen, bewaldeten Hänge steigen hier von dem weiß schäumenden Bhote Kosi auf über 4 000 Meter an. Am Fuße sind sie mit Hunderten von Ackerbauterrassen übersät, die erst in etwa 2 500 Meter Höhe von dichtem Urwald abgelöst werden. Wir genießen unsere letzte Mahlzeit in der "Zivilisation" in einer kleinen dunklen Batti. Wir essen Nepals Nationalspeise, Dhalbat, Reis mit Linsen. Wir freuen uns an den kleinen Sunwarkindern, die draußen, mit dem gleichen Lärmaufwand wie alle Kinder der Welt, ihre herbstlichen Drachen aufsteigen lassen. Dann endlich beginnt unser eigentlicher Treck, der uns zu den höchsten Bergen der Welt führen soll. Unsere kleine Expedition wird viele hundert Kilometer zu Fuß zurücklegen und dabei einige zehntausend Meter Höhendifferenzen hinauf und hinunter überwinden. Wir verlassen nun die moderne Zivilisation mit ihren Annehmlichkeiten wie elektrischer Energie, Telephon, Fahrzeugen und Computern und tauchen in das nepalische Mittelalter ein. Von jetzt ab sind wir völlig auf uns selbst angewiesen. Es gibt keinerlei moderne Kommunikationsmittel, keine Ärzte und Krankenhäuser, Postämter, Restaurants und auch keine Läden mehr, wo man irgend etwas kaufen könnte, was in der heutigen Zeit zur Gewohnheit geworden ist, außer vielleicht die nepalischen Zigaretten. Unsere Träger und wir müssen alles, was wir in den nächsten Wochen an Ausrüstung, Verpflegung und Brennmaterial brauchen, auf unseren Rücken tragen. Als Höhepunkt höchsten Luxus haben wir neben unseren Trägern und unserem Sirdar auch noch einen Koch, Indra Bahadur Mangar, der die recht einförmigen, kärglichen und meist vegetarischen Mahlzeiten zubereiten wird. Das normale Himalaya-Trägerdasein, so wie es sich hier seit Jahrtausenden abspielt, nimmt Form an. Der Tagesablauf wird nicht etwa durch unsere Wünsche, sondern durch die Trägerroutine bestimmt. Hinter Bahrabise geht es auf unregelmäßigen Stufenwegen, die Hunderte von Metern aufsteigen, sofort sehr steil hoch. Der Treppenweg, der über halsbrecherische Steine führt, will und will kein Ende nehmen, so daß man bereits nach der ersten halben Stunde die Nase restlos voll hat. Bei tropischen Temperaturen läuft der Schweiß unangenehm brennend in die Augen, und man würde am liebsten wieder umkehren. Aber dann winkt ein wilder Feigenbaum mit verlockendem Schatten, in dem es sich unsere Träger schon bequem gemacht haben. Sie haben unter dem als heilig geltenden Pipalbaum ihre schweren Tragkörbe auf "Chautaras", Traglastabsetzmauern, abgestellt, ohne dabei die Last abnehmen zu müssen. Solche Chautaras gibt es in unregelmäßigen Abständen überall entlang der Fußpfade in Nepal. Die vielen Träger, die dauernd auf den endlos hinauf- und hinabführenden Fußpfaden unterwegs sind, treffen sich hier, setzen sich zu ruhigen Gesprächen nieder und rauchen auch schon mal eine ihrer selbst gedrehten Blätterzigaretten. |
Von Bahrabise steigen wir von 1200 m auf 2 400 in Ohreni: Die
ersten schweißtreibenden hundert Meter kommen mir wie eine "Besteigung des Mount
Everest" vor: Unsere Träger schleppen die 25 kg Lasten auf dem Rücken hoch: Blick
nach Osten in Richtung Ohreni
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Eines von vielen "Chautaras" (Absetzmäuerchen für
Träger mit ihren schweren Rückenlasten ) auf einem Nepalischen "Bato"
(Fußpfad) nach Okhreni: Blick nach Norden in das Bhote Kosi-Tal in Richtung Tibet
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Das Sunwar-Dorf Okhreni (Die Sunwar sind eines der vielen
nepalischen Völkerschaften: Sie leben zwischen den Newar im Westen im Tal von Kathmandu
und den Sherpa im Osten: Blick nach Süden in das Sun Kosi-Tal
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Der Hindu-Tempel von Okhreni: Unser erster Nachtstop auf unserem
Trek
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Aus meinen Tagebüchern unserer 1980-Trekking-Expedition in den Rolawaling und in den Khumbu:
Es kommt mir so vor, als wären von drei Nepali ständig
einer unterwegs. Die Menschen, die wir treffen, scheinen in die Landschaft einbezogen zu
sein. Sie sind ein inhärenter, harmonischer Teil ihrer Umwelt. Trotz ihrer viel
schwereren Gepäcklasten empfinden sie die Strapazen nicht so stark wie wir. Das kann
nicht nur an ihrer besseren Fitness und Akklimatisierung liegen. Die Götter ihrer Heimat
scheinen mit ihnen zu sein. Sie drehen beim Laufen ihre Gebetsmühlen, opfern einer der
vielen Götterfiguren eine Handvoll Reis oder schlagen die Tempelglocken an den kleinen
Tempelschreinen am Wegesrande an. So halten sie Dämonen und böse Geister fern. Wir
dagegen fühlen uns bereits hier in dieser gemäßigten Gebirgslandschaft wie ausgesetzt,
ausgeliefert und alleine, mit allerlei eingebildeten oder wirklichen kleinen
gesundheitlichen Problemen und Wehwehchen behaftet. Wir sind uns der vielen Gefahren auf
diesen elenden Pfaden sehr gut bewusst. Wir, die wir im westlichen Aktivdenken befangen
sind, suchen ständig das Neue, die Überraschung, bisher unbekannte Aussichten,
vielleicht unbewusst auch die Gefahr. Unsere Träger jedoch sind nach den Prinzipien des
tibetischen Buddhismus Teil des Kosmos und nicht menschliche Fremdkörper. Aber auch wir lernen. Man hetzt nicht mehr, die "Welt der Zahlen" ist versunken. Man begreift unwillkürlich, daß der Lebensrhythmus im Himalaya ein anderer ist. Nach der ersten schweißtrocknenden Pause geht es bei tropisch-schwülen Temperaturen weiter die zahllosen Treppen den Berg hoch. Die Sonne sticht, der Rucksack drückt und an den Füßen melden sich die ersten Blasen. Ich mag gar nicht an die vielen Wochen denken, die mit dieser Art des Reisens noch vor uns liegen. Nach einigen weiteren hundert Höhenmetern erreichen wir einen kleinen Hindutempel, Okhreni, wo ich zu meiner grenzenlosen Erleichterung feststelle, daß die Träger jetzt, um etwa vier Uhr nachmittags, bereits dabei sind, abzupacken. Ich beginne, die Trägerroutine des Himalaya recht sympathisch zu finden und ruhe mich erst mal gründlich im Schatten aus. Schließlich sind wir heute von 800 Meter auf stolze 1 320 Meter Höhe gestiegen. Ich fühle mich allerdings so, als ob ich gerade den Mount Everest bestiegen hätte. Unser Koch, Bahadur, hat inzwischen seine rußigen Töpfe auf der offenen Feuerstelle aufgebaut und macht erst einmal Tee. Nach dem Tee gibt es ein typisches Thamangessen: Currykartoffeln, rohe Tomaten und Zwiebeln, sowie ein sehr scharfes, grünes Chiligemüse. Ständig kommt und geht irgendwer an unserem Rastplatz vorbei und läutet, nachdem wir ausgiebig bestaunt worden sind, die schöne alte Tempelglocke. Wir richten unseren Schlafplatz auf einer Art Plattform vor dem Tempel ein. Über uns, im ersten Tempelgeschoss, schlafen unsere Träger, zu denen sich auch einige sehr hübsche Trägerinnen, die Didis genannt werden - Didi heißt "ältere Schwester" -, gesellt haben. Die Küche befindet sich ebenfalls im ersten Geschoss, denn sie gilt als heiliger Raum und muß daher dem Himmel so nah wie möglich sein. Der Rauch quillt durch alle Ritzen nach unten in unsere Richtung. Später beginnt von oben auch Staub auf unsere Schlafsäcke herunterzurieseln. Die Didis singen die halbe Nacht hindurch ihre monotonen Gesänge. Die Sterne leuchten und die Grillen zirpen, und irgendwo im Süden, in Richtung Indien, wetterleuchtet es - es ist genauso schön wie zu Hause in Afrika. |
Das Sunwar-Dorf Karthali: Blick in das Sun Kosi-Tal im Süden
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Ein Sunwar-Haus in Karthali: Im Hintergrund das Sun Kosi-Tal
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Aus meinen Tagebüchern unserer 1980-Trekking-Expedition in den Rolawaling und in den Khumbu:
Am nächsten Morgen kommt der Priester und läutet alle
Glocken in ihren verschiedenen Tonhöhen. Die Hindugottheit Ganesha, der elefantenköpfige
Sohn Shivas, und der heilige Dreizack daneben, werden mit Blumengirlanden geschmückt, und
Ganesha bekommt - wie jeden Tag - auch einen roten Punkt, den Tika, auf seine Stirn
gemalt. Nach dem mageren Frühstück geht es gleich wieder steil hoch. Wir überqueren in 1 550 Meter Höhe die Hänge des Sun Kosi Flusses. Ganz kurz sehe ich einmal in der Ferne an der tibetischen Grenze einige hohe schneebedeckte Berge. Die aus Natursteinen gebauten Sunwarhäuser haben auch hier schiefer-gedeckte Dächer. Wir treffen Träger, die jeweils zwei große Schieferplatten, jede etwa fünfundzwanzig Kilogramm schwer, mit Hilfe des Stirnbandes schweißtriefend bergauf schleppen. Bei einem der Sunwarhäuser erlebe ich den Aufbau einer Opfermandala, eine sehr seltene tibeto-buddhistische Zeremonie. Die Mandala ist eine besonders geheimnisvolle Form tibetischer Symbolgestaltung. Sie stellt eines der ältesten Symbole der Menschheit dar, ein Sinnbild für den gesamten Erdkreis. Die Mandala besteht aus streng geordneten, geometrischen Zeichen, hauptsächlich Kreisen und Quadraten, die von vielen tibetischen Gottheiten und einer buddhistischen Zentralfigur in der Mitte aufgelockert werden. Sie bedeutet eine Meditationshilfe, eine Hilfe zur Erleuchtung und Selbsterkennung. Die Mandala mit ihrer Zentralfigur soll die Versenkung in sich selbst, die höchstmögliche Konzentration, intensivieren. Sie ist eine Brücke zum Kosmos. Eine Opfermandala wird nach strengen Regeln, unter Aufsicht eines Lamas, aus verschiedenfarbigen Körnern, Steinen und Blumen kunstvoll aufgebaut. Sie vertritt einen uralten tantrischen Opferkult, um das Gleichgewicht zwischen der Welt der Menschen und der kosmischen Ganzheit darzustellen. Opfer-Mandala-Zeremonie in der Spituk-Gompa in Ladakh, 1999
Während ich fasziniert dieser Opfermandalazeremonie zuschaue, ist unser Koch mit leichtem Gepäck vorgelaufen, um gegen 11 Uhr bei irgendeinem Haus oder einer kristallklaren Quelle das meist kärgliche und wenig abwechslungsreiche Mittagessen bereit zu haben. Bahadur ist offensichtlich der einzige, der diese Gegend hier kennt, aber er läuft so schnell, daß er leider oft vergisst, den Weg für uns mit Pfeilen zu markieren. So passiert es immer wieder, daß wir uns verlaufen. Der Schweiß läuft nach wie vor, an den Füßen öffnen sich die ersten Blasen. Wir wandern durch herrliche Rhododendronwälder, die in der Vormonsunzeit ganz zauberhaft blühen müssen. Bei subtropischen Temperaturen steigen wir auf über 2 200 Meter hoch. |
Das Sunwar-Dorf Dolangsa ist das letzte Dorg vor dem Tinsang La
3 319 m und unser zweiter Nachtstop ehe wir am nächsten Tag den Tinsang La angehen
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Aus meinen Tagebüchern unserer 1980-Trekking-Expedition in den Rolawaling und in den Khumbu:
Bei einem Bauernhaus bieten uns freundliche Sunwarmädchen
eiskaltes Yoghurt an. Im Nachbarhaus wartet unser Koch mit dem Mittagessen. Danach geht es
durch dichten Urwald, vorbei an vielen Wasserfällen, auf glitschigen Steinen
balancierend, zu einem Pass hoch. Hier oben wehen Gebetsfahnen, um die Dämonen des
Himalaya fernzuhalten. Von der Passhöhe haben wir den ersten Blick auf das Sherpadorf
Dolangso und den sich darüber auftürmenden, fast 3 400 Meter hohen Pass, Tinsang
La. Trübe Nebelschwaden ziehen schnell das Tal hoch, bald beginnt es auch zu regnen.
Mühselig tasten wir uns durch den gießenden Nachmittagsregen auf den glatten Wegen
vorwärts. Die Sherpahäuser von Dolangso sind im Gegensatz zu den Trockenmauerwerkhäusern der Sunwar weiß gestrichen. Oberhalb des Dorfes liegt unter tropfnassen, hohen Bäumen die von Gebetsfahnen flankierte Gompa, die auf den ersten Blick keinen sehr einladenden Eindruck macht. Die Gebetsfahnen flattern traurig im Regenwind. Gerd Kuchling und ich sitzen derweil in der schwarz-verrußten Klosterküche und schreiben Tagebuch. Der Rauch zieht von der offenen Feuerstelle in der Mitte des Raumes durch die Schindeln ab. Draußen spielen Sherpakinder mit Steinen, die sie immer wieder hochwerfen. Es ist offensichtlich eine Art Glücksspiel. Eine schlampig wirkende, nicht sehr saubere Frau mittleren Alters ist der Lama der Gompa. Sie beweist uns, daß sie genauso gut und geräuschvoll spucken kann wie ihre männlichen Kollegen. Für fünf nepalische Rupien Klosterspende schließt sie das düstere Kloster auf. Über den bewaldeten Bergen um uns herum, die so hoch und steil wie der Mont Blanc sind, hängen Nebelwolken, aus denen immer noch unfreundlich-grauer, durchnäßender, kalter Nieselregen fällt. Wir schlafen auf ausgerollten Strohmatten auf der offenen Veranda vor dem Gompa-Hauptraum. Die ganze Nacht hindurch knattern die Gebetsfahnen im Wind, und über den Mahabharatbergen im Süden wetterleuchtet es in tollen Lichtkaskaden. Der erste volle Trekkingtag, der bereits mehr als eine Blase an den Füßen hinterließ, war für mich eine harte Erfahrung. "Ganz gut" meinte Nima Lama, "aber morgen werdet ihr erst richtig laufen!" |
Der Tinsang La 3 319 m mit seine subtropischen Bergurwäldern
formt die Kulturgrenze zwischen den hauptsächlich Hinduistischen Sunwar und den
Buddhistischen Sherpa in Ost-Nepal
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Aus meinen Tagebüchern unserer 1980-Trekking-Expedition in den Rolawaling und in den Khumbu:
Der nächste Morgen beginnt mit der üblichen Katzenwäsche im eiskalten Gießbach, der in Stromschnellen hinter der Gompa hinabschäumt. Nach zwei Tassen Tee, den üblichen Vitaminpillen, einigen Keksen und etwas Langtangkäse, den wir aus Kathmandu mitgebracht haben, brechen wir kurz nach sechs Uhr auf. Die Träger haben bereits aufgepackt und ziehen hintereinander in langer Reihe in den tropfnassen Urwald. Es geht hinter der Gompa von Dolangso gleich steil hoch. Wir packen die schlüpfrigen und steinigen Wege recht unlustig an. Die herrlichen Rhododendronwälder werden immer wieder von Lichtungen unterbrochen. Durch die Waldwiesen, die von wilden Himbeeren überwuchert werden, fließen kristallklare Bäche. |
LAPCHI KANG: VOM TINSANG LA 3 319 m ZUM SHERPA-DORF CHILANGKA
Copyright of Map: Research Scheme Nepal Himalaya (Schneider Maps): Lapchi
Kang: 1 : 50 000
Blick auf das Sherpa-Dorf Ruphtang: Blick in das Tamba Kosi-Tal im Osten
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Unsere Träger auf unserem Wege nach Ruphtang: Blick nach Osten
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Die ersten Tschörten (Buddhistische Reliquienschreine) zeigen,
dass wir das Buddhistische Sherpaland betreten haben: Blick nach Osten in das Tamba
Kosi-Tal
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Aus meinen Tagebüchern unserer 1980-Trekking-Expedition in den Rolawaling und in den Khumbu:
Bald tauchen die ersten Manimauern auf. Sie zeigen, daß
wir im buddhistischen Sherpaland angekommen sind. Manimauern werden aus einer Vielzahl von
Steinen und Felsplatten aufgeschichtet, in die Gebetsformeln des tibetischen Buddhismus
eingraviert sind. Die Mauern erfüllen den gleichen Zweck wie Gebetsfahnen und
Gebetsmühlen. Sie sollen die guten Götter des tibetischen Buddhismus gnädig stimmen und
die Dämonen fernhalten, und sie dürfen nur im Uhrzeigersinn umschritten werden. Nur
unser Koch, der ein Hindu aus dem west-nepalischen Mangar-Bereich ist, hält sich nicht an
diese heilige Regel. Der Passweg scheint einfach kein Ende nehmen zu wollen. Ebensowenig will die Nadel des Höhenmessers nach oben rücken. Keuchend und schwitzend erreichen wir dann doch irgendwann die zwei Tschörten und die flatternden Gebetsfahnen, die anzeigen, daß wir den Tinsang La (3 319 Meter) bestiegen haben. Leider versteckt sich der Hoch-Himalaya, den wir hier zum ersten Mal zu erblicken hoffen, hinter Wolken. Wir sehen hinter vom Winde zerfetzten Baumgerippen nur ein Meer von bizarren Wolkengebirgen. Plötzlich öffnen sich die Wolken ein wenig, und wir erhaschen einen ersten Blick auf den mächtigen, eisgepanzerten, 7 145 Meter hohen Gaurisankar. Beim steilen Abstieg müssen die mühsam erschwitzten Höhenmeter wieder preisgegeben werden. Auf einer Waldlichtung inmitten der wilden Rhododendron-Urwälder machen wir Rast. In einer schäbigen Waldhütte trinken wir warmen Yoghurt. Andere Nahrungsmittel können die armen Gebirgsbewohner dieser Gegend nicht zum Verkauf anbieten. Die Landwirtschaft des Himalaya wird noch immer auf einer rein selbstversorgender Grundlage betrieben. Jede Familie erzeugt nur das, was sie verbraucht, und oft sind Nahrungsmittel so knapp, daß man nichts verkaufen kann, ohne die Familie dem Hunger auszusetzen. Wir müssen von dem leben, was wir mit Hilfe der Träger mitgenommen haben. Die Hauptmahlzeit des Tages ist das "porter lunch", das normalerweise zwischen zehn und elf Uhr, nachdem wir schon einige Stunden unterwegs waren, eingenommen wird. Diese Mahlzeit gibt es in drei verschiedenen Variationen: Die Träger essen ihren Tsampa, den mit Buttertee angerührten Gerstenbrei, Sirdar und Koch nehmen nach Sherpa-Art Nudeln mit scharfer Sauce zu sich, und wir bekommen "Pancakes" mit Fisch- oder Fleischkonserven dabei. Den Nepali schmecken unsere westlichen Nahrungsmittel nicht, sie ziehen die ihnen bekannten vor. Rast wird dort gemacht, wo es Wasser und Feuerholz gibt. Die Steine an diesen Regel-Rastplätzen sehen so aus, als ob sie über die Jahrhunderte von Tausenden von nackten Füßen poliert worden sind. Beim weiteren Abstieg durch die tropfnassen Urwälder begegnen wir Herden von Wasserbüffeln, die von Thamang- oder Sherpahütejungen auf ihre Weiden getrieben werden. Wasserbüffel sind, genauso wie Yaks, ziemlich störrische Tiere, die durchaus ihrem eignen Kopf folgen. Wenn sie grasen wollen, dann grasen sie, und es ist schwierig, sie zum Weiterlaufen zu motivieren. Um sie am Grasen zu hindern, tragen die plumpen, schlammverkrusteten, grau-schwarzen Tiere Maulkörbe aus Stroh. Diese verbundenen Wasserbüffelschnauzen sehen äußerst komisch aus. Wir steigen am Morgen steil ab. Es geht von 3 319 Meter auf nur noch 1 800 Meter Höhe. In dem kleinen Thamangdorf Ruphtang überschreiten wir auf einer schwankenden Holzbohle einen eiskalt dahinschießenden Gletscherbach. Am Nachmittag geht es dann im strömenden Regen in schier endloser Bergsteigerei wieder auf 2 500 Meter hoch. Unser Tagesziel ist heute das lamaistische Kloster Bigu. |
Von Ruphtang: Blick nach Osten in das Tamba Kosi-Tal
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Buddhistische Tschörten zwischen Ruphtang und Bigu Gompa:
Tschörten werden auch heutzutage von den frommen Sherpa gebaut (rechtes Photo)
Copyright of Photos Dr. Klaus Dierks
Bigu Gompa 2 650 m: Unser dritter Nachtstop
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Aus meinen Tagebüchern unserer 1980-Trekking-Expedition in den Rolawaling und in den Khumbu:
Langsam zehren unsere Körper ihre Energiereserven auf.
