1980 | General Prem Chand von der UNTAG
besucht Namibia. Die NNF löst sich auf. Der Damara-Rat wird unter Führung von Justus ||Garoëb als politische Partei neu gegründet (nachdem der Rat 1977 abgeschafft worden war). Die DTP wird in die Demokratische Turnhallepartei von Namibia (DTPN) umbenannt. Sie setzt die Allianz mit der DTA fort. Parteiführer ist Daniël Luipert. Weitere Vorstandsmitglieder sind Ernst Kuhlmann, Jeremiah Jagger und Emil Appolus. Die Tswana-Allianz wird in eine politische Partei umgewandelt und heißt jetzt Seoposengwe Partei. Parteivorsitzender ist der Tswana-Führer Constance Kgosiemang. Sie bildet eine Allianz mit der DTA. Die Riemvasmaak Vereinigte Partei (RUP)(Riemvasmaak United Party (RUP)) wird geformt. Ihr Präsident ist Dawid Dawids. Sie schließt sich der NPLF an. Nach einer Spaltung in der SWAPO-D bildet sich die Vereinigte Namibia Volkspartei (UNPP)(United Namibia People's Party (UNPP)). Sie formt zunächst eine Allianz mit der NNF. 1989 schließt sie sich der NNF an. Ihr Präsident ist Hizipo Shikondombole. Pendukeni Iivula Ithana, die Namibia 1974 verlassen hatte, wird Sekretärin des SWAPO- Frauenrates (SWAPO Women's Council). Jesaya Nyamu wird SWAPO-Vertreter in Addis Abeba. Die Ursprüngliche Volkspartei von Namibia (OPPN) (Original People's Party of Namibia (OPPN)) wird gebildet. Sie formt 1989 eine Allianz mit der UDF. Parteivorsitzender ist Theophilus Soroseb. Eine neue 220 kV-Starkstromleitung wird von Aggeneys in Südafrika nach Windhoek gebaut. Der kommerzielle Abbau von Granit-Naturstein beginnt in Rooikop, östlich von Walvisbucht. Telephonverbindungen werden mit einigen Ortschaften im Ovamboland (Ondangwa und Oshakati bekommen automatische Dienste) geschaffen. Opuwo im Kaokoland und Rundu im Kavango werden ebenfalls angeschlossen. Katima Mulilo im Caprivizipfel kann nur über Radio erreicht werden (eine Telephonlinie von Rundu nach Katima Mulilo wird 1986 fertiggestellt). Auslandsgespräche mit Direktwahl sind mit 33 Ländern möglich. Namibia verfügt über 53,9 Telephonanschlüsse pro 1 000 Einwohner (Kenya hat 7,2 und Zambia 12,6 zum Vergleich), das zweitbeste Telephonsystem auf dem afrikanischen Kontinent nach Südafrika. |
07./14.01. | Eine Vorbereitungskonferenz für die Durchführung der UNO SR Resolution 435 scheitert in Genf. |
März | Der Wahlsieg der ZANU-PF-Partei unter der Leitung von Robert Mugabe führt zur Unabhängigkeit Zimbabwes. |
21.03. | Initiiert von der IG wird die Lüderitzbucht-Stiftung als politische Druckgruppe zur Wiederbelebung der daniederliegenden Stadt Lüderitz gegründet. Erster Vorsitzender der Bürgerinitiative ist seit 1983 Crispin Clay. |
31.03. | Der UNO-Bericht S/13862 stellt fest, dass Südafrika dem Konzept der DMZ-Vorschläge nun zustimme. |
03.05. | Der neue Gruppenführer der Veldschoendrager (||Hawoben), Hans J. Titus, wird in Keetmanshoop eingestellt. |
12.05. | Südafrika kündigt an, dass es "immer noch eine internationale Lösung für den Namibiakonflikt anstrebe". Die Situation wird jedoch durch Südafrikas neue Forderung verschärft, UNITA in die Verhandlungen einzubeziehen. |
14.06. | Eine neue Eisenbahnlinie hinter den Dünen zwischen Swakopmund und Walvisbucht wird vom südafrikanischen Verkehrsminister Chris Heunis eingeweiht. Die alte Küstenstrecke wird abgebrochen. |
20.06. | Der UNO-Generalsekretär Waldheim akzeptiert praktisch alle südafrikanischen Forderungen. Südafrika ist jedoch immer noch nicht von der "Unparteilichkeit der Vereinten Nationen" überzeugt. |
28.06. | Ein neuer Gruppenführer der Topnaar-Nama (#Aonin), Seth Koitjie, wird in Walvisbucht vereidigt. |
Juli | CANU und SWAPO trennen sich. Die meisten ehemaligen CANU-Mitglieder, einschließlich Mishake Muyongo und Siseho Simasiku, verlassen die SWAPO. Die CANU wird in Lusaka durch Muyongo wiederbelebt. Muyongo wird 1987 erst Vize-Präsident und dann Präsident der DTA. Nach dem Rücktritt von Dirk Mudge im April 1995 wird er als Präsident der DTA wiedergewählt. Simasiku kehrt 1992 in die SWAPO zurück. Nach dem Parteienschisma gehen viele CANU-Anhänger in den Caprivizipfel zurück. |
01.07. | Die NV bekommt durch die Bildung
eines neuen Interims-Ministerrates Exekutivvollmacht. Der ausführende und beratende Rat
des Generaladministrators wird abgeschafft. Die neue Interims-Verfassung AG-8 schafft die
Grundlage für eine Drei-Ebenenregierung in Namibia. Die erste Ebene ist die
Zentralregierung unter dem Generaladministrator. Die zweite Regierungsebene besteht aus
den elf ethnischen Regierungen. Die dritte Regierungsebene wird durch die lokalen
Stadtverwaltungen dargestellt. Dirk Mudge wird als Vorsitzender des Ministerrates
angestellt. Der Ministerrat wird jedoch von den fünf Westmächten nicht anerkannt. Der Südwestafrikanische Regierungsdienst wird gebildet. |
01.08. | Die Südwestafrika-Gebietsmacht (SWATF)(South West Africa Territory Force (SWATF) wird offiziell ins Leben gerufen. Alle männlichen Bürger des Landes können zum Wehrdienst einberufen werden. Die Hauptfunktion der SWATF ist es, die Kriegsanstrengungen der südafrikanischen Truppen zu unterstützen. |
05.08. | Während des Krieges zwischen SWAPOs PLAN und der südafrikanischen Wehrmacht kommt es zu vielen Übergriffen der Südafrikaner auf namibische Zivilisten, die verdächtigt werden, SWAPO-Sympathisanten zu sein. Kaum Fälle kommen jemals vor Gericht. Einer der wenigen Fälle, die vor Gericht verhandelt werden, ist der Tod von Kakuva, der an den Folgen von Folterungen in Opuwo stirbt, als er sich in Polizeihaft befindet. Trotz der eindeutigen Beweislage und trotz eines vorliegenden Schuldbekenntnisses wird der Hauptbeschuldigte, Hauptmann King, 1987 freigesprochen. Ein anderen Fall könnte man als "Justizvereitelung" bezeichnen. Er spielt sich 1981 ab. Ein Mitglied der südafrikanischen Streitkräfte, Louis Conrad Nagel, wird beschuldigt, Fritz Reinholdt mit seiner Dienstwaffe getötet zu haben. Trotz der eindeutigen Beweislage und des Schuldeingeständnis wird der Angeklagte nur zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Milde