Man kann geradezu spüren, wie die Kräfte dahinschwinden. Es ist nicht nur das Wetter,
das einen fertig macht, sondern auch die vielen kleinen eingebildeten oder nicht so
eingebildeten körperlichen Probleme. Immer wieder kommt selbstquälerisch die Frage auf,
welcher Teufel einen geritten hat, sich auf eine solche Unternehmung einzulassen. Auf einer Höhe machen wir im Regen Rast. Einer unser Thamangträger schimpft vor sich hin, die anderen lachen. Er hat gerade einen großen Stein in seinem Korb entdeckt, den ihm seine Kollegen früher am Tage hineingezaubert haben, und den er jetzt die letzten paar hundert Höhenmeter hochgeschleppt hat. Wir erleben hier ein Beispiel ganz typischen nepalischen Trägerhumors. Wahrscheinlich ist ein Trägerdasein in Nepal, das aus einer vierzig Kilogramm schweren Last auf dem Rücken und täglich einigen Händen voll Tsampa besteht, ohne diesen Humor nicht zu ertragen. Wir treffen hier oben auch einige Sherpafrauen und -männer, die dabei sind, aus Lehm eine große, den tibetischen Göttern wohlgefällige Tschörte zu bauen. Die Bruchsteine, die diesen harmonisch geformten Reliquienschrein später verkleiden sollen, liegen daneben. Sie lachen und scherzen und freuen sich sichtlich über uns und den Stein im Tragkorb des Trägers. Die Sherpa bieten uns Pellkartoffeln mit unglaublich scharfer Chilisauce und selbst gebrautem Tschang an. Hier erleben wir auch die ersten Juga, die nepalischen Blutegel, die größte Plage der Himalayawälder der Monsunzeit. Im Nebel und Regen erreichen wir das Kloster Bigu, einen einfachen, viereckigen weißen Bau mit einer Votivgebetsmühle auf dem roten Wellblechdach. In der Gompa bewundern wir die schönen Wandmalereien mit den vielen verwirrenden Darstellungen des Vajrayana-Buddhismus. Zum Schlafen beziehen wir eines der kleinen Klosterhäuser, die sich um die Hauptgompa gruppieren. Wir wohnen im Obergeschoss, während im Erdgeschoss gekocht wird. Der tränentreibende Rauch zieht durch die klaffenden Risse des Holzfußbodens nach oben und streicht über unsere Schlafsäcke. Einige jämmerlich aussehende, zerlumpte weibliche Bewohner der Gompa weichen uns nicht von den Fersen, bis jede eine individuelle "Klosterspende" erhalten hat. Der neue Tag beginnt mit Nima Lamas morgendlichem Gebetsgemurmel, das sich, monoton und mit stakkatoartiger Geschwindigkeit dahingesprochen, bis zu einer halben Stunde ausdehnen kann. Währenddessen zieht Bahadurs Frühstücksrauch bereits durch alle Ritzen und reizt die Schleimhäute. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als aufzustehen. Beim ersten Blick nach draußen sehen wir, daß es über Nacht auf den tibetischen Grenzbergen nördlich von uns geschneit hat. Jetzt, am Morgen, ist das Wetter herrlich. Die steilen, zackigen Berge der Trangmar-Danda-Gebirgskette mit dem über 5 000 Meter hohen Ama Bamare sind klar gestochen in den morgendlichen Himmel gezeichnet. Wir zeigen Nima Lama und unserem Koch, Indra Bahadur Mangar, auf der Karte die Nähe der tibetischen Grenze. Beide sind sichtlich beunruhigt. Kurz nach sechs Uhr brechen wir auf. Es geht wieder abwärts, und Nima hat gleich am frühen Morgen den Weg verloren. Wir klettern querfeldein über die zahllosen Reisterrassen hinab. Das macht mit den Hunderten von senkrechten Begrenzungsstützmauern, die wir übersteigen müssen, den taufeuchten Reisfeldern, den vielen Brennnesseln und Blutegeln wirklich keinen großen Spaß mehr. Die gesamte Landwirtschaft beruht hier auf dem intensiven Terrassenanbau. Die schmalen Terrassen sind Jahrhunderte alt, viele Generationen haben an den zahllosen, aus einzelnen Bruchsteinen errichteten Mäuerchen und den kunstvollen Bewässerungsanlagen, durch die das Wasser auf die einzelnen Terrassen verteilt wird, gearbeitet. Die Terrassenhänge sehen wie Treppen aus, die in den Himmel zu führen scheinen. |
Unser Abstieg von der Bigu Gompa nach Chilangka 1 900 m: Vorne
läuft unser Sherpa-Führer Nima Lama und hinten Gerd Kuchling
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Chilangka: Im Hintergrund die Fünftausender der Lapchi Kang
Bergkette: Blick nach Norden
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Chilangka: Blick nach Süden: In der Mitte des Photos unser
Sherpa-Führer Nima Lama
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Unsere Träger bei Chilangka: Sie rasten auf einem der
zahlrreichen "Chautaras" (Lasten-Absetzmäuerchen)
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Aus meinen Tagebüchern unserer 1980-Trekking-Expedition in den Rolawaling und in den Khumbu:
In neunzig Minuten sind wir 700 Meter abgestiegen. Erst als wir wieder Manimauern und Chautaras vorfinden, wissen wir, daß wir den richtigen Weg wiedergefunden haben. Kurz nach acht Uhr kommen wir in dem schönen Thamangdorf Alampu an, das mit den vielen bunten Blumen im Vordergrund einen bezaubernden Kontrast zu den beschneiten Trangmar-Danda-Bergen im Hintergrund abgibt. Alampu liegt genau über dem Zusammenfluss von Samling Khola, der an der tibetischen Grenze entspringt, und Amatol Khola, der vom Tinsang La kommt. In einem malerischen Haus, das von Blumen geradezu überwuchert ist, warten wir auf unsere Träger, die um einiges später auf dem richtigen Weg angetrabt kommen. Von hier geht es weiterhin die steil geneigten Hänge bergab bis zum 500 Meter tiefer gelegenen Samling Khola. Die Aussicht, daß wir die mit schmerzenden Knien abgestiegenen Höhenmeter auf der anderen Talseite wieder mühselig hochklettern müssen, hebt nicht gerade unsere Laune. |
Östlich von Chilangka am Thuran Khola (Fluss) haben wir unseren
vierten Nachtstop: Wir werden hier von Tausenden von blutdürstigen Leeches (Blutegel)
geplagt
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Östlich von Chilangka am Thuran Khola müssen wir eine von
Hunderten von haarsträubenden "Sherpa-Aufleger-Brücken" über die munteren,
tosenden Gletscherflüsse des Hoch-Himalayas queren: Schwindelfreiheit ist angesagt
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Aus meinen Tagebüchern unserer 1980-Trekking-Expedition in den Rolawaling und in den Khumbu:
Unten angekommen, überqueren wir den Samling Khola, einen
munter dahinschäumenden eiskalten Gletscherfluss, auf einer Brücke, die aus zwei lose
nebeneinander liegenden, glitschigen Holzbohlen besteht. Leider ist die rechte Bohle
völlig verrottet, und man muß sich auf der linken Bohle, allen Mut zusammennehmend, Fuß
für Fuß vorsichtig hinübertasten. Die wackelige "Auslegerbrücke" schwebt
mindestens zehn Meter über den Stromschnellen des Samling Khola. Wer da hineinfällt,
kann nur noch auf eine bessere Wiedergeburt hoffen! Die nepalischen Brückenkonstruktionen
beeindrucken auch abgebrühte, harte Bergsteiger immer wieder ungemein und verlangen beim
Hinüberbalancieren jedes Mal neue Mutproben ab. Selbst Nima Lama setzt nur sehr zögernd
seine Füße auf dieses lebensgefährliche Meisterwerk einer Brücke. Den nächsten Wildbach müssen wir direkt überqueren, da die letzte Brücke vor einigen Jahren weggespült worden ist. Ich muß an die lapidare Bemerkung auf meiner Trekking-Landkarte denken, die nüchtern darauf aufmerksam macht, daß damit gerechnet werden müsse, daß "Brücken ohne Vorankündigung verschwinden können". Als ich wieder vor dieser nicht ganz ungefährlichen Durchquerung meine Schuhe ausziehe, sehe ich, daß meine Socken blutverklebt sind: Blutegel! Nima Lama wirft große Felsbrocken in den Fluss, um eine "Behelfsbrücke" zu bauen. Er will sich das Schuheausziehen ersparen und trotzdem trockenen Fußes hinüberkommen. Beim Stein- zu-Stein-Springen gleitet er jedoch aus und fällt in die eiskalte Strömung. Er ist von Kopf bis Fuß nass, und die Träger haben etwas zu lachen. Aber es ist noch einmal glimpflich abgegangen! Bei solchen Flussüberquerungsmanövern kann man leicht seine Ausrüstung oder mehr verlieren. Auf der anderen Seite geht es leider wieder hoch. Ich quäle mich, oft schweißtriefend und nach Luft ringend, diese mühsamen Stufen- und Klippenwege hinauf und hinunter. Ich überquere Steilhänge, von denen ich mich normalerweise ferngehalten hätte oder rutsche sie einfach hinunter. Die Schönheit der nepalischen Landschaft lenkt mein erschöpftes Gemüt jedoch immer wieder von der ermüdenden Gleichförmigkeit des Marschierens ab, das oft nur noch ein Stolpern ist. Oft genug aber hindern mich die Entbehrungen und Mühsal, die das endlose Auf und Ab auf halsbrecherischen Pfaden mit sich bringt, daran, die herrliche Natur, die Weite und Stille der tiefeingeschnittenen Täler, die farbenfrohen terrassierten Felder, die Blumen an den Häusern und die Gebetsfahnen an den Manimauern wirklich zu würdigen und zu genießen. Mit Sehnsucht schaue ich einem kleinen Flugzeug nach, das Touristen zu den höchsten Bergen der Welt fliegt. Es ist seit mehreren Tagen der erste Laut der Zivilisation. Allerdings kommt es mir so vor, als ob ich schon jahrelang unterwegs sei, und ich würde etwas darum geben, wenn ich an diesem Komfort da oben im Flugzeug teilhaben könnte. Das Motorengeräusch der modernen Zeit klingt mir in dieser räderlosen Umwelt wie Hohn in den Ohren. Die Körperpflege wird leider nur sehr sporadisch wahrgenommen. Unser Tag beginnt meist bereits vor sechs Uhr morgens. Die Bande zur zivilisierten Welt zerrissen an dem Tag, an dem wir Bahrabise an der Tibet-Straße verließen. Waschen kann man sich nur, wenn Wasser in der Nähe ist, und das ist nicht allzu häufig der Fall. Bei einem Treck durch den Himalaya genießt die Körperhygiene während der normalen Marschroutine keine allzu große Priorität. |
LAPCHI KANG: VON CHILANGKA 1 900 m IN DAS TAMBA KOSI-TAL NACH GONGAR
Copyright of Map: Research Scheme Nepal Himalaya (Schneider Maps): Lapchi
Kang: 1 : 50 000
Aus meinen Tagebüchern unserer 1980-Trekking-Expedition in den Rolawaling und in den Khumbu:
Beim Marschieren ist ohnehin jeder sich selbst der
Nächste. Die Gedanken kreisen viel zu häufig um schmerzende Füße, Knie und Schultern,
sowie um die ständigen Zweifel, ob man wohl durchhalten wird oder auch nicht. Die anderen
Teilnehmer der Expedition werden einem immer gleichgültiger. Eine Expedition in den
Himalaya besteht nicht aus einer Gruppe ausgelassener, gesprächiger Bergsteiger, die auf
gepflegten Wanderwegen durch eine der schönsten Landschaften der Welt läuft. Die Wirklichkeit im Himalaya sieht anders aus. Nach stundenlangem, oft qualvollem Laufen zieht sich jeder in sich selbst zurück. Man ist mit seinen Problemen, Leiden, Gedanken und Sorgen vollauf beschäftigt. Das "Scheuklappenstadium", das erste der drei psychologischen Stadien auf einer Himalaya-Expedition, ist erreicht. Alle halbe Stunde legen wir eine Rast ein und sammeln uns gegenseitig die Blutegel ab - eine wirklich widerliche Angelegenheit. Auf Salz reagieren die "Juga" empfindlich. Nima Lama gibt mir ein Stück Rohsalz, das ich an die Blutegel halte, die daraufhin sofort von der Bißstelle abfallen. Nima schlägt beim Laufen ohne Unterlass auf Zweige und Büsche vor uns, um die Blutegel herabzuschütteln, die zu Millionen in diesen feuchten, subtropischen Wäldern herumwimmeln, sich auf jeden Warmblüter stürzen und tatsächlich auch immer wieder ihren Weg in unsere hohen, dichtgeschnürten Bergschuhe finden. Die Wunden schmerzen nicht, wollen aber nicht aufhören zu bluten und stellen gefährliche Infektionsherde dar. Meine Socken sind immer wieder blutverkrustet und sehen nicht sehr schön aus, wenn auch nicht so schlimm wie die nackten Beine unserer Träger. Nima Lama, der ein stolzer Sherpa ist, schaut offensichtlich ein wenig auf die Thamang herab. Er spricht mit gutmütigem Spott von ihnen und erzählt uns beispielsweise, daß sie Katzen und Ratten äßen. Allerdings höre ich dasselbe auch von den Thamang über die Sherpa. Viel weiter als solche Neckereien scheinen die Spannungen zwischen den verschiedenen Völkern in Nepal nicht zu gehen. Ich habe jedenfalls nie echte Feindseligkeit erlebt. Um elf Uhr morgens fängt es bereits an, in Strömen zu gießen. Bis zu unserem geplanten Tagesziel, Laduk, schaffen wir es heute bestimmt nicht mehr. Die Berghänge, die wir jetzt queren, sind oft steiler als eins zu eins und wieder mit Hunderten von etwa zwei bis drei Meter hohen Ackerbauterrassen bedeckt. In den gewittrigen Mittagsschauern werden die schmalen, steilen Fußpfade noch gefährlicher als sonst. Der Weg führt, wie immer, steil hinauf und hinunter. Ein Stückchen völlig ebenes Weges, und sei es auch nur hundert Meter lang, scheint es in Nepal nicht zu geben. Wir ziehen an der kleinen Dorfschule von Chilangka vorbei. Als die vielen fröhlichen, rotznasigen, apfelbäckigen Kinder uns entdecken, schreien sie alle den nepalischen Willkommensgruß: "Namaste, Namaste!" Die Schule besteht aus einem einzigen Raum, der nur durch eine lochähnliche Öffnung in der Bruchsteinmauer betreten werden kann. Der gestampfte Lehmboden ist mit sauberen Strohmatten ausgelegt, auf denen die Kinder im Schneidersitz hocken. Etwa dreißig Kinder, zwischen fünf und dreizehn Jahren, sitzen in kleinen Gruppen zusammen. Sie lesen die sanskritähnlichen Devanagari Buchstaben mit ungeheurer Geschwindigkeit und machen dabei einen Lärm, wie Kinder es überall auf der Welt tun würden. Kurz vor vier Uhr nachmittags erreichen wir das kleine Thamangdorf Tschersawa. Die Träger sind weit hinter uns zurückgeblieben. Wir ziehen heute nicht mehr weiter. Auf der anderen Seite des Thuran Khola versperrt ein gefährlich aussehender Erdrutsch mit Steinschlaggefahr unseren Weg. Wir beschließen, diese Strecke besser erst morgen früh anzupacken. Wir schlafen in einem verrußten Bauernhaus auf einer Lehmterrasse zwischen den Hühnern, von denen eins für uns zum Abendessen geschlachtet wird. Später stellt sich heraus, daß es ganz sicher das magerste und zäheste Exemplar war, das in Tschersawa aufzutreiben war. Auf dem engen Altan werden Strohmatten ausgerollt, auf denen wir dann unsere Schlafsäcke aufschlagen. Unsere Träger kommen erst um fünf Uhr müde angekeucht, als es schon anfängt, dunkel zu werden. Wie alle Thamang-Häuser, die ich bisher gesehen habe, ist auch dieses Haus eine fensterlose Höhle mit einer Feuerstelle in der Mitte, ohne Schornstein oder Kamin. Dazwischen wimmeln Hühner, schwarze Schweine und Ziegen herum. Von der dick-verrußten Decke hängen Maiskolben herab. So leben wir in dieser abgelegenen Umwelt ohne Eile und Zwang, weit entfernt von der Zivilisation, ohne nach dem Gestern und Morgen zu fragen und nur unseren natürlichen Bedürfnissen unterworfen. Wir bekommen mehr und mehr das Gefühl, daß wir bereits seit Jahr und Tag auf diese Art und Weise unterwegs sind. Die Nacht auf der schmalen, geländerlosen Lehmplattform unter dem Sternenhimmel erinnert mich an Afrika. Nur das in Nepal immer vorhandene Wasserrauschen fehlt der nächtlichen Stille in Namibia. Nach der unerlässlichen Katzenwäsche im eiskalten Gletscherbach geht es früh los. Meine Knie schmerzen noch von der gestrigen Anstrengung. Einige Meter unterhalb des Dorfes müssen wir den reißenden Thuran Khola überqueren. Das heranschießende Wasser reicht bis über die Knie und schwemmt Geröll in der Größe von Tennisbällen heran. Ein Sturz in dieses tosende Wasser ginge ganz bestimmt nicht glimpflich ab. Nach der Flussüberquerung steht uns der steinschlaggefährdete Hang bevor. Von nahem besehen, ist er nicht so schlimm, wie wir erst befürchtet haben. Wir queren den Hang vorsichtig, Mann für Mann und Schritt für Schritt, und sind danach froh, daß wir diese steile Fläche aus losem Geröll sicher hinter uns gebracht haben. Die Blutegelplage ist heute nicht weniger lästig als gestern. Meine ewig feuchten Bergschuhe wimmeln von Juga, die immer wieder ihren Weg in die Socken hineinfinden und mir das Blut abzapfen. Wir passieren das kleine Thamangdorf Laduk etwas oberhalb. Hier treffen wir zwei kleine, vielleicht zehn Jahre alte Mädchen, die auf diesen spiegelglatten Pfaden Tragkörbe mit Gartenerde schleppen. Ich hebe einen an und stelle fest, daß er sicher schwerer als mein etwa fünfzehn Kilogramm wiegender Rucksack ist. |
Östlich von Chilangka: Die Dorfschule von Laduk
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Blick von Laduk in das Tamba Kosi-Tal im Südosten
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
In Laduk verlasen wir das in einer west-östlichen Richtung
verlaufenden Sangawa Khola-Tal und marschieren nach Norden in Richtung Rolwaling und
Tibet: Blick in das Tamba Kosi-Tal mit den 6 000 m und 7 000 m hohen Himalayagipfeln
des Rolwaling (Grenze mit Tibet) im Hintergrund: Die Buddhistische Tschörte muss immer im
Uhrzeigersinn umgangen werden
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Zwischen Laduk und Jagat: Blick in das Tamba Kosi-Tal im
Südosten (linke zwei Photos)
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Zwischen Laduk und Jagat: Blick in das Tamba Kosi-Tal im
Südosten: Von Jagat, das immer noch 2 200 m hoch liegt klettern wir herunter in die Tamba
Kosi-Schlucht nach Gongar 700 m
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Aus meinen Tagebüchern unserer 1980-Trekking-Expedition in den Rolawaling und in den Khumbu:
Hoch über dem Tamba Kosi, der durch eine der
Haupt-Durchbruchs- Schluchten des Himalaya fließt und aus Tibet kommt, biegen wir nach
Norden ab. Von einer großen Tschörte haben wir einen überwältigenden Blick auf das
teilweise von Wolken verhüllte, über 7 000 Meter hohe Gaurisankarmassiv. Der Weg
wird ab hier durch tief ausgespülte Querrinnen und unzählige, von unter den Füßen
wegrollenden Steine noch unpassierbarer als vorher. Zwischendurch geht es auch immer
wieder über zahllose unregelmäßige Treppenstufen auf und ab. Wir machen bei einem einsam gelegenen Thamang-Bauernhaus Mittagsrast. Der zerlumpte Bauer und seine Familie empfangen uns mit nepalischer Freundlichkeit. Der Bauer ist gerade dabei, mit einem primitiven Holzhakenpflug den Hausacker zu pflügen. Die Frau des Hauses folgt ihm nach und pflanzt mit einem Grabstock die Kartoffeln. Selbst hier, in dieser weltfernen ländlichen Ecke von Nepal, sind Bevölkerungsexplosion und Mangel an anbaufähigem Boden, der durch Erosion und rücksichtsloser Abholzung der einheimischen Wälder ständig zunimmt, ein ungelöstes Problem. Die Produktivität der Landwirtschaft muß daher unbedingt gesteigert werden. Achtzig Prozent aller nepalischen Bauern bauen Erdfrüchte an, aber die Anbaumethoden sind, wie hier in Gyalsung, immer noch vorsintflutlich. Der Boden wird mit einer Hacke umgegraben oder mit einem primitiven, oft von Menschen gezogenem Holzhakenpflug umgepflügt. Dünger ist fast unbekannt. Menschliche und tierische Exkremente werden gebraucht, um den wachsenden Energiebedarf zu decken. Die Weidegebiete sind hoffnungslos überstockt. Die meisten Bauern sind noch Pächter auf dem Grund und Boden, der den Großgrundbesitzern Nepals gehört. Von einer graduierlichen, gesunden Landreform wird in Kathmandu zwar geredet, aber in der Praxis wird wenig getan. Die Verschuldung der Pächter ist ungeheuer. Schon einige hundert Rupien - nach unseren Maßstäben ein lächerlicher Betrag - bedeuten für einen nepalischen Bauern viele Jahre harter Arbeit, und nur in seltenen Fällen können die Schulden völlig abgelöst werden. Von diesen Problemsituationen der ländlichen Bevölkerung Nepals ahnt der oberflächliche Beobachter im Allgemeinen nichts. Die immer vorhandene Freundlichkeit und Gastfreiheit lassen von diesen kaum überwindlichen und immer größer werdenden Schwierigkeiten nur wenig spüren. Der Sohn des Hauses hat eine entsetzliche, bereits brandige Wunde am Fuß. Wir können nicht feststellen, was die Ursache dieser Verletzung ist. Hier oben gibt es natürlich keinerlei ärztliche Hilfe. Er kann mit diesem Bein auch nicht mehr die sechs Tage nach Kathmandu laufen, und wir können ihm nicht helfen. So muß er wohl elend zugrunde gehen. Der psychische Stress wird bei diesem Anblick, bei dem Gedanken des Nichthelfenkönnens und der nicht vorhandenen ärztlichen Versorgung - auch für uns selbst - noch größer. Es nimmt nicht wunder, daß die durchschnittliche Lebenserwartung der Nepali immer noch weniger als dreißig Jahre beträgt. Fünfundneunzig Prozent der gesamten Bevölkerung lebt ohne regelmäßige ärztliche Versorgung, achtzig Prozent hat noch nie einen Arzt gesehen. Malaria ist unter den vielen Krankheiten, die hier vorkommen, der größte Mörder. Nur das alt-nepalische Volk der Tharu im Terai soll gegen Malaria immun sein. Tuberkulose tritt häufig auf, was möglicherweise auf die weitgehende Unterernährung und andere Mangelerscheinungen zurückzuführen ist. Andere Plagen sind Asthma und Kropf, sowie Geschlechtskrankheiten und das auch in Nepal langsam zunehmende " HIV-Aids". Typhus grassiert, und Amöbeninfektionen sind die häufigste Todesursache bei Kleinkindern. Choleraepidemien und selbst Aussatz kommen immer wieder vor. Bei dieser Sachlage ist unsere gut ausgestattete Rucksackapotheke nur ein geringer Trost.Am Nachmittag ziehen sich in den Tälern, die vor dem Gaurisankar liegen, schwere Gewitter zusammen. Es gibt unwahrscheinliche Regenbogenstimmungen über diesen tiefen, V-förmigen Tälern, die oft Tausende von Meter tief abfallen. Wir waschen uns - wohl das letzte Mal, ehe es in den Hoch-Himalaya geht - gründlich und splitterfasernackt unter einem eisigen Wasserfall. Die Träger schauen derweil verlegen zur Seite. Unsere Körper sind im Nu von Blutegeln übersät, die wir uns dann gegenseitig absammeln. In dem winzigen Dorf Jagat, das nur aus drei Häusern besteht, übernachten wir wieder auf dem schmalen, geländerlosen Balkon eines schönen, mit Schnitzereien verzierten Thamanghauses. Um 18 Uhr liegen wir - wie jeden Tag - bereits in unseren Schlafsäcken. Etwa tausend Meter unter uns rauscht in einer tiefen Schlucht der Tamba Kosi dahin. Ringsumher erheben sich die steilen, mehr als viertausend Meter hohen bewaldeten Berge. Im Norden stehen im Mondschein in erhabener Einsamkeit die gewaltigen Eisgipfel des Rolwaling-Himal. Beim Aufstehen erlebe ich nach langer traumloser Nacht das jeden Morgen gleiche Hörspiel. Nima Lama betet bereits seit geraumer Zeit in seiner Ecke vor sich hin. Der in der Nacht aufgekommene Regen trommelt auf das Holzschindeldach, der feuchte Holzrauch bringt unsere Augen zum tränen, und eine Thamangfrau zerstampft im Holzmörser Gerste und Mais zu Tsampa. Überall wimmeln Kleinkinder, struppige Hunde, Hühner und schwarze Schweine herum. Ich fühle mich recht schlapp heute morgen und merke leider, daß meine Verdauung gar nicht in Ordnung ist. Während ich, in trübe Betrachtungen versunken, hocke, bin ich, wie in den letzten Tagen schon so oft bei derartigen "Geschäften", von einem Kreis neugieriger, rotznasiger Kinder umgeben, die nicht einsehen wollen, daß mir ihr Verhalten äußerst lästig ist. Nach dem Frühstück geht es heute zur Abwechslung einmal nicht steil bergauf, sondern steil bergab. Wir müssen fast tausend Meter tief in die Tamba Kosi Schlucht absteigen. Die Gewissheit, daß diese gleichen Höhenmeter heute nachmittag wieder aufgestiegen werden müssen, ist nicht gerade erheiternd. Meine schon seit Wochen andauernden schweren Halsschmerzen mit hartnäckigem Husten sind über Nacht schlimmer geworden. Ich spucke dicken, grünen Schleim auf die nepalischen "Batos". Das entspricht in diesem Augenblick meiner moralischen Verfassung! Die Vegetation im Tamba Kosi ist tropisch. Überall zwischen den Urwaldbäumen wachsen Bananen- und Papayastauden. Wir bewundern die farbenprächtigen Schmetterlinge und die Vielfalt der exotischen Vögel. Der Weg ist heute auch nicht besser als gestern. Er ist, immer wieder von Erdrutschen unterbrochen, glatt und schlüpfrig. Manchmal ist er nur zwei Hände breit und klebt an senkrechten, viele hundert Meter abfallenden Abstürzen. Alle Viertelstunde wird angehalten, um die Blutegel von den Beinen zu entfernen. Im normalen Zustand sind die "Juga" ein bis zwei Zentimeter lange, sehr dünne Fadenwürmer. Sobald sie ein Opfer gefunden haben und sich festgesaugt haben, schwellen sie auf ein Vielfaches ihres Durchmessers an und werden auch beträchtlich länger. Neben dem bereits erwähnten Rohsalz hilft auch ein brennendes Streichholz, sie zum Abfallen zu bewegen. Abreißen hilft nicht, weil dann Teile des Blutegels in der Wunde zurückbleiben und fast immer zu bösen Entzündungen führen. Ein von Westen kommender Wildbach, der Gongar Khola, wird auf einem stark schwankenden Baumstamm überquert. In der Ferne sehen wir die schönen Scheeberge der Lapchi Kang Bergkette an der tibetischen Grenze. Bei Gongar treffen wir auf den Hauptkarawanenweg, der von Charikote über Chhogsham nach Tibet führt. Wir begegnen einer Reihe von Trägern, die Salz aus Tibet transportieren. Dieser früher so wichtige Salzhandel zwischen Tibet und Nepal wird erst seit 1980 wieder im beschränktem Maße von den Chinesen geduldet. Trotzdem ist das salzlose Nepal immer noch gezwungen, seinen Salzbedarf hauptsächlich in Indien zu decken. Der Tausch von landwirtschaftlichen Gütern gegen indisches Salz spielt eine ungeheure Rolle im nepalischen Warenverkehr. In den Wintermonaten tragen einige hunderttausend nepalische Bauern ihre kärglichen, den Feldern mühsam abgerungenen Produkte nach Süden zu den Marktplätzen an der indischen Grenze. Toni Hagen hat versucht, die Zahl der Bauern zu schätzen, die jedes Jahr vier bis acht Wochen unterwegs sind, um ihre Produkte gegen Salz einzutauschen und kam auf die unglaubhafte Zahl von zwei bis drei Millionen wandernder Bauern. Das Transportwesen, das immer noch fast ausschließlich auf Träger angewiesen ist, wird durch eine Geschichte beleuchtet, die ich 1960 in Kathmandu erzählt bekam. Die damaligen Zustände haben sich in der Zwischenzeit trotz mehrerer Fünfjahrespläne für den Straßenbau nicht wesentlich geändert. Im Winter 1957/58 litten das Tal von Kathmandu und der Osten Nepals unter einer schweren Hungersnot. Die Vereinigten Staaten von Amerika sprangen ein und boten Lebensmittelhilfe an, obwohl der westliche Teil des Landes zu jener Zeit einen Reisüberschuss geerntet hatte, mit dem ganz Nepal hätte ernährt werden können. Wegen der fehlenden modernen Verkehrswege war es für die nepalische Regierung jedoch günstiger, amerikanisches Getreide über Kalkutta nach Nepal einzuführen, anstatt einige Monate lang eine ganze Armee von Trägern in Bewegung zu halten, um den westnepalischen Reis in den Osten des Landes zu transportieren. Tribeni im Tamba Kosi-Tal |
Gongar in der Tamba Kosi-Schlucht: Linkes Photo: Blick nach
Norden in das Rolwaling-Tal, das aus dem Osten kommt: Rechtes Photo: Unser Sherpa-Führer
Nima Lama (rechts) und unser Koch (Bahadur)(links): In Gongar haben wir unsere fünfte
Übernachtung
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
LAPCHI KANG: FROM GONGAR 700 m IN THE TAMBA KOSI GORGE INTO THE ROLWALING VALLEY
Copyright of Map: Research Scheme Nepal Himalaya (Schneider Maps): Rolwaling
(Gaurisankar): 1 : 50 000
In Gongar trekken wir in die feucht-heiße Tamba Kosi-Schlucht:
Blick nach Norden
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Eindrücke aus der feucht-heißen Tamba Kosi-Schlucht: Blick
nach Norden (drei linke Photos) und Blick nach Süden (rechtes Photo)
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Aus meinen Tagebüchern unserer 1980-Trekking-Expedition in den Rolawaling und in den Khumbu:
In Gongar machen wir mit den tibetischen Salzhändlern
Mittagsrast. Nima Lama will diese Begegnung sicher zu geruhsamen Gesprächen ausnützen.
Offiziell entschuldigt er sich damit, daß es zwischen Gongar und der tibetischen Grenze,
auf die wir zusteuern, kein trockenes Holz zum Feuermachen gäbe. Hier endlich habe ich
die Gelegenheit, meine ewig durchnässten Bergschuhe in der Sonne zu trocknen. In einer
recht primitiven strohgedeckten Hütte haust eine Thamangfamilie. Sie lebt hier am Ende
der Welt. Die Menschen sind armselig und zerlumpt, befinden sich aber in einer
paradiesischen Umwelt. Wir stellen fest, daß diese Thamang noch nie in Kathmandu, das sie
Nepal nennen, gewesen sind. Bahadur Mangar will wohl vor den tibetischen Salzhändlern mit
seinen Kochkünsten prahlen und überschlägt sich geradezu in der Auswahl seiner
kulinarischen Genüsse. Es gibt Reis mit Brennnesselgemüse in scharfer Currysause. Es
wundert mich wirklich nicht mehr, daß wir immer kraftloser werden! Gongar ist die letzte Thamangsiedlung im Tamba Kosi Tal. Die nächste Siedlung, Simi Gaon (Bohnendorf), ist wieder eine Sherpaniederlassung, und dort beginnt das ersehnte Sherpaland, das auf das Dach der Welt führt. Nördlich von Gongar ziehen wir durch eine der tiefsten und engsten Durchbruchsschluchten im ganzen Himalaya. Vor der Grenze zu Tibet liegt nur noch eine Sherpasiedlung, Lamabagar, die wir aber nicht sehen werden, da wir vorher nach Osten in das Rolwaling-Tal abbiegen. Der mühselige Marsch durch die wildromantische Tamba Kosi Schlucht ist ein ganz großartiges Erlebnis für uns. Die fast senkrechten, schwindelerregend hohen Felswände über uns sind mit tropischer Vegetation überwuchert. Hunderte von Meter hohe Wasserfälle, die sich manchmal bereits in halber Höhe in Wasserstaub auflösen, scheinen vom Himmel zu fallen. Der handbreite, von Feuchtigkeit glatte Pfad schwebt wie eine am Felsen angeklebte Leiste hoch über dem Tamba Kosi, der in Stromschnellen wild zwischen den hausgroßen Felsbrocken dahinschäumt. Überall sieht man bunte Eidechsen und farbenprächtige Vögel, die dieses geradezu unheimlich wirkende Paradies abrunden. An einigen Stellen ist die Schlucht so eng, daß sich der Tamba Kosi in haushohen Wellen und brüllendem Getöse durch die glatten Felswände hindurchzwängen muß. Wir selbst müssen immer wieder durch herabstürzende Wasserfälle hindurchmarschieren und werden dabei natürlich von Kopf bis Fuß nass. |
In Chetchet queren wir die Tamba Kosi-Schlucht auf einer zwei
Hände breiten glitschigen Baumstammbrücke über den aus Tibet kommenden tosenden
Gletscherfluss Tamba Kosi: Niemand, der nicht absolut schwindelfrei ist, sollte es wagen,
dieses Meisterstück der Brückenbaukunst zu betreten: Von hier ab klettern wir von 800 m
auf 2 019 m in Simi Gaon (Tibetisch: Dakchö) nach Osten in das Rolwaling-Tal: Blick nach
Norden
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Aus meinen Tagebüchern unserer 1980-Trekking-Expedition in den Rolawaling und in den Khumbu:
An der engsten Stelle der Tambaschlucht gibt es eine
bedenklich schwankende Hängebrücke an rostigen Drahtseilen, die vermutlich von den
Dorfschmieden von Those hergestellt wurden. Beim Betreten schwankt die ganze Konstruktion
beängstigend hin und her, man sollte sich deshalb auch nur einzeln hinüberwagen. Sie ist
ständig in eine Wolke von Wasserstaub gehüllt. Nach glücklicher Überquerung dieser kühnen Fußgängerbrücke geht es von 1 400 Meter auf einem steilen Zickzackweg einen 700 Meter hohen Felsen hoch, den die Sherpa Langur-Klippen nennen. Das Wort "Langur" heißt Affe und deutet daraufhin, daß es in dieser Gegend die ersten möglichen Yeti-Anwärter gibt. Die typische Himalayalandschaft, die steil aufragenden Felswände, die dichten schweigenden Urwälder unterhalb der Baumgrenze, die ersten Eisriesen des Rolwaling - alles dies könnte die Heimstätte für den geheimnisvollen Fels- und Schneemenschen sein. Rolwaling und Khumbu gelten als die letzte Zuflucht für dieses mysteriöse, menschenähnliche Wesen. |
Wir sind die ersten tausend Höhenmeter von Chetchet in Richtung
Simi Gaon hochgestiegen: ZurLinken unser Sherpa-Führer Nima Lama
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Slebst die Sherpa-Kinder müssen schon schwere Lasten tragen
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Blick nach Nordwesten von Simi Gaon in die Tamba Kosi-Schlucht
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Wir haben fast die Gompa von Simi Gaon erreicht:
Tibetisch-Buddhistische Tschörten
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Blick nach Westen von Simi Gaon in die Tamba Kosi-Schlucht
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Die große Gebetsmühle (Mani-Mühle) in der Gompa von Simi Gaon
2 100 m mit unserem Sherpa-Führer Nima Lama: Simi Gaon ist unser sechster Nachstop
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Aus meinen Tagebüchern unserer 1980-Trekking-Expedition in den Rolawaling und in den Khumbu:
In einer Stunde haben wir die siebenhundert Meter
Höhendifferenz überwunden. Ich bin froh, daß wir Simi Gaon und damit die Schwelle zum
Hoch-Himalaya erreicht haben. Die hoch über den Langur-Klippen gelegene Streusiedlung hat
etwa dreihundert Einwohner. Nachdem wir an einer schönen Manimauer gerastet haben,
steigen wir zur Gompa hoch, die über dem Dorf auf einer Höhe von 2 019 Meter liegt.
Der Lama des Klosters schließt ein uraltes, handgeschmiedetes tibetisches
Vorhängeschloss auf, und wir betreten den Hauptraum der Gompa. Nima Lama wirft sich der
Länge nach vor dem Hauptaltar mit dem Standbild des Guru Rimpoche, einer der Propheten
des tibetischen Buddhismus, nieder. Das mit ausgebreiteten Armen Auf-den-Bauch-Werfen ist
eine besonders anrührende Gebärde der frommen Tibeter vor ihren Göttern. Der
Tempelraum, Dukhang genannt, ist unter einer niedrigen Holzdecke, an der man sich leicht
den Kopf stoßen kann, voller warmer Schatten auf den bunten Holzmalereien und den vielen
funkelnden Gegenständen: meditierende vergoldete Buddhas, grell-bunt verzerrte Fratzen
erzürnter Dämonen des tibetischen Buddhismus, Pfauenfedern, Gongs, Lamatrompeten und
Butterteegefäße. In vielen Fächern sind die einhundertundacht heiligen Bücher des
Kangschur, der Bibel des tibetischen Buddhismus, untergebracht. In einem kleinen Raum
neben dem Dukhang befindet sich eine schön bemalte zylindrische Gebetsmühle aus Holz,
deren Höhe und Durchmesser etwa drei Meter betragen. Die Manimühle ist bis zum Rand mit
heiligen Gebetspapieren gefüllt, und jeder knarrenden Umdrehung entspricht das Sprechen
der Gebete aller dieser Papiere. Nach jeder Umdrehung der Mühle erklingt eine melodische
Glocke, die den Göttern die weitere Vollendung dieser frommen Aktivität anzeigt. Wir
schlagen unser Nachtlager direkt zu Füßen der Manimühle auf. Sherpakinder holen Wasser aus einer weit entfernten Quelle. Zur Belohnung erhalten sie von uns Süßigkeiten, auf Nepali Mitho genannt. Sie öffnen dabei ihre Hände genauso wie die Kinder in Namibia. Mitho sind bei Sherpakindern, wie bei allen Kindern der Welt, sehr beliebt. Nach der Begrüßung "Namaste" folgt meist sogleich das Wort "Mitho". Allerdings raten die Ärzte vom Edmund Hillary Hospital in Khunde ab, allzu freigebig mit Mitho zu sein, da durch die von Touristen hereingebrachten und vorher weitgehend unbekannten Mitho die Zahnfäule in Nepal, bei fehlender zahnärztlicher Versorgung, immer mehr zunimmt. Wir blicken von der Gompa in das tiefe, waldreiche Tamba Kosi Tal, das im Norden von zackigen, eisgepanzerten Gebirgsketten abgeschlossen wird, die weit nach Tibet hineinreichen. Die andere Seite des Bergrückens, auf der die Gompa von Simi Gaon liegt, fällt steil in das Rolwaling-Tal ab. Leider ist der Gaurisankar hinter Wolken. Es ist tröstlich zu wissen, daß es jetzt hauptsächlich nur noch bergauf geht und keine tiefen Täler mehr überquert werden müssen. Bahadur verwöhnt uns heute abend mit chinesischen Spagetti und Spiegeleiern. Als es tief unten im Tambatal bereits dunkel wird, taucht plötzlich ein von den letzten Sonnenstrahlen getroffener namenloser Schneegipfel in Tibet auf. Er leuchtet noch einmal wie ein geheimnisvolles Juwel, und dann reißen auch noch die Wolken im Nordosten für Sekunden auf und geben das mächtige, unirdisch wirkende Eismassiv des heiligen Gaurisankar frei. Zu Füßen der großen Gebetsmühle von Simi Gaon schlafen wir in dieser Nacht gut, wenn auch etwas beengt. |
Von Simi Gaon müssen wir weitere 1 000 m durch die
Regendurchweichte Bergurwälder des Unteren Rolwaling aufsteigen: Nima Lama und einige
unserer Träger ppassieren eine
Buddhistischen Mani-Mauer im Uhrzeigersinne
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Die Wald-Siedlung Shakpa 2 850 m
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Aus meinen Tagebüchern unserer 1980-Trekking-Expedition in den Rolawaling und in den Khumbu:
Am nächsten Morgen ist alles grau in grau. Die Berge sind
in dichten Nebel gehüllt, aus dem es unaufhörlich nieselt. Das Wetter ist wirklich zum
Verzweifeln! Es ist für mich keine Überraschung, daß sich meine wochenlange Erkältung
über Nacht in die Bronchien verzogen hat. Wir sitzen trübsinnig vor der Gompa im
Nebelregen und zwingen uns Tschapaties, das indische Fladenbrot, sowie indische
Erdnussbutter, Langtang-Käse, Marmelade aus dem nepalischen Terai, sowie schwarzen Tee -
Pika Tscha - die wunden Kehlen hinunter. Nach diesem Luxusfrühstück geht es durch
dichten, tropfenden Urwald und den immer stärker werdenden Regen zahllose steile,
unregelmäßige Serpentinen hoch. Mit der größeren Höhe wird es bald spürbar kälter.
Der Wald ist in undurchdringlichen Nebel gehüllt. Der nicht endenwollende Regen geht uns durch und durch und läßt uns alle erstarren. Ich segne die zweckmäßige Bergsteigerkleidung, über die wir glücklicherweise verfügen. Unsere Träger dagegen sind nur in Baumwollfetzen gehüllt und laufen barfuß. Einige besitzen fadenscheinige Decken, die sie als Regenschutz benutzen. Ich empfinde unseren Trägern gegenüber eine tiefe Zuneigung, die ihnen gegen den Regen leider jedoch auch nicht hilft. Auf etwa 2 700 Meter Höhe liegt eine kleine Siedlung, Shapka, die sich als nichts weiteres als eine elende Waldhütte entpuppt. Wir kaufen hier Yakbutter, die bereits ranzig ist, was sich allerdings erst später herausstellt. Sie gibt dem tibetischen Buttertee - Bö Tscha - wenigstens die richtige Geschmacksnote. Dann geht es im Regen auf entsetzlichen Waldwegen, über schlüpfrige Felsen und auf flechtenbewachsenen Baumstämmen, über die wir balancieren und die glatt wie Eis sind, weiter. Das ganze Unternehmen ist eine unmenschliche Schinderei, und das erst recht, wenn man sich nicht gesund fühlt und keine ärztliche Hilfe zur Verfügung hat. Das "Scheuklappenstadium" erreicht seinen ersten Höhepunkt! Ich frage mich immer wieder, ob diese Quälerei noch irgendeinen vernünftigen Sinn hat. Ich kann mich nicht einmal mehr an den herrlich weiß- und rotblühenden Magnolienbäumen erfreuen. Um 11 Uhr 30 sitzen wir im Regen auf moosbewachsenen Steinen und machen Mittagsrast. Mein Appetit ist unter diesen Umständen nicht so gut wie sonst. Auch nach der Mittagspause will der Regen nicht aufhören. Wir waten durch knöcheltiefen Schlamm und klettern über schlüpfrige Felsblöcke. Wir tasten uns über die berüchtigten Bretter an senkrechten Felswänden, eine äußerst fragwürdige, instabile Konstruktion aus Astgabeln, die auf kleinen Felsvorsprüngen verkeilt ist. Auf diese Astgabeln werden Zweige und Bretter gelegt, über die man mit dem Gesicht zum Fels vorsichtig hinüberbalanciert. Aber das Scheuklappenstadium sorgt dafür, daß mir die Bretter - und alles andere ebenso - herzlich gleichgültig sind. |
Abgebrannte Gebirgsurwälder im Unteren Rolwaling, vor vielen
Jahren durch Blizschlag zerstört
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Orchideen in den Bergurwäldern dews Unteren Rolwaling
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Der Bergpfad von Shakpa nach Beding klebt manchmal geradezu an
den senkrechten Felswänden: Irgendwo in den Bergurwäldern haben wir unseren siebten
Nachtstop
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Aus meinen Tagebüchern unserer 1980-Trekking-Expedition in den Rolawaling und in den Khumbu:
Der Körper glüht im Fieber, die Lunge pfeift. Aber
wenigstens gewinnen wir - langsam aber sicher - an Höhe. Am frühen Nachmittag erreichen
wir wieder 3 000 Meter. Später ziehen wir durch einen abgebrannten Zedernwald, der,
den Erzählungen der Sherpa zufolge, vor einem halben Jahrhundert durch Blitzschlag ein
Raub der Flammen wurde und sich nie wieder regeneriert hat. Durch die unheimlichen
schwarzen Baumstümpfe hindurch habe wir einen faszinierenden Blick auf die
Rolwalingschlucht, die so steil, wild und tief ist, daß nicht einmal die Sherpa des
Rolwaling in der Lage waren, eine Route hindurchzufinden. Der dunkle Abgrund ist so dicht
bewaldet, daß wir nicht den Boden ausmachen können. Nur das Tosen des Rolwaling Flusses
tönt zu uns herauf. Um 15 Uhr 30 beschließen wir, auf einer steinigen Lichtung in einem wunderbaren Zedernwald direkt am rauschenden Rolwaling Chu unser Nachtlager einzurichten. Es regnet immer noch in Strömen. Während wir unsere Zelte aufschlagen, reißen plötzlich die Wolken für einige Minuten auf. Im Osten stehen in wunderbarer Klarheit, direkt vor uns, die eisigen Riesenberge des Rolwaling-Himalaya. Bahadur bekommt es unter diesen feuchten Umständen tatsächlich fertig, mit klatschnassem Holz Feuer zu machen. Als Energiespender gibt es tibetischen Buttertee mit der ranzigen Yakbutter aus Shapka. Leider haben unsere Träger diese Butter in einem ungegerbten Sack aus Yakfell transportiert. Durch diese betrübliche Tatsache ist unser Tee, kulinarisch recht pikant, mit Yakhaaren durchmischt. Ich trinke diese echte "Himalaya Delikatesse", die mir aus meiner Zeit mit den Soldaten der Volksrepublik China im Jahre 1959 noch in frischer Erinnerung ist, mit recht gemischten Gefühlen. Im Gegensatz zu damals kann ich den unangenehmen Yakbuttergeschmack diesmal jedoch mit einem Schluck "Khukri Rum" verfeinern. Als ich dann um 18 Uhr in den tröstlichen und glücklicherweise schnell warm werdenden Schlafsack krieche, habe ich das Gefühl, daß viel Schlimmeres nicht mehr über mich kommen könne. Dabei ist mir klar, daß dies alles, was wir bisher erlebt haben, nur ein harmloser Spaziergang gegenüber dem ist, was uns noch bevorsteht. Wirkliche Grenzerlebnisse und die Zeiten, wo wir keine "Luft zum Atmen" mehr haben werden, hält das Schicksal noch für uns bereit. Nach der ersten wirklich kalten Nacht mit Frost und Raureif auf den Bäumen haben wir am nächsten Morgen schönstes, völlig klares, wolkenloses Wetter. Unsere bedauernswerten Träger sassen und lagen die ganze Nacht dichtgedrängt um das Feuer herum, schlugen Hände und Arme gegeneinander und versuchten ziemlich vergeblich, sich warm zu halten. Heute werden sie ihre Dienste mit der Ankunft im fast 4 000 Meter hohen Beding beenden und mit ihrem sauer verdienten Geld in wärmere Regionen zurückkehren. |
ROLWALING: VOM UNTEREN ROLWALING NACH BEDING, DEM HAUPTORT DES ROLWALING
Copyright of Map: Research Scheme Nepal Himalaya (Schneider Maps): Rolwaling
(Gaurisankar): 1 : 50 000
Bei 3 200 m haben wir den Hoch-Himalaya des Rolwaling
erreicht: Erster Blick auf den Gaurisankar (Der heilige Jomo Tseringma de Tibeter) 7 146
m, einstmal als der höchste Berg der Erde angesehen: Blick nach Nordosten
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Im Osten tauchen einer nach dem anderen die gewaltigen
Sechstausender des Rolwaling auf: Blick auf den Kang Nachugo 6 735 m
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Aus meinen Tagebüchern unserer 1980-Trekking-Expedition in den Rolawaling und in den Khumbu:
Im Osten ragen zwei gewaltige Eisriesen des Rolwaling in
den klaren, tiefblauen Nachmonsunhimmel, der Chekigo (6 275 Meter) und weiter im
Süden der Tabayabyum (5 555 Meter). Vor diesen Bergen muß Beding, der Hauptort des
Rolwaling, liegen. Wir wandern den wunderbaren Gipfeln entgegen, nachdem wir um sechs Uhr
aufgebrochen sind. Zunächst geht es über die vom gestrigen Regen noch feuchten Wege
durch die letzten Tannenwälder vor der Baumgrenze, die hier bei etwa 4 000 Meter
beginnt. Immer wieder erwarte ich, plötzlich einem Himalayabären, den es hier noch
häufig geben soll, gegenüberzustehen. Einmal sehe ich im Unterholz ein Tier
davonhuschen, das wie ein Waschbär aussieht. Nach einer Stunde kreuzen wir die verrottete
Holzbrücke über den Rolwaling Chu und laufen auf der nördlichen Talseite weiter. Bei
der Durchquerung der Tongmarnangschlucht, die direkt vom Manlunggletscher herunterkommt,
erhebt sich der 7 145 Meter hohe Gaurisankar, ein gewaltiger, doppelgipfliger
eisgepanzerter Berg, direkt über uns. Langsam bekommt die Schinderei dieses Trecks einen
Sinn. Obwohl wir uns bereits einige Tage im Herzen des Hoch-Himalaya aufhalten, haben wir die wirklich hohen Berge erst heute morgen in voller Klarheit zu Gesicht bekommen. Mit jeden weiteren hundert Höhenmetern, die wir hochsteigen, tauchen immer neue Berge des Rolwaling auf. Den ganzen Tag haben wir den mächtigen Gaurisankar vor Augen. Mit jedem Kilometer, den wir zurücklegen, ändert sich sein Aussehen. Wir haben das Dach der Welt erreicht! Für die frommen Bewohner des Himalaya ist der Gaurisankar der allerheiligste Berg des höchsten Gebirges der Erde. Der "Weg" und damit die erste Phase der Trekking-Expedition liegen hinter uns. Ob der Weg zum Ziel geführt hat, wissen wir noch nicht. Es wird sich in den Wochen, die vor uns liegen, herausstellen. Das Erreichen des Sherpalandes im Rolwaling und der alten tibetischen Ortschaft Beding ist für mich ganz sicher die letzte Stufe auf dem "Wege" und die erste Stufe zum Ziel. |
Wir haben Beding 3 693 m, den Hauptort des Rolwaling erreicht:
Blick nach Osten zum Trashi Laptsa und dei Grenzberge zum Khumbu
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Beding: Blick nach Nordwesten in Richtung Gaurisankar: In der
Mitte des Photos befindet sich die große Tschörte und die Gompa (Buddhistisches
Kloster) von Beding
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Beding: In einem dieser Sherpa-Häuser haben wir die achte und
neunte Nacht verbracht
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Aus meinen Tagebüchern unserer 1980-Trekking-Expedition in den Rolawaling und in den Khumbu:
Auf unserer "Ersten Namibia Expedition 1980"
folgen Gerd Kuchling und ich der schwierigsten und unwegsamsten, dafür aber schönsten
Route zum Mount Everest. Wir ziehen durch den Rolwaling-Himalaya an der Grenze zu Tibet
mit seiner uralten, unverfälschten lamaistischen Kultur. Wir wollen den berüchtigten
Trashi Laptsa übersteigen, den Edmund Hillary den schwierigsten Bergübergang der Welt
nennt. Auch die Sherpas von Beding, dem Hauptort der Rolwaling-Sherpas, wo sich eine alte tibetische Gompa befindet, warnen uns vor den Gefahren des fast 6 000 Meter hohen Trashi Laptsa. Gerade in der Nachmonsunzeit, im Oktober und November, sei es wegen der plötzlichen Wetterumschwünge und der ständigen Schneesturmgefahr nicht ratsam, den Pass zu überschreiten. Die trügerischen Schneeverhältnisse und die ewigen Lawinenprobleme sind eine zusätzliche Gefahrenquelle. Ein Sherpa in Beding erzählt uns, daß der Trashi Laptsa eigentlich nur im Sommer, in der Monsunzeit, begehbar sei. Wir wollen ihn in der Nachmonsunzeit, im Oktober 1980, besteigen. Die Sherpa in Beding sind sich über die Wetterbedingungen im Oktober nicht einig. Einige sprechen von hohem Neuschnee, andere meinen, es lägen nur drei bis fünf Zentimeter. Nima Lama gibt eine für ihn typische, orakelhafte Erklärung ab, die er aus seinem "heiligen Lamabuch" entnimmt, das er im Rucksack mit sich trägt und ständig, besonders was das Wetter angeht, zu Rate zieht: "Wenn es jetzt regnet, wird es oben schneien. Wenn es auf dem Trashi Laptsa schneit, werden wir große Probleme haben. Viele Sherpa sind dort schon ums Leben gekommen. Wenn es nicht schneit, ist uns das Glück hold. Jetzt ist die Zeit für Schneefälle." |
In Beding wurden unsere Träger, die hauptsächlich den
nepalischen Gruppen der Sunwar und der Tamang angehörten, ausbezahlt. Ab hier, wo unsere
eigentliche Trekking-Expedition beginnt, gebrauche wir Sherpa-Träger (rechtes Photo)
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Photos vom inneren der Beding-Gompa: Die große Gebetsmühle
(Mani) in der Gompa
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Eindrücke von der Beding-Gompa: Das Innere des Dukhang
(Gebets-Halle): Das linke Photo zeigt den Kangschur: Die 108 (Heilige Nummer des
Tibetischen Mythologie) Bände der Tibetisch-Buddhistischen "Bibel"
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Der Gaurisankar (Die heilige Jomo Tseringma der Tibeter) 7 146 m
von Beding: Blick nach Nordwesten
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
ROLWALING: VON BEDING NACH NA, DEN TSHO ROLPA UND DEN TRAKARDING-GLETSCHER
Copyright of Map: Research Scheme Nepal Himalaya (Schneider Maps): Rolwaling
(Gaurisankar): 1 : 50 000
An einem frostigen Oktober-Morgen 1980 verließen wir Beding in
östlicher Richtung mit der Aufgabe, einige der schwierigsten Bergübergänge, Gletscher
und Eisbrüche auf
Erden zu überwinden: Blick von der großen Tschörte von Beding nach Osten in Richtung Na
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Wir verließen Beding in einer östlichen Richtung zum
Sherpa-Dorf Na: Blick nach Nordwesten mit dem Rolwaling Chhu (Fluss) im Vordergrund und
dem Gaurisankar im Hintergrund
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Die Sherpa-Siedlung Dokare 4 086 m zwischen Beding und Na mit
dem Gaurisankar im Hintergrund: Blick nach Westen
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Die Sherpa-Siedlung Dokare mit dem Gaurisankar im Hintergrund
(Mittleres Photo)
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Bamongo 6 400 m von Dokare aus gesehen: Blick nach Osten
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Kurz vor Na sehen wir zum ersten Mal den Chobutse (Tsoboje) 6 689 m, einer der
schönsten Berge auf der Welt: Blick nach Osten
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Kurz vor Na gibt es einen gewaltigen Felsblock, der über und
über mit Tibetisch-Buddhistischen Mantras (Zauberformeln) eingraviert ist
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Na 4 183 m ist ein Sommerweidedorf (Im Tibetischen Phu oder
Yarsa): Die Sherpa leben hier im Sommer (im Winter gehen sie zurück nach Beding) mit
ihren Yak-Herden und bauen Kartoffeln und Gerste an: Linkes Photo: Blick nach Nordwesten
auf den Bamongo: Rechtes Photo: Blick nach osten zum Chobutse
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Sherpa in Na
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Na: Blick nach Westen
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Na: Blick nach Osten zum Chobutse
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Unser Camp in Na: Blick nach Westen
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Blick auf den Chobutse, östlich von Na: Blick nach Osten
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Klaus Dierks am Anfang des Ripimo Shar-Gletschers (End-Moräne),
östlich von Na
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Auf unserem Wege vom Ripimo Shar Gletscher zum Gletscher-See
Lake Tsho Rolpa: Blick in nach Westen in Richtung Na
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Aus meinen Tagebüchern unserer 1980-Trekking-Expedition in den Rolawaling und in den Khumbu:
Für eine nur mit dem nötigsten ausgerüstete Expedition
ist auch eine senkrechte, überhängende Eiswand im Drolambao Eisbruch unterhalb des
Trashi Laptsa ein großes Hindernis. Ehe wir diesen berüchtigten Eisbruch erreichen, an dem schon bestens ausgerüstete Expeditionen gescheitert sind, müssen wir erst den Trakarding Gletscher überqueren. Diese Querung artet in eine zwei Tage dauernde Gletscherschinderei aus. In dieser Zeit sind wir ständig von Felslawinen bedroht, die alle paar Minuten von den sechs- und siebentausend Meter hohen Bergen über uns heruntersausen. Es ist ein russisches Roulette, die sich in Bewegung befindlichen, lebensgefährlichen Schotterhänge zu überqueren. Unter uns fallen Eiswände senkrecht zu einem teilweise gefrorenen See ab, dem Tsho Rolpa. Die Sherpa spucken gegen den ankollernden Felsbeschuss und murmeln ein hastiges "Om Mani Padme Hum", um die Dämonen des Himalaya zu besänftigen. Es ist kein bergsteigerisches Vergnügen mehr, sich in mehr als fünftausend Meter Höhe, mit qualvoll keuchenden Lungen, im Laufschritt vor dem Steinschlag in Sicherheit bringen zu müssen. |
Der Gletscher-See Tsho Rolpa liegt auf einer Höhe von 4 534 m.
Wir kämpften uns über lose, instabile Moränenhänge auf der Nordseite des Sees, etwa
300 Meter über dem Gletscherseespiegel, durch. Die Moränenhänge waren in ständiger
Bewegung und bedrohten uns permanent mit Steinschlag. Die Strecke über dem Tsho Rolpa war
eine der Gefährlichsten auf dem ganzen Trek. Ein verkehrter Schritt bedeutete den
sicheren "Abrutsch in die Ewigkeit": Blick nach Osten zum Trakarding-Gletscher
und dem Biphera-Go Shar 6 700 m an der Grenze zwischen dem Rolwaling und dem Khumbu im
Hintergrund
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Von den Moränenhängen über dem Gletscher-See Tsho Rolpa
hatten wir herunter zu klettern zum Trakarding-Gletscher, der uns zum Drolambao-Eisbruch
führen sollte
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Von den Moränenhängen über dem Gletscher-See Tsho Rolpa:
Blick zurück nach Westen zum Tsho Rolpa und dem Kang Nachugo 6 735 m im Hintergrund
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Eindrücke vom Trakarding -Gletscher: Wir mussten uns
über Millionen von "Rolling Stones" nach Osten zum Drolambao-Eisfall
durchkämpfen
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Aus meinen Tagebüchern unserer 1980-Trekking-Expedition in den Rolawaling und in den Khumbu:
Gletscher im Himalaya sind mit Moränengeröll
überlagerte Ungeheuer, eine bizarre zerrissene, schwer begehbare, chaotische
Mondlandschaft. Wir schinden uns über schuttbedeckte Eisberge des Trakarding. Unter uns
rollen Steine weg, der Schritt kommt immer wieder aus dem Rhythmus, wird zur Qual. Wir
tasten uns an tiefen Gletscherspalten und an tiefen, teilweise gefrorenen, mit grünem
Eiswasser gefüllten Riesenkratern vorbei, in die die Eiswände senkrecht abfallen. Bei dieser Schinderei über den Gletscher und bei der ständigen Spaltengefahr interessiert mich die Besteigung des Trashi Laptsa überhaupt nicht mehr. Erstens wird es da oben noch härter werden. Ich habe auch Angst vor der Kletterei durch den Eisbruch, ohne bergsteigerische Hilfsmittel. Wer auf den Trashi Laptsa gehen möchte, ist wirklich nicht mehr bei Sinnen. Ich schleppe meine Füße weiter und versuche nicht zu oft zu stolpern, um nicht zu stürzen. Tagsüber kann diese großartige Hochgebirgswildnis durchaus hohe Temperaturen entwickeln. Die mit unglaublicher Intensität strahlende, tropische Sonne verwandelt die arktische Himalaya-Umgebung in eine glühende Hölle, und beim Menschen entwickelt sich die berüchtigte Gletschermüdigkeit. Sobald die Sonne hinter den hohen Bergen untergeht, wird es sofort sehr kalt, stürzt die Kälte aus dem Weltraum herab, an den wir nahe herangekommen sind. |
Wir näherten und dem Ende des Trakarding-Gletschers und damit
dem Anfang des Drolambao-Eisbruchs: Mittagspause auf dem Gletscher
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
ROLWALING/KHUMBU: VOM TRAKARDING-GLETSCHER ÜBER DEN DROLAMBAO-EISBRUCH ZUM TRASHI LAPTSA PASS 5 755 m UND DEM ABSTIEG IN DEN KHUMBU
Copyright of Map: Research Scheme Nepal Himalaya (Schneider Maps): Rolwaling
(Gaurisankar): 1 : 50 000
Am Fuße des Drolambao-Eisbruchs 5 000 m bauten wir unter einem
überhängendem Felsen, der uns vor den ständig um uns herum herunterdonnernden Eis- und
Schneelawinen schützen sollte, unser Camp: Während der ganzen Nacht hatten wir das
bedrohliche Erlebnis der um uns herum herunterkommenden Lawinen
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Aus meinen Tagebüchern unserer 1980-Trekking-Expedition in den Rolawaling und in den Khumbu:
Irgendwo in der eisigen, unbewohnbaren Urlandschaft wird
dann das Lager aufgeschlagen. Wir schlafen in kleinen, sargähnlichen, doppelt-wandigen
Zelten auf etwa zehn Millimeter dicken Schaum- Gummimatrazen direkt auf dem blanken Eis,
das in der Nacht körpergerecht schmilzt. Unsere Sherpa versuchen, auf unseren Primuskochern das kärgliche Abendessen zu kochen. Es ist gar nicht einfach, in großen Höhen warme Mahlzeiten zuzubereiten, da das Wasser bereits bei 70o bis 80oC kocht. Deshalb können hier oben auch kein Reis oder Kartoffeln, das Hauptnahrungsmittel der Sherpa, gargekocht werden. Es gibt Tshura - das sind Reisflocken - oder Tsampa - das ist grobes geröstetes Gerstenmehl -zu einem lauwarmen Brei angerührt. Dazu trinken wir Bö Tscha, den tibetischen Buttertee, der aus Blättern, Stängeln und dem Staub des chinesischen Tees, aus Salz, Soda und meist ranziger Yakbutter - oft mit Yakhaaren vermischt - besteht. Man sollte nun meinen, daß die fleisch- und fettlose einseitige Ernährung bei ständiger körperlicher Höchstleistung Wunschträume von riesigen Namibia-Steaks hervorrufen würde. Aber Hungerhalluzinationen plagen uns nicht. Wir merken nur, daß wir in einer Höhe, in der sich der Körper nicht mehr regenerieren kann, abbauen und schwächer werden. Sobald die Sonne untergeht, wird es sofort sehr kalt. Wir können uns nur noch in unsere Zelte begeben und in unsere hoffentlich schnell warm werdenden Schlafsäcke kriechen. Nachts wird man, wenn die Natur ruft, oft vor schwere Entscheidungskonflikte gestellt: Soll man in die Eiseskälte hinaus oder nicht? Ich erinnere mich an eine Nacht im März 1982 am Cho Oyu. Ich mußte nachts bei schwerem Schneesturm hinaus. Durch die fast waagerecht dahinpeitschenden Schneelinien zuckten alle paar Sekunden Monsunblitze im Süden, Richtung Indien - ein grandioses, wenn auch witterungsmäßig für die nächsten Tage ungünstiges Schauspiel. Das Hinein- und Herausklettern in und aus dem eisüberkrusteten Schlafsack mit fast allen Kleidungsstücken ist in dieser großen Höhe eine keuchende Anstrengung, die gewöhnlich auch den Partner weckt und meistens mehrere Minuten dauert. Schlimmer noch ist es, in die oft tiefgefrorenen doppelten Bergschuhe hineinzusteigen. Diese von Jammern und Fluchen begleitete Schinderei kann bis zu zwanzig Minuten dauern. Es ist unangenehm genug, auf nacktem Eis oder Schnee in einem engen, sargähnlichen Zelt die Nächte durchzubringen. Nachts ist das Zelt innen mit einer dicken Eisschicht bedeckt, die bei jedem mühsamen Atemzug ins Gesicht fällt. Die ganze Nacht hindurch gehen in regelmäßigen Abständen gewaltige Schnee- und Eislawinen vom Eisbruch und von den Riesenbergen um uns herum herunter. Die Druckwelle schüttelt jedesmal unser Zelt, und das Gletschereis unter uns beginnt sich zu bewegen. Hoffentlich öffnet sich nicht eine Gletscherspalte. Man kann sich kaum ein unheimlicheres Gefühlserlebnis vorstellen. Mühseliges, keuchendes, schnaufendes Atmen, die Bewegungen des Partners, Zweifel an der eigenen Person, Angst, Einsamkeit und Alpträume - wohl durch den Sauerstoffmangel und den geringen Sauerstoffdruck hervorgerufen - sowie Schlaflosigkeit: Nächte im Himalaya, auch sie sind Teil einer Expedition. Wir stehen gewöhnlich vor fünf Uhr auf. Im allgemeinen ist der erste Gedanke der nicht sehr ermutigende, dafür aber berühmte Ausspruch von F.S. Smythe während der Britischen Everest Expedition 1931, den jeder Bergsteiger im Himalaya kennt: "Ein weiterer verdammter Tag!" Es ist eiskalt draußen, oft zwischen minus zwanzig und dreißig Grad Celsius, aber in der Vor- und Nachmonsunzeit herrscht im Himalaya frühmorgens meistens wunderbares klares Wetter mit einem tief-blauen Himmel, der im unglaublichen Kontrast zu den Eisformationen und Gletschern der Riesenberge um uns herum steht. Diese Steilwände sind kristall-klar zu sehen und führen uns deutlich die Schwierigkeiten vor Augen, die uns bevorstehen, da wir die lawinendurchtobte Wand hinter unserem Lager gleich durchklettern müssen. In der Frühe gibt es aus Schnee zubereiteten lauwarmen Tee und einige Kekse, die wir appetitlos durch unsere wunden Kehlen hinunterzuspülen versuchen. Vitaminpillen erhalten am Leben. Unserer Sherpa-Sirdar der 1980er Expedition, Nima Lama, betet schon seit vier Uhr morgens ununterbrochen. Kurz vor dem Aufbruch brennt der fromme Sherpa vor einem schnell aufgebauten Steinaltar Räucherkerzen ab, um die tibetische Berggöttin Tseringma für den gefährlichen Übergang über den Trashi Laptsa um Beistand zu bitten. Als wir uns mit schwerem Gepäck und steifen Knien aufmachen, verfliegen alle Zweifel und Ängste. Zunächst geht es über den Gletscher. Die im Frost erstarrten Schneebrücken tragen uns - hoffentlich - sicher über die gähnenden Spalten, die endlos in eine blau-grüne Tiefe zu fallen scheinen. Oben brennt schon die Sonne auf die in den Himmel ragenden Bergspitzen. Hier "unten", in 5 200 Meter Höhe, ist alles noch in blaue Kälte gehüllt. Die Felswände sind größtenteils senkrecht und vereist, haben aber genug gute Trittmöglichkeiten. An besonders ausgesetzten Stellen müssen wir die Träger ans Seil nehmen. Nach drei Stunden Schinderei haben wir die ersten zweihundertfünfzig Meter Steilbruch überwunden. Aber dann kommt eine etwa hundert Meter hohe Felsrinne, fast siebzig Grad steil. Sie ist vielleicht drei Meter breit, und hier kommt alles heruntergesaust, was der Drolambao Eisbruch darüber für uns bereit hält: Furchtbarer Steinschlag, Neuschneelawinen, mörderisch glatter, vereister Fels. Es ist die Hölle für uns alle. Aber immer wieder raffen wir uns auf, feuern uns an, und irgendwann hat alle Quälerei ein Ende. Die zerrissenen Eis-Seracs hängen in unmöglichen Winkeln über uns. Sie können jeden Augenblick auf uns herunter krachen. Der Steinschlag hat zwar aufgehört, dafür kommt von Norden ein eisiger Wind auf. Wir frieren trotz der Anstrengung, unsere Kleidung beginnt zu erstarren. Der Eisbruch über uns sieht unbezwingbar aus. Hier ist Edmund Hillary auch schon einmal gescheitert. Alles das geht durch meinen Kopf, als wir versuchen einzusteigen. Das Eis ist brüchig, und in der überhängenden, blau-grünlich schimmernden Eiswand können wir mit unseren Eispickeln keine Stufen schlagen. Jeder Pickelschlag löst eine kleine Eislawine aus. Wir haben keine Eisschrauben - die hat Nima Lama vor Wochen in Kathmandu vergessen -, um ein Seil zu verankern. Wir haben auch keine Steigeisen für uns und die Träger. Wir kämpfen mit unseren eisverkrusteten Gesichtern wie die Irren, keuchen und brüllen uns an. Es hilft alles nichts, wir haben nicht die richtige Ausrüstung für diesen schwierigen Eisbruch. Zurück, zurück, verloren, gescheitert ... das bittere Gefühl der Niederlage, die furchtbare Erschöpfung in 5 000 Meter Höhe - auch das sind Grenzerlebnisse! Man macht alle Phasen der Verzweiflung durch, aber irgendwann wird man wieder ruhig und nimmt das Unausweichliche an. "Es ist aus, hierhin komme ich nie wieder zurück. Ich gebe auf" - eine schreckliche Erkenntnis! Wir müssen die ganze alptraumhafte Strecke nach Beding uns wieder zurückquälen. Wir müssen uns wieder die furchtbare Lawinen- und Spaltenstrecke über den Trakarding Gletscher und an den Steinschlaghängen über dem Tsho Rolpa durchkämpfen. Wir torkeln voller Hoffnungslosigkeit über diese quälenden Pfade. Wir durchschreiten das tiefe Tal der Niederlage im buchstäblichen Sinne und steigen in zwei Tagen zu dem Sommerweidedorf Na über Beding ab. |
Am nächsten Morgen versuchten wir, uns den Weg durch den
Drolambao Eisbruch durchzukämpfen, ohne genügend Seile und die Eisschrauben, die unser
Sherpa-Führer Nima Lama in Kathmandu vergessen hatte: Es war nur logisch, dass wir
verloren und umkehren mussten
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Nach der verlorenen Drolambao-Eisbruchschlacht bezogen wir
wieder unser Camp unter dem schützenden Felsen
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Edelweiß an einer geschützten Stelle in 5 000 m Höhe am Fuße
des Drolambao-Eisbruches
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Aus meinen Tagebüchern unserer 1980-Trekking-Expedition in den Rolawaling und in den Khumbu:
Wir haben keine Hoffnung mehr, das Expeditionsziel noch zu
erreichen und über den Trashi Laptsa zum Mount Everest zu wandern. Aber irgendein innerer
Trotz hält uns aufrecht. Kurz vor Na treffen wir auf eine französische Expedition, die
auch den Trashi Laptsa überqueren will und die über alle nötige Ausrüstung,
einschließlich der Eisschrauben, verfügt. Sie lädt uns ein, mit ihnen noch einmal den
Trashi Laptsa zu versuchen. Die Franzosen sind froh, daß wir bereits gewisse Erkundungen
an der Schlüsselstelle im Drolambao Eisbruch durchgeführt haben und ihnen so helfen
können, Zeit und Probleme zu sparen. Die Hoffnung flammt wieder wie ein "Veldbrand" in uns auf. Wir leben wieder, so intensiv und aktiv, wie man nur hier zwischen diesen Irrsinnsbergen leben kann. Wir kämpfen uns, nun schon das dritte Mal, - vor einigen Tagen hätte ich noch gedacht, daß ich um nichts in der Welt diese Schinderei noch einmal durchstehen würde - die schwierige Lawinenstrecke zum Eisbruch hoch, wieder zwei erschöpfende Tage lang. |
ROLWALING/KHUMBU: ZUM ZWEIEN MAL VOM TRAKARDING-GLETSCHER ÜBER DEN DROLAMBAO-EISBRUCH ZUM TRASHI LAPTSA PASS 5 755 m
Copyright of Map: Research Scheme Nepal Himalaya (Schneider Maps): Rolwaling
(Gaurisankar): 1 : 50 000
Zum zweite Male queren unsere jetzt kombinierte Expedition den
Trakarding-Gletscher: Mittagspause auf dem Gletscher: Dieses Mal hatten wir einige
weibliche Sherpani-Träger dabei (linke zwei Photos mit Didi Dolma)
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Wir haben wiederum den Drolambao-Eisbruch erreicht: Die Stunde
der Wahrheit ist angebrochen
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Am Morgen, ehe wir in den Drolambao-Eisbruch einsteigen haben
wir einen letzten Blick nach Osten zum Biphera-Go Shar 6 700 m
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Didi Dolma im Drolambao-Eisbruch
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Im Drolambao-Eisbruch
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Nachdem wir den Drolambao-Eisbruch gemeistert hastten, hatten
wir einen ersten Blick auf den Drolambao-Gletscher und den Trashi Lapta mit dem Tengi Ragi
Tau 6 943 m im Hintergrund
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Auf dem Drolambao-Gletscher: Trotz der Frostbeulen an ihren
Füßen vernachlässigt Didi Dolma, im Gegensatz zu uns, ihre Körperpflege
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Auf dem Trashi Laptsa-Gletscher müssen wir unsere Steigeisen
anlegen
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Blick nach Nordosten zum Trashi Laptsa am Fuße des Tengi Rangi
Tau 6 943 m
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Vom Drolambao-Gletscher im Hintergrund klettern wir den
vergletscherten Trashi Laptsa auf fast 6 000 m hoch: Blick nach Nordwesten nach Tibet:
Hier sah Eric Shipton 1951 Spuren des Yeti Miteh, des "dämonenhaften
Felsmenschen" des Sherpalandes (Migö auf tibetisch)
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Unser Camp in fast 6 000 m Höhe auf dem Trashi Laptsa am Rande einer gewaltigen Gletscherspalte an der Südwand des Tengi Ragi Tau
Erster Blick vom Trashi Laptsa nach Osten in den Khumbu und die
7 000iger und 8 000 iger des Khumbu Himal mit Mount Everest im Hintergrund
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
In meinen Tagebüchern der 1980-Rolwaling/Khumbu-Trekking Expedition habe ich das Folgende notiert:
Diesmal überwinden wir den Eisbruch, an dem wir das erste
Mal gescheitert sind: Der Weg zum Mount Everest ist frei, wir haben es geschafft, was wir
uns vorgenommen haben. Die Übersteigung des vereisten, vergletscherten, fast 6 000
Meter hohen Trashi Laptsa läuft jedoch auch nicht ganz ohne Probleme ab. Einer unserer
Träger wird schneeblind, und unsere einzige Trägerin, Didi Doma, bekommt Frost in ihre
Füße. Als wir erschöpft oben auf dem Trashi Laptsa unser Höhenlager aufschlagen, steht
uns eine der schlimmsten Nächte bevor, die ich je im Himalaya erlebt habe. In Minutenschnelle beginnt ein blizzardähnlicher Schneesturm zu toben. Wir steigen, so schnell es die waagerecht peitschenden, eisnadelscharfen Schneeschnüre zulassen, auf 5 700 Meter ab, wo unsere Sherpa unter einer etwas überhängenden Felswand des fast 7 000 Meter hohen Tengi Ragi Tau einen einigermaßen geschützten Lagerplatz gefunden haben. Hier werden wir hoffentlich von, vom Tengi Ragi Tau abkommenden, Lawinen geschützt sein. Unser Zelt ist etwas exponiert, aber meine Kameraausrüstung befindet sich, derweil gut geschützt, direkt unter dem Felsüberhang. Das Zelt steht auf dem einzigen ebenen Fleckchen weit und breit. An diesem Tage der denkwürdigen Trashi Laptsa Überquerung kriechen wir bereits um siebzehn Uhr in unser Zelt, an dem die ganze Nacht der Schneesturm zerrt. Der Höhensturm, der in fast 6 000 Meter dem Donnern von Hunderten von Düsentriebwerken oder dem Tosen einer gewaltigen Ozeanbrandung ähnelt, macht unsere Lage unheimlich. Ich verkrieche mich in meinen Daunenschlafsack. Wie ein Kind im nächtlichen Tropengewitter verstecke ich mich in der letzten Tiefe des Schlafsacks. Unsere Lage in dem unebenen, am Spaltenabgrund stehenden Zelt ist mehr als unbequem. Der Körper rollt auf dem abschüssigen Eisboden immer wieder an die Zeltwand, die ins Leere ragt. Zwischen Gerd Kuchling und mir ist nur Platz für die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände. Schlafen kann ich nur, wenn ich die Füße an den Eingang lege und meine Matte zu Gerd schiebe. Sonst würde ich unweigerlich an die hohle Stelle des Zeltbodens rutschen, an der Wand zum Abgrund der Gletscherspalte. Um fünf Uhr stehen wir nach stockdunkler, eiskalter, sturmdurchtoster Nacht zähneklappernd auf. In dieser Höhe haben wir alle schlecht geschlafen. Ich befürchtete die ganze Zeit, daß der Höhensturm unser kleines, verletzliches Zelt in die Gletscherspalte neben uns wehen würde. Zum ersten Mal seit vielen Tagen hat Nima Lama nicht schon um vier Uhr angefangen zu beten, was für mich ein sicheres Anzeichen dafür ist, daß das Schlimmste vorläufig hinter uns liegt. |
Am Trashi Laptsa hat es schon viele Tragödien gegeben. Bruce Campbell-Watt beschreibt eine, die er 1981 bei der Überschreitung dieses berüchtigten Passes erlebt hat:
"Bereits beim Aufstieg von der letzten
Yakweidesiedlung, Na, im oberen Rolwalingtal, hörte er durch das
"Sherpa-Buschtelephon" von einer deutschen Trekkingexpedition, die am Trashi
Laptsa in Schwierigkeiten geraten sein sollte. Später fand er verschiedene verlassene
Lager der Deutschen, wo ein Teil der Ausrüstung zurückgelassen worden war. Die
Etappenlängen zwischen den einzelnen Nachtlagern waren so kurz, daß man allein daraus
ableiten konnte, daß die Gruppe sich in Gefahr befand. Nach der Überwindung des Eisbruches des Drolambao Gletschers fand Bruce das vierte Lager, das die Deutschen seit Na aufgeschlagen hatten. Nach nur zwei Stunden stieß er auf ein weiteres Nachtlager. Für Bruce und seinen Sherpa Sirdar bestand kein Zweifel daran, daß die deutsche Gruppe ernste Probleme haben mußte. Bruce schrieb dazu folgendes in sein Tagebuch: "Für die Überquerung des Passes war es immer noch früh genug am Tage, aber angesichts der späteren Ereignisse war es wohl gut, daß wir uns Zeit ließen. Vielleicht auch nicht, ich weiß es nicht. Ich glaube nicht, daß unser Auftauchen später irgendeinen Unterschied gemacht hätte. Ich fragte Phuri noch einmal, was er von den anderen Trägern gehört hätte, aber ich konnte sein begrenztes Englisch wirklich nicht verstehen. Ich konnte nur ausmachen, daß außer dem Expeditionsarzt auch noch der Koch krank sei. Die Deutschen begannen die Passüberschreitung bei schlechtem Wetter und brauchten mindestens sechs Tage, um ihn zu kreuzen. Mit zwei Kranken muß es für sie ein entsetzlicher Trip gewesen sein. ... Wir brachen um 7Uhr30 auf, und der Aufstiegsweg zur Passhöhe war weitaus länger, als es von unten den Anschein gehabt hatte. Mit Steigeisen an den Füßen war es leichtes Gehen für Phuri und mich, wir mußten aber einzelne Stufen für die Träger schlagen. Bald sprang ein starker, unangenehmer Wind auf, der uns Ladungen von beißendem Schnee ins Gesicht blies und das Dasein recht unerfreulich machte. Ich hielt mich nicht lange auf dem Gipfel auf, sondern machte nur einige Aufnahmen von meinem ersten Blick in das berühmte Land des Solu Khumbu, über das es so viele große Abenteuergeschichten gibt. In dem widerlichen Wind konnte ich weder den Blick noch die Abenteuer würdigen. Als wir auf der Ostseite abzusteigen begannen, sahen wir direkt unter uns das Lager der größeren Gruppe. Eine kurze Steilwand brachte uns zu der Gruppe hinunter, und zu meinem Schrecken sah ich, daß ein menschlicher Körper in ein Zelt gewickelt war. Nur die Bergschuhe des Toten ragten aus der Plane heraus. Zwei Männer und ein Mädchen standen im Lager herum. Ich fragte sie, was geschehen sei, und bekam eine entsetzliche, alptraumhafte Geschichte zu hören. Die drei waren Neuseeländer, der eine war Arzt vom Hillary Hospital in Khunde, sprach Nepali und kannte die ganze Tragödie. Sie braute sich folgendermaßen zusammen: Der deutsche Arzt, ein Fünfundvierzigjähriger mit beachtlicher bergsteigerischer Erfahrung im Himalaya, war bereits in Na höhenkrank, noch ehe der Anstieg zum Pass überhaupt begonnen hatte. Auch der junge Koch aus Kathmandu war schon in Na krank. Die Gruppe versuchte, ein sehr striktes zeitliches Programm einzuhalten, und der Pass mußte bis zu einem bestimmten Datum überquert werden, damit ein festgebuchter Flug in Lukla erreicht werden konnte. So kämpfte sie sich trotz des schlechten Wetters weiter. Selbst als sich der Zustand des Arztes verschlechterte, hatte keiner der anderen drei Expeditionsteilnehmer den Mut, auf Umkehr zu bestehen. Offensichtlich versicherte der Arzt, daß er nicht sehr krank sei und daß es ihm bald besser gehen werde. So nahm das Schicksal seinen Lauf. Ohne Rücksicht auf Verluste drängten die Bergsteiger voran. Der Träger, den wir getroffen hatten, weigerte sich, weiterzugehen, und verlangte seine Bezahlung. Die Deutschen zahlten ihn und den kranken Koch, den sie mit dem Sherpa zurückschickten, aus. Was danach geschah, ist nicht ganz deutlich. Vermutlich war der junge Koch schon so krank, daß er weder vorwärts noch rückwärts konnte und, von den anderen Sherpa im Stich gelassen, auf dem Gletscher starb. Bei unserem Aufstieg sahen wir jedenfalls keine Spur von ihm. Er muß wohl vom Wege abgekommen und einsam gestorben sein. Der neuseeländische Arzt erklärte mir, daß die Sherpa, die ja aus Tradition Gebirgsnomaden sind, einen Kranken, dem nicht mehr zu helfen ist, seinem Schicksal überlassen, um die übrige Gruppe zu schützen. Die Restgruppe könnte nicht ihr Leben aufs Spiel setzen, und sie sei gezwungen, ihn seinem Schicksal zu überlassen. Oben am Eisfall war dann der deutsche Arzt zu keiner Bewegung mehr imstande. Sie begannen ihn zu tragen, bergauf zu tragen. Wie wahnsinnig kann man noch werden? Im rollenden Einsatz mußten sie den kranken Mann Stück für Stück höher transportieren und dann wieder umkehren, um die Lasten zu holen. Kein Wunder, daß die Passüberquerung so lange dauerte. Die Neuseeländer, die den Pacharmo besteigen wollten, trafen die drei gesunden Deutschen in ihrem Lager auf der Ostseite des Passes, nachdem sie ihren kranken Expeditionsleiter in der Obhut des Sirdars und der Träger allein auf der Westseite zurückgelassen hatten. Eine unglaubliche Situation! Natürlich waren die Neuseeländer empört und drängten die drei anderen, sofort umzukehren und alles Menschenmögliche für den Kranken zu versuchen. Die drei Deutschen stimmten zunächst zu, kehrten aber nach kurzer Zeit wieder um. Die Neuseeländer gingen allein weiter und fanden den Sirdar, der gerade versuchte, die Träger anzuspornen. Sie trugen den kranken Mann noch vor Einbruch der Nacht über den Pass. Der neuseeländische Arzt stellte fest, daß er bereits seit einigen Tagen unter Lungenödem gelitten hatte und jetzt auch noch ein Gehirnödem entwickelt hatte und im Delirium war. Der arme Mensch hatte seine äußerste Grenze erreicht, drehte völlig durch, riss sich seine Kleidung vom Leibe und mußte gefesselt werden. Er starb um 22Uhr30 am 23. April 1981. Ich muß sagen, daß ich noch nie in meinem Leben eine derart erschreckende Geschichte gehört hatte ... . Die drei anderen Deutschen waren in tiefem Schock und lagen tatenlos in ihren Zelten. Der neuseeländische Arzt war über diese Tragödie, die nicht hätte passieren dürfen, wütend und entsetzt. Dennoch scheint etwas Unausweichliches, Schicksalhaftes in diesem Vorfall zu liegen. Der bedauernswerte Deutsche, der sich an den Aufstieg machte, obwohl er bereits höhenkrank war, beging so sicher Selbstmord, als wenn er sich eine Pistole gegen den Kopf gesetzt hätte. Die Träger weigerten sich, die Leiche ins Tal zu tragen. Sie wurde in einem Schneegrab beigesetzt." Dieses Erlebnis von Bruce Campbell-Watt steht für viele tragische Vorkommnisse am Trashi Laptsa. Ausländische Bergsteigergruppen, aber auch Einheimische, versuchen sich immer wieder an diesem gefährlichen und unberechenbaren Übergang, weil er die kürzeste Verbindung zwischen dem Rolwaling und dem Khumbu darstellt. Inzwischen ist dieser schwierige Passübergang von der nepalischen Regierung gesperrt worden und darf nur noch im Rahmen einer organisierten Expedition überschritten werden. Der Rolwaling darf nur noch mit einer speziellen Erlaubnis besucht werden." |
ROLWALING/KHUMBU: DER ABSTIEG VOM TRASHI LAPTSA PASS 5 755 m IN DEN KHUMBU-HIMAL NACH THAME OG
Copyright of Map: Research Scheme Nepal Himalaya (Schneider Maps): Khumbu
Himal (Nepal): 1 : 50 000
In meinen Tagebüchern der 1980-Rolwaling/Khumbu-Trekking Expedition und der 1984-Trashi Laptsa-Cho Oyo Trekking-Expedition habe ich das Folgende notiert:
In einer Situation der ständigen Erschöpfung, in einer
oft als feindselig empfundenen Extremumwelt reagiert der Mensch erheblich anders als in
seiner gewohnten zivilisierten Umgebung. Das zeigt sich auf einer solchen Expedition
besonders im sozialen Umgang zwischen den Bergsteigern. Konfliktsituationen sind fast
immer unausweichlich. Die Enge des Zusammenlebens über Wochen und Monate in einer
Umgebung von riesenhaften Dimensionen und kontinuierlichen Gefahrensituationen verursacht
fast immer Spannungen, die während der Expedition kaum gelöst werden können.
Psychologen, die sich mit solchen Problemsituationen auf Himalaya-Expeditionen befasst
haben, sprechen von den drei physiologischen und psychologischen Phasen des
Höhenbergsteigers. Die erste Phase ist das "Scheuklappenstadium". Es tritt normalerweise beim Anmarsch in das Basislager in Höhen bis zu 5 000 Meter auf. Auch in diesem bergsteigerisch problemfreien Stadium befindet sich der Bergsteiger in einer körperlichen und seelischen Stresssituation. Es sind nicht so sehr die ersten milden Anzeichen der Höhenkrankheit, die Blasen an den Füßen, die ständige Belästigung durch Blutegel, das kärgliche Essen, die normale Anstrengung auf miserablen, frustrierenden Fußgängerwegen, sondern Ängste, Sorgen und Zweifel. Jeder Bergsteiger ist geradezu eingesponnen in dieses Geflecht von quälenden Gedanken, die in der Furcht vor den bevorstehenden Grenzsituationen begründet sind. Die nächste Phase ist das "Sektpfropfenstadium", das in Höhen von 5 000 Meter bis 6 000 Meter aufzutreten pflegt. Normalerweise ausgeglichene, friedliche Typen entwickeln hier oft erstaunliche Jähzornanfälle. Man wundert sich immer wieder, woher man bei dieser dünnen Luft überhaupt die Kraft zu diesen Wutausbrüchen hernimmt. Man ist gut beraten, diese "Sektpfropfenanfälle" bei sich und anderen zu ignorieren. Sie haben wenig Bedeutung und weisen nur darauf hin, daß der geringer werdende alveolarische partielle Sauerstoffdruck die Gehirnzellen anzugreifen beginnt. Am gefährlichsten ist die Euphoriephase, das "Hallelujahstadium", das in großen Höhen, in der Todeszone, auftritt. In diesem Stadium verliert der Bergsteiger jeden Bezug zur Wirklichkeit und zu Können und Kondition der eigenen Person. Hier kann es geschehen, daß man in fast 7 000 Meter Höhe unangeseilt über einen spaltenreichen Gletscher läuft, wie es mir am Mera Peak passiert ist. Dann kommt es zu solchen unbegreiflichen Vorfällen, wie etwa das rational nicht zu erklärende Im-Stich-Lassen von Kameraden, zu rätselhaften Geschehnissen, die für so viele bergsteigerische Tragödien im Himalaya verantwortlich sind. Es ist durchaus möglich, daß diese in der menschlichen Seele begründeten Geschehnisse gefährlicher sind als das Wetter im Himalaya, als Lawinen und Gletscherspalten. Jeder Himalaya- Bergsteiger sollte sich dieser Zusammenhänge bewusst sein. Eine jede Expedition in den Himalaya ist in zwei Abschnitte aufgeteilt. Die erste Phase ist die langsame, sehr genau geplante Anpassungszeit. Sie wird durch die Notwendigkeit diktiert, sich systematisch an die immer größeren Höhen anzupassen, um das ernste und oft lebensbedrohende Problem der "Akuten Höhenkrankheit" zu vermeiden. Bei unserer ersten Expedition 1980 ist eine gute Akklimatisierung durch den langen Anmarsch von Kathmandu durch den Rolwaling in den Khumbu, das Gebiet südlich des Mount Everest, gegeben. Auch 1984 glaube ich, daß der siebentägige Anmarschweg auf der klassischen Normalroute zum Mount Everest-Gebiet - von Jiri über den Deorali Pass, Bandar, Kenya, den fast viertausend Meter hohen Lamjura Pass, Junbesi, den Tragsindho Pass, Lukla und Phakding - nach Namche Bazar, mit vier steilen Flusstaldurchquerungen und drei Übergängen von Pässen von über dreitausend Meter Höhe, eine genügende Höhenanpassung zur Folge hätte. |
1984 unternahmen meine Frau Karen und ich eine weitere Trekking-Expedition zum Trashi Laptsa von der Khumbu-Seite aus, um den Pacharmo 6 272 m zu besteigen. Die Photos dieser Expedion zwischen Thame und dem Trashi Laptsa werden in diese Photo-Dokumentation inkorporiert.
Meine Frau, Karen Dierks, geb. von Bremen, auf dem Trashi
Laptsa: Blick nach Osten zu unserer Camp Site: Wir gebrauchten die selbe Camp Site wie auf
unserer Trekking-Expedition im Oktober 1980
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Unsere Camp Site auf dem Trashi Laptsa: Oktober 1984: Die große
Gletscherspalte von 1980 hat sich fast vollständig geschlossen
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
In meinen Tagebüchern der 1980-Rolwaling/Khumbu-Trekking Expedition und der 1984-Trashi Laptsa-Cho Oyo Trekking-Expedition habe ich das Folgende notiert:
Der Trashi Laptsa sollte mich 1984 nicht ungeschoren
davonkommen lassen. Ende 1984 komme ich an diesem Pass in ernste Schwierigkeiten. Die
Namibia Himalaya Mini-Expedition 1984 besteht aus meiner Frau, die
das erste Mal im Himalaya ist, unserem Sirdar, Dawa Thondup, und vier Sherpa-Trägerinnen,
die meiner Frau und mir das Leben so angenehm wie möglich machen. Trotz des langen Akklimatisierung-Anmarsches auf dem Normalweg zum Everest Basislager, haben wir wohl das Höhenanpassungsprinzip der "Himalayan Rescue Association", nämlich nicht zu schnell zu hoch zu steigen, nicht genug beachtet. So nimmt das Unheil seinen Lauf. Nachdem wir den Trashi Laptsa wieder erfolgreich, diesmal von der Ostseite, bestiegen haben, schlagen wir unser Höhenlager an dem mir bereits bekannten Platz auf fast sechstausend Meter Höhe auf. Hier entwickele ich in der Nacht alle Anzeichen eines Gehirnödems mit den bekannten, lebensbedrohenden Symptomen: Intensive Kopfschmerzen, die auch nicht mehr auf stärkste Schmerzmittel ansprechen; ständiges Erbrechen; allgemeine Benommenheit und Gleichgültigkeit der gewaltigen Umwelt des Hoch-Himalaya gegenüber und tödliche Schwäche. Ich bekomme auch Halluzinationen - ich spreche mit dem toten, deutschen Arzt, dessen Tragödie ich im April 1981 indirekt miterlebt habe und der hier irgendwo in der Nähe der großen Gletscherspalte bei unserem Lager in einem unmarkierten Schneegrab beigesetzt ist. Am 1. November 1984 wollte ich mit Dawa Thondup den knapp 6 300 Meter hohen Pacharmo besteigen, eine makellose Eispyramide, die vierhundert Meter über uns in den schwarz-blauen Himmel aufragt. Ich hoffe noch auf Besserung meines Zustandes und will die Besteigung nicht aufgeben. Glücklicherweise drängt meine Frau auf sofortigen Abstieg. Ohne ihr Drängen hätte ich wohl das Schicksal des deutschen Arztes geteilt. Die Trennungslinie zwischen Transport- und Nichttransportfähigkeit, das heißt zwischen Leben und Tod, ist bei der Akuten Bergkrankheit haarfein. Bei einer eintretenden Nichttransportfähigkeit gibt es kaum Rettungsmöglichkeiten. Bei Ausbruch der Akuten Bergkrankheit oder bei einem Lungen- oder Gehirnödem bewirkt Ruhe für ein oder zwei Tage in einer Höhe von sechstausend Meter keine Besserung, da der Körper sich hier nicht mehr regenerieren kann. Schweren Herzens verzichten wir also auf die Pacharmo Besteigung. Aber diese ist wohl kaum das Leben wert! Der schwierige Abstieg, den ich aber noch durchstehen kann, bringt dann einen Tag später, in geringerer Höhe, dramatische Besserung, so daß ich zwei Wochen später noch an eine Winterbesteigung des 6 180 Meter hohen Kyacho Ri im Cho Oyu Gebiet denken kann. Seit knapp hundert Jahren nehmen die Bergsteiger der Welt die unerhörte Herausforderung an, auf die höchsten Berge unserer Erde zu steigen. Genauso lange hört man von den Grenzerlebnissen und den extremen Bedingungen, unter denen solche Besteigungen stattfinden. Die körperliche und seelische Beanspruchung des Menschen erreicht immer wieder die zulässigen Grenzwerte. Diese Grenzbelastungen schließen Erschöpfungszustände ein, die häufigste Todesursache im Himalaya, sowie Kälte, die ungewohnte große Höhe mit den daraus resultierenden schweren Störungen im Körper, Gefahren durch Lawinen und Gletscherspalten, schwere Gepäcklasten, Krankheiten, Schmerz, Angst und Einsamkeit. Professor Chatterjee von der medizinischen Fakultät der Wehrmachts-Hochschule der indischen Armee in Pune unterscheidet zwischen physischen und psychologischen Stresssituationen: Physischer Stress besteht aus Sauerstoffmangel, Kälteextremen, Rückgang des Sauerstoffdruckes, hohen Windstärken, Erschöpfungs- und Ermüdungszuständen sowie Sonnenstrahlungseffekten. Der psychologische Stress baut sich aus folgenden Komponenten auf: Isolationsgefühle, Bewusstseinstrübung, Expeditionsmonotonie, Furcht, Frustration und die Auswirkung der physischen Stresssituation. Wie oft fehlt dem Himalayabergsteiger in Höhen, in denen die modernen Verkehrsflugzeuge fliegen, die Luft zum Atmen. Welche Willenskraft wird gebraucht, um in der dünnen Luft immer höher zu steigen! |
Pacharmo 6 272 m südlich vom Trashi Laptsa: Das Ziel unserer
Trekking-Expedition 1984
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
In der Nacht vor der Pacharmo-Besteigung die
"Akute Höhenkrankheit" mit den Anfangssymptonen eines Gehirn-Ödems
überfiel mich aus heiterem Himmel. Obwohl ich fast nicht in der Lage war, einen Schritt
zu tun, wollte ich weitermachen ("Hallelujah-Stadium"), aber meine Frau zwang
mich, aufzugeben und den Pacharmo zu vergessen und so schnell wie möglich mit dem Abstieg
zu beginnen. Das hat ganz sicher mein Leben gerettet: Klaus Dierks vor dem Abstieg in den
Khumbu
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Khumbu: Während des Abstieges über den Trashi Laptsa-Gletscher
und den -Eisbruch: Blick nach Osten
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Khumbu: Der Abstieg vom Trashi Laptsa Eisbruchl: Blick nach
Westen zum Trashi Laptsa und dem Tengi Ragi Tau: Oktober 1980
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Khumbu: Der Abstieg vom Trashi Laptsa Eisbruchl: Blick nach
Osten in den Khumbu Himal: Oktober 1980
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Khumbu: Der Abstieg vom Trashi Laptsa Eisbruchl: Blick nach
Westen zum Trashi Laptsa mit unserer Sherpani Didi Dolma: Oktober 1980
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
30.10.1984: Unser nächstes Camp (Trashi Laptsa Base Camp)
befand sich auf einer Höhe von 5 200 m. Der Abstieg erleicherte sofort die Symptome
meiner "Acute High Altitude Sickness". Das linke Photo
zeigt unsere vier Sherpani-Trägerinnen mit unserem Sherpa-Führer Dawa Thondup während
des Aufstieges zum Trashi Laptsa: Am gleichen Abend hörten wir in den Abendnachrichten
von Radio All India, dass die Premierministerin Indira Ghandi von ihren Sikh-Leibwächtern
ermordet worden war
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Unsere vier Sherpani-Trägerinnen breiten das Camp vor
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Khumbu: Unser Camp im Trashi Laptsa Base Camp mit meiner Frau
Karen
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Blick von unserem Camp nach Nordwesten zum Panayo Tippa 6 696 m,
einer der schönsten Berge im Himalaya
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Blick von unserem Camp nach Südwesten zur Teng Kangpoche-Kette
6 500 m
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Vom Trashi Laptsa-Gletscher-Camp kletterten wir herunter zum
Fuße des Gletschers auf eine Höhe von nur noch 4 800m: Blick nach Osten zur Teng
Kangpoche-Kette und dem Khumbu Himal (Links Mitte)
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Unser Camp am Fuße des Trashi-Laptsa-Gletschers: Das linke
Photo zeigt unseren Sherpa- Führer während der 1984 Trekking-Expedition
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
In dem Sherpa-Sommerweidedorf Thengpo 4 320 m haben wir wieder
die Welt der Menschen betreten und die Todeszone des Hoch-Himalaya verlassen: Blick nach
Westen zum Trashi Laptsa (die zwei linken Photos)
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Enziane in Thengpo 4 320 m
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
In Thengpo haben wir auch wieder die Welt des Tibetischen
Buddhismus mit Mani-Mauern und Gebetsfahnen betreten: Blick nach Westen zum Trashi Laptsa
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Yaks in der Nähe von Thengpo: Blick nach Westen zum Trashi
Laptsa
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
"Porter Lunch" zwischen Thengpo und Thame Gompa:
Linkes Photo: Unser Sherpa-Führer Dawa Thondup (Trekking-Expedition 1984) und unsere vier
Sherpani-Trägerinnen: Rechte Photos: Meine Frau Karen Dierks, geb. von Bremen
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Blick nach Osten zur berühmten Buddhistischen Thame Gompa (Das
andere berühmte Buddhistisch-Tibetische Sherpa-Kloster ist Tengpoche) mit dem
Heiligen Berg des Khumbu-Himal "Khumbui Yul Lha 5 761 m" im Hintergrund
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Blick nach Osten zur Thame Gompa
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Blick nach Westen von der Thame Gompa
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Blick nach Süden von der Thame Gompa auf die Berge südlich von
Namche Bazart mit Tramserku 6 608 m (rechts) and Kang Tega 6 685 m (links)
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Eingang zur Thame Gompa mit unserem Sherpa-Führer Nima Lama
(Trekking-Expedition 1980) zur Linken
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Mönche der Thame Gompa: Oktober 1980
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Im Inneren der Thame-Gompa im Dukhang (Gebets-Halle)
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Im Inneren der Thame-Gompa im Dukhang (Gebets-Halle):
Der Chef-Lama der Gompa - Rimpoche - Tenpe Gyaltsen: Oktober 1980
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Auf unserem Wege von der Thame-Gompa zum Sherpa-Dorf Thame Og:
Blick nach Süden auf die Khumbu-Himal-Berge mit Tramserku 6 608 m (rechts) and
Kang Tega 6 685 m (links)
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Unterhalb der Thameompa liegt das Sherpa-Dorf Thame Og 3 800 m:
Blick nach Westen nach Thengpo
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Der Haupt-Raum in einem Sherpa-Haus in Thame Og: Linkes Photo
zeigt unseren Sherpa-Führer Dawa Thondup (Trekking-Expedition 1984)
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
KHUMBU: VON THAME OG NACH PANGPOCHE ÜBER NAMCHE BAZAR UND TENGPOCHE
Copyright of Map: Research Scheme Nepal Himalaya (Schneider Maps): Khumbu
Himal (Nepal): 1 : 50 000
Copyright of Map: Sherpaland: National Geographic, May 2003
Von der Thame-Gompa wanderten wir zum Sherpa-Dorf Thame Og und von dort über Dramo nach Süden nach Namche Bazar (Nauche) 3 3440 m, der Hauptsiedlung des Sherpalandes. Über Namche Bazar liegt im Norden das Zwillings-Sherpa-Dorf Kunde und Khumjung 4 150 m. Von dort stiegen wir in östlicher Richtung in die Imja Khola-Schlucht ab und kletterten auf der anderen Seite die 750 m zur Tengpoche- Gompa herauf, dem geistigen und geistlichen Mittelpunkt des Sherpalandes.
Das Sherpa-Dorf Dramo zwischen Thame Gompa und Namche Bazar
(Nauche): Blick nach Norden
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Sherpa-Kinder in Dramo: Oktober 1980
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Eine Tschörte (Buddhistischer Reliquienschrein) zwischen Dramo
und Namche Bazar: Oktober 1980
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Himalaya-Tannen zwischen Dramo und Namche Bazar: Blick zum
Tramserku im Süden (linkes Photo) und nach Westen (Kongde Ri-Kette)(rechtes Photo)
Copyright of Photos Dr. Klaus Dierks
Felswand mit eingravierten Tibetisch-Buddhistischen Mantras
zwischen Dramo und Namche Bazar: Blick nach Norden
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Namche Bazar (Nauche) 3 440 m ist der wirtschaftliche und
administrative mittelpunkt des Sherpalandes: Mittleres Photo: Blick nach Norden: Hinter
dem Bergrand liegen die zei Zwillings-Sherpadörfer Khunde und Khumjung: Rechtes Photo:
Blick nach Westen zu den Kongde Ri-Bergen 6 187 m
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Das Sherpa-Dorf Khunde 4 150 m: Blick nach Westen zu den Kongde
Ri-Bergen (linkes Photo) und nach Osten zur Kang Tega (rechtes Photo)
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Khunde: Vorbereitungen zu unserer Trashi Laptsa
Trekking-Expedition Oktober 1984 mit unserem Sherpa-Führer Dawa Thondup zur Linken und
seiner Tochter , eine unserer Sherpani-Trägerinnen und sein Enkelssohn Ang Tsering
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Dawa Tsondups Enkelsohn Ang Tsering: Oktober 1984
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Die Tschörte des Sherpa-Dorfes Khuumjung 4 150 m: Blick nach
Westen zu den Kongde Ri-Bergen
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Der Pfad von Khumjung 4 150 m nach Phunki (Brücke über den
Imja Khola) 3 250 m, wo der steile Aufstieg nach Tengpoche 3 867 m seinen Anfang nimmt:
Blick nach Osten zur Kang Tega
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Tengpoche ist der geistige und geistliche Schwerpunkt im
Sherpaland: Die große Tschörte von Tengpoche mit dem Tramserku (links) and Kang Tega
(rechts) im Hintergrund: Blick nach Süden
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Tengpoche: Blick nach Norden in das Gokyo-Tal in Richtung Cho
Oyu 8 153 m
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Von Tengpoche hatten wir einen ersten Blick auf den höchsten
Berg der Erde, Chomolungma - Mount Everest 8 850m (der unscheinbare Gipfel hinter der
Nuptse-Südwand mit dem Lhotse 8 501 m auf der rechten Seite): Blick nach Osten
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Tengpoche mit dem Amai Dablam 6 856 m im Hintergrund: Blick nach
Südosten
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Der Dukhang (Gebetshalle) der Tengpoche-Gompa: November
1980
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Der Zugang zum Dukhang der Tengpoche-Gompa: Blick nach
Süden zur Kang Tega
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Betende Buddhistische Mönche im Dukhang der Tengpoche-Gompa mit
der lamaistischen Bass-Posaune, dem Dungchen: November 1980
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Gebetsmühlen in der Tengpoche-Gompa: November 1984
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Der Lhokang (Halle der Buddhistisch-Tibetischen Götter) in der
TengpocheGompa: November 1980
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Wir trafen Reinhold Messner am 21.10.1980 in Tengpoche: Er kam
gerade von seiner Alleingangbesteigung ohne Sauerstoff zum Gipfel des Mount Everest
(20.08.1980) über die Nordwand-Route von Rongbuk in Tibet zurück
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Yaks in Tengpoche
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Sherpas in einer Sherpa-Batti (Kneipe) in Tengpoche
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Sonnenuntergang über der Mount Everest-, Nuptse-,
Lhotse-Gruppe (links) und Amai Dablam (rechts)
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Auf dem Wege von Tengpoche nach Pangpoche kreuzten wir den Imja
Khola zur nördlichen Seite des Flusses
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Auf dem Wege von Tengpoche nach Pangpoche: Wasserangetriebene
Buddhistische Gebetsmühle
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Auf dem Wege von Tengpoche nach Pangpoche: Tschörte kurz vor
Pangpoche: Blick nach Ostem mit der amai Dablam hinter Wolken
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Pangpoche Gompa ist ein weiteres wichtiges geistiges und
geistliches Zentrum im Sherpaland: Blick nach Westen in Richtung Tengpoche
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Sherpa-Kinder in Pangpoche
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Das Innere eines Sherpa-Hauses in Pangpoche: Rechts unser Koch
Bahadur währedn unser Rolwaling-Expedition 1980
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Der Dukhang in der Pangpoche-Gompa (mit Nima Lama rechts, unser
Sherpa-Führer währedn der Rolwaling-Expedition 1980 (rechte zwei Photos))
Copyright of Photos Dr. Klaus Dierks
Der berühmte Yeti-Skalp (Skalp des "Abscheulichen
Schmneemenschen des Himalaya) in der Pangpoche-Gompa
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
In meinen Tagebüchern der 1980-Rolwaling/Khumbu-Trekking Expedition, der 1982 Cho Oyu, Everest, Lhotse Makalu-Trekking-Expedition und der 1984-Trashi Laptsa-Cho Oyo Trekking-Expedition habe ich das Folgende notiert:
An einem sturmdurchtosten, schneedurchwirbelten,
eiskalten, dunklen Abend, während wir zähneklappernd in einer verrußten,
rauchdurchzogenen, niedrigen Sherpahütte in Gokyo am Fuße des 8 153 Meter hohen Cho
Oyu vor einem kärglichen Reisigfeuerchen sitzen, kommt die Rede fast von selbst auf das
vielleicht letzte nicht entschlüsselte Geheimnis des Himalaya, den mysteriösen
Schneemenschen. Das Feuer flackert traurig, der Atem steht in großen Wolken in der
dünnen Luft. Wir haben die Besteigung unseres ersten Gipfels in diesem Jahr, 1982, hinter
uns gebracht und noch keine Lust, in unser sargähnlich-enges, dunkles, eine schlechte
Nacht versprechende, Zelt zu kriechen. Seit mehr als vierzig Jahren, seit meiner ersten Himalayadurchquerung im Jahre 1959, versuche ich dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, frage ich die Sherpa nach dem Yeti Miteh, dem "dämonenhaften Felsmenschen" des Sherpalandes. Bei der Erwähnung dieses Namens schauen die Sherpa ernsthaft drein, Scherze und Gelächter sind von einer Sekunde zur anderen wie weggeblasen. Unser Sherpa Sirdar, Dawa Thondup, wirft nicht viel neues Licht auf das Fabelwesen. Er selbst hat auf seinen vielen Expeditionen nie einen Schneemenschen zu Gesicht bekommen. Er erzählt uns jedoch eine Yetigeschichte, die sein ältester Sohn, Mingma, der auch auf unserer Expedition als Träger mit geht, 1979 als Yakhütejunge bei Khumjung erlebt hat. "Spät an einem Nachmittag hörte Mingma Laute, die aus den Felsen oberhalb der Yakweide kamen. In der Annahme, daß es sein Bruder, Ang Nima sei, wartete Mingma geruhsam auf die Gestalt, die sich ihm langsam näherte. Kurz darauf rannte er so schnell er konnte zur nächsten Hütte und schloss sich ein, denn der Besucher war nicht Ang Nima, sondern ein Yeti. Das tierähnliche Wesen folgte ihm und umkreiste die Hütte. Es hatte gewisse Ähnlichkeit mit einem Menschen, war mittelgroß, sehr kräftig gebaut und mit rötlichbraunem Haar bedeckt, das sehr lang und borstig schien. Das Gesicht war nackt, braun und schien flacher als das eines Menschen zu sein. Es hatte dicke Augenwülste, eine nach hinten fliehende Stirn und ein stark zurückweichendes Kinn. Der Kopf lief nach oben spitz zu und hatte einen Kamm aus bürstenartigen Haaren. Der Schneemensch, dessen Hände denen eines Menschen glichen, lief aufrecht. Seine Arme waren lang und wurden manchmal als zusätzliche Laufhilfe benutzt. Nach einigen vergeblichen Versuchen, in die Hütte zu gelangen, ließ der Yeti von seinem Vorhaben ab, stieß den bekannten Schrei "huuui" aus und verschwand mit schaukelnden Schritten im Wacholderdickicht. Dawa Thondup meint, daß wir gute Aussichten hätten, einen Yeti irgendwo zwischen Amphu Laptsa und West Col zu begegnen, da sich der Schneemensch in dieser abgelegenen Himalayagegend aufhalten soll. Er liebt offensichtlich die Einsamkeit und meidet die Menschen. Deshalb bekommen große Expeditionen ihn auch nie zu Gesicht. Kleinst-Expeditionen wie die unsrige hätten da eine bessere Chance. Dawa erzählt uns auch, daß der Yeti Miteh Tibet mehr liebe als Nepal und sich lieber in fünftausend als in viertausend Meter Höhe aufhalte. Er fügt allerdings hinzu, daß nur der, der fest an die Existenz des Yeti glaube, Aussichten habe, ihn zu sehen. Der entscheidende Tag der gefürchteten Amphu Laptsa-Übersteigung wird uns, so wie Dawa Thondup es uns Wochen vorher am Cho Oyu versprochen hat, tatsächlich einen mysteriösen Kontakt mit dem Schneemenschen des Himalaya bringen. Aus diesem Grunde werde ich den 1. Mai 1982 niemals vergessen. Als ich an diesem Tage, nach durchfrorener Nacht, meinen eisbedeckten Kopf aus dem Zelt stecke, kommt Dawa mit einer Reihe von unerfreulichen Schwierigkeiten: Die Lasten seien für die Amphu-Überquerung für unsere Träger zu schwer. Der Vorwurf in Dawas Stimme ist nicht zu überhören, obwohl er die Lasten selbst eingeteilt und die Anzahl der Träger bestimmt hat. Es war auch ausgemacht worden, daß Dawas jüngster Sohn, Ang Nima, nicht die schwierige Amphu-Überschreitung mitmachen soll, da er mit seinen sechzehn Jahren für eine solche bergsteigerische Gefahrensituation noch zu jung sei. Auf Dawas Wunsch soll Ang Nima an diesem Morgen alleine nach Khumjung zurückkehren. Der Abstieg sei für Ang einfach und führe ihn in zwei bis drei Tagesmärschen durch eine ihm vertraute Umwelt über Chukhung, Dingboche, Pangpoche, Tengpoche nach Khumjung. Es ist niemals die Rede davon gewesen, daß Ang Nima mitkommen solle, da wir für ihn nicht die geeignete Ausrüstung wie schwere Gebirgsschuhe, Steigeisen, Pickel und Schneebrille mitgenommen haben. Nach langen Diskussionen mit unseren Sherpa und einigen, wohl durch das "Sektpfropfenstadium" hervorgerufenen, Wutanfällen meinerseits, geht es dann, viel zu spät, um sieben Uhr los. Für den zögernden Aufbruch der Sherpa habe ich allerdings viel Verständnis. Sie haben vor dem Amphu sicher so viel Angst wie wir. Vor dem Aufbruch bekommt Ang Nima seinen Lohn und ein gutes "Bakschisch" für die treuen Dienste während der ersten vier Wochen unserer Expedition. Er zieht fröhlich pfeifend von dannen und läßt durch nichts erkennen, daß er es vielleicht vorgezogen hätte, das große Bergabenteuer mit uns zu teilen. Er ist ganz offensichtlich zufrieden, daß ihm die Strapazen, die uns erwarten, erspart bleiben. Zunächst kreuzen wir den großen Amphugletscher. Jetzt, am frühen Morgen, ist noch alles im Tieffrost erstarrt, und die Schneebrücken über die vielen Glet scherspalten halten unser Gewicht. Danach beginnt der schwierige Einstieg in die Steilwand des Amphu, die uns nach Luft schnappen läßt. Meine Gedanken kehren von Zeit zu Zeit zu Ang Nima zurück, der sich auf relativ bequemen, sicheren Wegen abwärts befindet. Ich beneide ihn von ganzem Herzen.Während einer der zahlreichen Keuchpausen höre ich plötzlich unter mir etwas, das wie ein menschlicher Schrei klingt. Erst glaube ich an eine durch zu geringen Sauerstoff hervorgerufene Halluzination. Dann machen mich unsere Sherpaträger darauf aufmerksam, daß die Schreie von Ang Nima stammen, der offenbar eilig hinter uns die Steilwand hochklettert, obwohl ihn niemand sichert, da wir die festen Seile auf dieser Strecke bereits abgebaut haben. Ich kann nicht verstehen, was diesen intelligenten, immer fröhlichen, zähen kleinen Burschen treibt, sich ohne entsprechende bergsteigerische Ausrüstung in diese Eiswand zu begeben. Als uns Ang Nima endlich erreicht, ist er tränenüberströmt und wird von Panik geradezu geschüttelt. Er erzählt uns mit einer Flut von Worten, daß er beim Abstieg vom Basislager nach Chukung einem Schneemenschen begegnet sei. In fast sechstausend Meter Höhe, umgeben von Bergen, auf denen Götter wohnen, ist natürlich alles möglich. Ich weiß nicht, was ich von der Geschichte halten soll, und meine erste Reaktion ist: "Ein Schneemensch hat mir gerade noch gefehlt!" Den Wahrheitsgehalt der "Yeti-Geschichte" kann ich nur an Ang Nimas Reaktion überprüfen. Obwohl er sich durch fehlende Ausrüstung in Lebensgefahr befindet, ist er durch nichts zu bewegen, die zweifelhafte Sicherheit unserer Gruppe aufzugeben und eine erneute Begegnung mit dem Schneemenschen zu riskieren. Nach wiederholter eindringlicher Befragung finde ich heraus, daß Ang Nima den dunklen Kopf eines Yeti Miteh gesehen und seinen charakteristischen Schrei "huuui" gehört haben will. Er ist fest davon überzeugt, daß der geheimnisvolle Dämonenmensch des Himalaya ihn bei einem erneuten Treffen töten würde. Angs Vater, Dawa Thondup, nimmt die "Yeti-Geschichte" seines Sohnes ungerührt zur Kenntnis und glaubt offenbar, wie alle anderen Sherpa in unserer Gruppe, ganz selbstverständlich an die Existenz des Yeti. Eine rationale Erklärung könnte sein, daß Ang Nima beim Abstieg unter Angstvorstellungen gelitten und sich nur eingebildet hat, das Fabelwesen gesehen zu haben. Für die Sherpa ist der Yeti ein untrennbarer Bestandteil ihrer von Göttern und Dämonen bewohnten Umwelt. Oder vielleicht wollte er mir, seinem Bara Sahib, nur eine Freude machen? Ang Nima wußte, wie sehr ich mich für den Schneemenschen interessiere. Die Sherpa setzen in bergsteigerischen Notsituationen in nobler Pflichterfüllung immer wieder ihr Leben für ihre Bergkameraden aufs Spiel, und viele sind zusammen mit ihren Freunden aus anderen Teilen der Welt in den Bergen geblieben. Ich habe allerdings noch nie gehört, daß sie ihr Leben riskieren, um uns lediglich eine Freude zu machen. Wenn Ang außerdem den Wunsch verspürt hätte, uns bei dem schwierigen Unternehmen zu begleiten, dann hätte er das gewiß einfacher haben können. Es gibt viele Geschichten über den Yeti, wenn auch nur wenige Hinweise auf seine Existenz. Jeder europäische Bergsteiger hat insgeheim den Wunsch, einmal einen Schneemenschen zu Gesicht - oder besser vor die Kamera - zu bekommen. Es gibt Bergsteiger, wie Norman G. Dyhrenfurth, die fest an das Bestehen des Yeti glauben und - wenn auch bisher vergebliche - Suchexpeditionen nach ihm unternommen haben. Es gibt andere, wie Reinhold Messner, die nicht an die Existenz eines solchen Fabelwesens glauben wollen. Mein Freund Mike Cheney von der "Sherpa Co-operative" in Kathmandu, der, vor seinem Tode, über dreißig Jahre lang Expeditionen in den Nepal-Himalaya organisiert hatte, ließ beide Ansichten gelten. Nach seiner Erfahrung brachte jedes Jahr wenigstens eine Expedition eine gute "Yeti-Geschichte" nach Hause. Es gibt viele Geschichten über den Yeti, wenn auch nur wenige Hinweise auf seine Existenz. Jeder europäische Bergsteiger hat insgeheim den Wunsch, einmal einen Schneemenschen zu Gesicht - oder besser vor die Kamera - zu bekommen. Es gibt Bergsteiger, wie Norman G. Dyhrenfurth, die fest an das Bestehen des Yeti glauben und - wenn auch bisher vergebliche - Suchexpeditionen nach ihm unternommen haben. Es gibt andere, wie Reinhold Messner, die nicht an die Existenz eines solchen Fabelwesens glauben wollen. Mein Freund Mike Cheney von der "Sherpa Co-operative" in Kathmandu, der, vor seinem Tode, über dreißig Jahre lang Expeditionen in den Nepal-Himalaya organisiert hatte, ließ beide Ansichten gelten. Nach seiner Erfahrung brachte jedes Jahr wenigstens eine Expedition eine gute "Yeti-Geschichte" nach Hause. In der uralten weltabgeschiedenen Gompa von Beding, direkt an der tibetischen Grenze, höre ich in Gegenwart von Nima Lama eine ganz andere Yetigeschichte. Der wiedergeborene lebende Bodhisattva des Klosters Beding erzählt mir im Oktober 1980, daß die Yetis im Winter oft das Kloster besuchen kämen. Die Lamas müßten die Yetis dann mit Hilfe von tibetischen Blashörnern und Gongs vertreiben. Ich erfahre auch, daß Beding vor vierunddreißig Jahren von einer gewaltigen Schneelawine verschüttet worden sei. Eine Sherpafrau sei damals in ihrer Hütte lebendig begraben worden. Ihre Rufe und die ihrer Kinder soll man noch heute in unheimlichen, dunklen Nächten hören. Damals, in jenem schneereichen Winter, habe man häufig Schneemenschen gehört. Ihr seltsamer, pfeifender Schrei habe durch die kalten Nächte geklungen, und morgens habe man die bekannten großen Fußabdrücke im frisch gefallenen Schnee gefunden. In einer dunklen Ecke des Klosters zeigt mir der Lama Rimpoche eine Reihe von merkwürdigen Bildern, die er als Schneemenschendarstellungen bezeichnet. Sie haben wenig Ähnlichkeit mit dem Wesen, das üblicherweise als Schneemensch beschrieben wird. Selbst die tierköpfige tibeto-buddhistische Gottheit, Dorje Tsempo, wird mir als weibliche "Yetini" vorgestellt. Die Tibeter nennen den männlichen Yeti "Drepo" und den weiblichen "Dremo". Während des Gompabesuches erzählt mir der Lama, daß er kürzlich einen etwa fünf Fuß großen Yeti am Kloster beobachtet habe, der einem Idioten geglichen hätte. Da es wegen der weltfernen Abgeschlossenheit von Beding und der daraus resultierenden Inzucht der Rolwaling-Sherpa viele Kretins gibt, scheint mir jedoch auch das kein Beweis für das Vorhandensein des Schneemenschen zu sein. Nima Lama teilt die Schneemenschen in drei Gruppen ein. Ihm zufolge gibt es den großen Dzu-teh, eine Affenart, die Rinder und Yaks anfällt. Dann gibt es den Yeti Miteh, einen Zweibeiner ohne Schwanz und mit spitz zulaufendem Schädel. Der Miteh ist der eigentliche Schneemensch, der auch Menschen angreift. Er gibt pfeifende Laute von sich und lebt in Höhen zwischen 4 600 und 5 100 Meter. Und schließlich gibt es noch den Thelma, eine harmlose Affenart, die in den dichten Wäldern unterhalb von dreitausend Metern vorkommt. Ich frage Nima Lama, ob er schon einmal einen Yeti gesehen hätte. Seine Antwort steht im Gegensatz zu der, die mir Tenzing Norgay 1959 in Darjeeling gegeben hatte: "Es sind immer die anderen, die den Yeti gesehen haben". Nima Lama dagegen sagt mir, daß Menschen den Yeti fast niemals zu Gesicht bekämen, weil er vor ihnen fliehen würde. Der Schneemensch lebe alleine in großen Höhen und verlasse seine Zufluchtsorte, wie etwa Höhlen, im allgemeinen nur nachts. Manchmal, wenn er sehr hungrig sei, begebe er sich in die Nähe von Dörfern und stehle alles Eßbare, das er in die Finger bekäme. Wenn er ein Geräusch höre, liefe er davon. Er meide auch den Schein und den Geruch des Feuers. Der Yeti könne drei verschiedene Laute ausstoßen. Der normale Kontaktruf sei das bekannte "huuui", sein Liebesruf sei ein "ko ko ko", und seinem Zorn gebe er durch drohende "uh uh uh" Rufe Ausdruck. Alle diese geheimnisvollen Indizien bringen mich schon 1980 auf die Idee, daß das Schneemenschenrätsel vielleicht eine ganz einfache Lösung haben könnte. Alles weist darauf hin, daß das mysteriöse Menschentier ein intelligentes Wesen sein könnte, das sich deshalb so erfolgreich vor den Menschen verbirgt. Sonst hätte sich ja in den relativ dicht besiedelten Himalayatälern schon mal ein hieb- und stichfester Beweis finden lassen müssen. Aussehen und Verhaltensmuster werden durch die natürlichen Umstände und den Zwang geprägt, sich vor der menschlichen Gesellschaft verbergen zu müssen. Menschen, die aus religiösen, politischen, sozialen oder kriminellen Gründen die menschliche Gemeinschaft verlassen haben, hat es im Himalaya immer gegeben. Nur so ist es zu erklären, daß noch niemand eine Begegnung mit dem Yeti beweisen konnte. "Der Schneemensch als Ausgestoßener der menschlichen Gemeinschaft" ist ganz sicher eine genauso gute Erklärung wie jede andere. Vom Schneemenschen hörte ich das erste Mal, als ich im Jahre 1959 nach geglückter Flucht vor den Chinesen auf den ersten sikkemesischen Polizeiposten in der Nähe des Tschumbitales, dem Dreiländereck zwischen Tibet, Sikkim und Bhutan, traf. Dieser erzählte mir, daß die Bewohner dieser Gegend schon des öfteren zwei große, menschenähnliche, mit rotbraunen Haaren bedeckte, Tiere beobachtet hätten. Diese Tiere benähmen sich wie Menschen, bewegten sich aufrecht und gingen Steilhänge in Serpentinen und nicht geradlinig hoch. Die Sherpa und Leptscha des Tschumbitales hätten große Angst vor diesen Tieren, die sie Midre - das heißt auf tibetisch Menschenbär - nennen. Anfang 1982 entdeckten indische Soldaten an der Grenze zu Bhutan Höhlenbewohner, die auch in Schnee und Eis ohne Kleidung lebten und den Gebrauch des Feuers nicht kannten. Auf diese "Steinzeitaltermenschen" stießen die Soldaten in der Nähe des Chetak-Passes in einem dichten Wald, in dem hoher Schnee lag. Sowohl die Männer als auch die Frauen seien sehr scheu, hätten mongolide Gesichtszüge und nähmen ihre Nahrung roh zu sich, berichteten die Inder. Ob zwischen den Steinzeitaltermenschen und dem sagenumwobenen Schneemenschen eine Verbindung bestünde, konnte noch nicht geklärt worden. Jeder, der sich mit Einheimischen über den Schneemenschen unterhalten und vielleicht neue Erkenntnisse gewinnen will, sollte sich in der vielfältigen Namensgebung für dieses mysteriöse Wesen auskennen. Man hört immer wieder die Bezeichnung "abscheulicher Schneemensch", die aus dem englischen "abominable snowman" hergeleitet wird. Dieser Name beruht auf einem Übertragungsfehler aus dem tibetischen und hat seinen Ursprung in einer indisch-britischen Zeitung, die in den zwanziger Jahren in Kalkutta herausgegeben wurde. Dort wurde der Schneemensch als "Metch Kangmi" bezeichnet, was man mit "abscheulicher Schneemensch" übersetzen könnte. Das Wort "metch" gibt es im tibetischen aber gar nicht. Der Verfasser meinte wohl das Wort "miteh", das "dämonenhaft" bedeutet. Das Wort "Kangmi", das man häufig in Tibet hört, heißt nichts weiter als Schneemensch, der zusammen mit dem "miteh" seinen dämonenhaften Zug bekommt. Die Sherpa, die ja tibetischer Abstammung sind, nennen das geheimnisvolle Wesen Yeti Miteh - dämonenhafter Felsmensch. Man findet auch Ausdrücke wie "Migö" - wilder Mensch - und "Midre" - Menschenbär. Die Sherpa des Khumbu nennen das ganze Everestgebiet "Mahalangur Himal", was man als "Schneegebirge des großen Menschenaffen" übersetzen könnte. Allein aus der Namensgebung kann man also die verschiedensten Ableitungen machen. Ja, und dann gibt es noch die immer wieder photographierten, seltsamen Riesenspuren auf den Gletschern, die ja auch die verschiedensten Auslegungen zulassen. Sie wurden zum ersten Mal im Jahre 1889 in Sikkim gesehen und beschrieben und 1951 von Eric Shipton auf dem Drolambao Gletscher im Grenzgebiet zwischen Rolwaling und Khumbu photographiert. Ähnliche Spuren wurden auch vom Leiter der Ersten Britischen Mount Everest Expedition 1921, Oberst C.K. Howard-Bury, am Lapka La gesehen. Sie waren etwa fünfundzwanzig bis fünfunddreißig Zentimeter lang und zwölf bis fünfzehn Zentimeter breit. Die Laufrichtung der Spur war gradlinig, die Schrittweite wurde mit fünfunddreißig Zentimeter angegeben. Die Spur hatte die Form einer Bärentatze, der die Krallen fehlen, und ihre Tiefe ließ auf ein Tier von etwa achtzig bis hundert Kilogramm Masse schließen. Besonders eigenartig war ein Zehenabdruck, der nach hinten wies und besonders tief war. Ich selbst habe 1980 auf dem Drolambao-Gletscher, ganz in der Nähe der Shipton'schen Spuren, einige merkwürdige Abdrücke im Schnee gesehen. Je nach Schneebeschaffenheit und Schattenverhältnissen veränderte sich die Spur von einem Phantasiegebilde, die auf ein geheimnisvolles Wesen schließen lassen konnte, zu einer ganz gewöhnlichen Gämsenspur. Es sind wohl der Wechsel von Schneeschmelze am Tage, Frost in der Nacht und Neuschnee am nächsten Tage, der diesen Spuren die eigentümliche Form verleiht. Es könnte sich aber auch um die Abdrücke durchgelaufener Sherpaschuhe handeln. Wenn die Sohlen fast durchgelaufen sind, und die Zehen sich in den Schnee hineindrücken, dann sorgen Frost und anschließendes Tauen für die ungewöhnliche Größe dieser Spuren. Viele Fragen bleiben unbeantwortet, und Sonne und Frost verwandeln harmlose Tierspuren oder Sherpafußabdrücke in neue Legenden. Die ältesten Berichte über einen wilden Schneemenschen gehen Jahrtausende zurück. Schon in dem indischen Sanskritwerk "Ramayana" wird ein solches Wesen erwähnt. Auch der römische Schriftsteller Plinius beschreibt es, und der Jesuitenpater Athanasius Kirchner berichtet im 17. Jahrhundert, daß er in China von "wilden Gebirgsmenschen" in Tibet gehört habe. Intensive Forschungen mit sensationellen Ergebnissen sollen in der ehemaligen Sowjetunion durchgeführt worden sein, wurden aber nie veröffentlicht. Als Gast im Basislager der Sowjetischen Everestexpedition '82 bekomme ich den Eindruck, daß die Sowjets über den Schneemenschen tatsächlich mehr wissen, als sie sagen wollen. Konkretes kann ich jedoch auch hier nicht feststellen. Mir wird lediglich gesagt, daß ein Professor Porschnev Yeti-For schungen unternommen habe.Eindeutige Beweise gibt es bis heute nicht. Auch die Schneemenschenbilder in den Klöstern von Tibet und des Sherpalandes tragen wenig zur Klärung bei. Die Künstler dieser Darstellungen sind sich offensichtlich nicht darüber einig, wie ein Yeti nun wirklich aussieht. Die Bilder wirken wie eine dämonenhafte Darstellung eines Mischwesens zwischen zähnefletschendem Affen, Wolf und Bär mit spitzzulaufender Schädelform, das genauso aussieht wie der mysteriöse Yetiskalp, der, von den Lamas eifersüchtig gehütet, in den beiden Sherpaklöstern Khumjung und Pangpoche aufbewahrt wird. Der Yetiskalp von Pangpoche wird von der Sherpagemeinschaft als Reliquie verehrt, da er dem Kloster von einem wiedergeborenen Lama, Sangwa Dorje, gestiftet wurde. Seit der Zeit von Sangwa Dorje, der einer der wichtigsten Heiligen der Sherpa ist, wurde die Gompa Pangpoche von dreizehn weiteren Wiedergeborenen geleitet. Wenn man eine durchschnittliche Lebenszeit von dreißig Jahren annimmt, müßte der Skalp also etwa vierhundert Jahr alt sein. Der Sherpa-Sirdar unserer Expedition von 1980, Nima Lama, sorgt dafür, daß ich dieses merkwürdige Fell in der Gompa sehen kann. Für eine kleine Klosterspende schließt ein alter Lama bereitwillig eine große Holztruhe mit vielen altmodischen Vorhängeschlössern auf. Ich darf den Skalp im dunklen Klosterraum zwar anfassen und photographieren, aber nicht nach draußen ins Tageslicht tragen, um ihn dort genauer betrachten zu können. Der Skalp sieht aus, als sei die Kopfhaut des geheimnisvollen Wesens oberhalb der Ohren abgeschnitten worden. Es ist keine Naht in dem Fell zu entdecken, und es ähnelt einem spitzzulaufendem, teilweise spärlich mit braunroten Haaren bedecktem Helm. Das schwärzlich, dunkle Leder wirkt dick und spröde. Von der Mitte der Stirn läuft über die Schädelspitze bis zum Nacken ein bürstenartiger Kamm, wie wenn sich bei einem Tier die Haare sträubten. Die Haare sitzen so fest, daß ich in einem unbeobachteten Augenblick nicht in der Lage bin, eines herauszuziehen. In der gleichen Gompa gibt es auch noch das Skelett einer menschenähnlichen Hand, die ebenfalls von einem Yeti stammen soll. Ohne daß ich sie näher untersuchen kann, sieht es mir so aus, als wäre es eine Menschenhand, in die vor langer Zeit einige nicht zu erkennende Tierknochen eingefügt worden sind. In der Gompa von Khumjung habe ich es im April 1982 leichter. Der Skalp ist keine Reliquie und wird bei religiösen Tanzfesten zur Freude der Touristen und zum Schrecken der Sherpakinder als Maske getragen. Dawas Kinder führen mich zum Kloster und kichern vor Verlegenheit, als der Skalp, der dem von Pangpoche ähnlich ist, zum Photographieren ins Freie getragen wird. Der Khumjung-Skalp ist während der Britischen Himalaya Expedition 1960, die unter der Leitung von Edmund Hillary stand, von der Gompa ausgeliehen worden, um in London und New York wissenschaftlich untersucht zu werden. Damals wurde festgestellt, daß es sich um ein geschickt geformtes Stück Fell einer Ziegengämse, der Serow Gämse, handelt. Nun wird die Serow Gämse von den Tibetern seit altersher als ein Fabeltier des Himalaya, ein Einhorn, verehrt. Vielleicht ist dieses Einhorn, das die Tibeter "Tschiru" oder "Seru" nennen, genauso wie der Yeti nur ein Teil der bunten, vielfältigen Mythologie des tibetischen Buddhismus. Dass angeblich ab und zu ein hübsches Sherpamädchen von einem Yeti vergewaltigt wird, kann ja auch eine profane Erklärung haben. Wo kommen sonst all die unehelichen Kinder im Sherpaland her? Doch was ist nun der Yeti? Ist er ein Flüchtling, ein Riesenaffe, ein blauer tibetischer Bär, eine Gämse, ein Fabelwesen des Lamaismus oder nur ein Kinderschreck? Die Beantwortung dieser Frage muß noch offen bleiben. Man muß beachten, daß der Himalaya ein sehr junges Faltengebirge ist und seine letzten Auffaltungsphasen erst vor etwa sechshunderttausend Jahren durchgemacht hat. Damals lebten schon die ersten Urmenschen, die schreckerfüllte Zeugen dieser gewaltigen Umwälzung der Erdoberfläche gewesen sein müssen. Ist der Schneemensch vielleicht Nachkomme jener Menschen, die das Emporwachsen des Mount Everest erlebten? Jedenfalls hörte ich vom Yeti immer nur in jenen Gegenden des Himalaya in denen tibetisch gesprochen wird und die der Glaubenswelt des tibetischen Buddhismus angehören. Auf meinen Expeditionstouren in den Karakorum, nach Kaschmir und in den Himachal Pradesh habe ich nie etwas vom Schneemenschen gehört. Im Gegensatz zum Nicht-Vorhandensein des Yeti im West-Himalaya gibt es in vielen anderen Teilen der Welt Geschichten von wilden Schneemenschen, so etwa im Kaukasus, in der Mongolei und sogar in Nordamerika, wo man ihn "Big Foot" oder "Sasquatchman" nennt. Wir wissen also nur, daß es einen echten Beweis seines Bestehens bisher nicht gibt. Aber an das Okapi der Urwälder in Zaire hat man ja auch lange nicht geglaubt. Der Yeti paßt in den Himalaya. Wenn es ihn nicht gäbe, müßte man ihn erfinden. Es ist tröstlich, zu wissen, daß es auf unserer entschleierten Erde noch ein paar ungelöste Geheimnisse gibt. |
KHUMBU: VON PANGPOCHE ZUM MOUNT EVEREST BASE CAMP
Copyright of Map: Research Scheme Nepal Himalaya (Schneider Maps): Khumbu
Himal (Nepal): 1 : 50 000
Von der Pangpoche-Gompa begannen wir die letzte Sektion unserer Rolwaling - Khumbu - Expedition 1980 zum Everest Base Camp bei Gorak Shep 5 250 m. Wir treckten von Pangpoche über Tsuro Og, Pheriche, Phulung Karpo, Lobuche bis nach Gorak Shep nahe des Khumbu-Eisbruches, der zur Südroute auf den Gipfel der Chomolungma - Mount Everest 8 850m führt.
Tsuro Og: Auf dem Wege von Pangpoche nach Lobuche trafen wir auf
viele buddhistische Tschörten und Gebetsmauern: Blick nach Osten zur Amai Dablam
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Tsuro Og: Auf dem Wege von Pangpoche nach Lobuche trafen wir auf viele buddhistische
Tschörten und Gebetsmauern: Blick nach Nordosten zur Everestgruppe: Der Weg zum Base Camp
führt Norden (links) vor den hohen Bergen
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Copyright of Map: Research Scheme Nepal Himalaya (Schneider Maps):
Mahalangur Himal - Chomolongma-Mount Everest: 1 : 25 000
Zwischen Tsuro Og und Lobuche hatten wir eine ersten Blick
auf den Taboche 6 452m: Blick nach Nordwesten
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Sherpa-Hütte in Lobuche 4 930 m
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Unser Camp in Lobuche
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Einer unser Sherpa-Träger in Lobuche
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Nördlich von Lobuche sahen wir zum srsten Mal den Pumori 7 145
m, westlich von Mount Everest und auf der Grenze zwischen Nepal und Tibet:
Mani-Gedenk-Steine für die zahlreichen umgekommenen Bergsteiger an der Chomolungma -
Mount Everest: Blick nach Norden: Links die Seitenmoräne des Khumbu-Gletschers
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Copyright of Map: Research Scheme Nepal Himalaya (Schneider Maps):
Mahalangur Himal - Chomolongma-Mount Everest: 1 : 25 000
Zwischen Lobuche 4 930 m und Gorak Shep 5 250 m: Blick nach
Norden: Links die Pyramide des Pumori 7 145 m und rechts Lingtren 6 697 m
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Der Khumbu-Gletscher nördlich von Lobuche: Blick nach Süden
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Der Nuptse 7 879 m von Süden hinter den Seiten-Moränen des
Khumbu-Gletschers
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Kurz vor Gorak Shep hatten wir eine erste Sicht auf die
West-Schulter von Mount Everest (rechts) und den Changtse (rechte Mitte hinter der
West-Schulter) in Tibet und den Khumbutse 6 640 m zur Linken: Zwischen Khumbutse und der
West-Schulter befindet sich der Grenz-Pass zwischen dem Khumbu und Tibet: Lho La 6 005 m
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Der Pumori südlich von Gorak Shep mit dem Aussichtsberg Kala
Patar 5 600 m vor dem Pumori: Von dort hat amn eine phantastische Aussicht auf die Chomo
Lungma - Mount Everest
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Der Gorak Shep-Gletschersee war in den früheren Jahren der
Platz für die ersten Everest Base Camps: Blick nach Norden zur Chomo Lungma West-Schulter
(rechts) und Changtse in Tibet (Mitte)
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Unser Camp-Platz in Gorak Shep: Blick nach Norden zur Chomo
Lungma West-Schulter (rechts), Changtse in Tibet (Mitte) und Pumori (links auf dem
rechten Photo)
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Die Nuptse West-Wand 7 879 m von Gorak Shep aus gesehen
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Sonnenuntergang über der Nuptse West-Wand von Gorak Shep aus
gesehen: Das rechte Photo zeigt den fast 1 000 m höheren Mount Everest immer noch im
Sonnenlicht
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Von Gorak Shep 5 250 m quälten wir uns weitere 350 m hoch zum
Gipfel des Aussichtsberges Kala Patar 5 600 m: Blick nach Norden zum Pumori 7 145 m
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Auf dem Gipfel des Kala Patar 5 600 m: Blick nach Norden zum
Pumori
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Auf dem Gipfel des Kala Patar 5 600 m: Blick nach Norden zum
Lingtren 6 697 m (linke Mitte) und Khumbutse 6 640 m (rechts)(Das Amphitheater liegt
östlich vom Pumori)
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Auf dem Gipfel des Kala Patar 5 600 m: Blick nach Süden zum
Khumbu-Gletscher mit dem Amai Dablam in der Mitte (rechtes Photo)
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
Auf dem Gipfel des Kala Patar 5 600 m: Blick nach Süden zum
Khumbu-Gletscher mit den Changri Nup- und Changri Shar-Gletschern auf der rechten Seite
und dem Gorak Shep-See
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Auf dem Gipfel des Kala Patar 5 600 m: Blick nach Norden mit
Pumori und Peter Hillary (24.10.1980), Sohn von Sir Edmund Hillary, erstbesteiger von der
Chomolungma, zusammen mit Tenzing Norgay am 29. Mai 1953, (Ich traf
Edmund Hillary den Tag davor, als er gerade auf Yak-Rücken wegen der "Acute Altitude
Sickness" nach Lobuche abtransportiert wurde, Ich traf ihn wieder in Khunde im Mai
1982)
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Sir Edmund Hillary mit Tenzing Norgay Sherpa auf dem Gipfel des Mount Everest am 29. Mai
1953
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Copyright of Map: Research Scheme Nepal Himalaya (Schneider Maps):
Mahalangur Himal - Chomolongma-Mount Everest: 1 : 25 000
Auf dem Gipfel des Kala Patar 5 600 m: Blick nach Nordosten auf
die Chomo Lungma - Mount Everest 8 850 m: 24.10.1980 mit Klaus Dierks
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Auf dem Gipfel des Kala Patar 5 600 m: Blick nach Nordosten auf
die Chomo Lungma - Mount Everest: mit Blick auf den Khumbu-Eisbruch, Western Cwm und den
South Col in der Mitte des Photos, mit Lhotse zur Rechten
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Auf dem Gipfel des Kala Patar 5 600 m: Blick nach Nordosten auf die Chomo Lungma - Mount
Everest: mit Blick auf den Khumbu-Eisbruch, Western Cwm und den South Col in der Mitte des
Photos, mit Lhotse zur Rechten: Tenzing Norgay und Edmund Hillary nahmen den Normalweg
über den Khumbu-Eisbruch, Western Cwm und den South Col zur Rechten des Photos und dann
zum Gipfel über den Südgrat: Sie erreichten den Gipfel am 29. Mai 1953 um 11h30:
Insgesamt gibt es bis heute 15 Routen zum Gipfel des Mount Everest
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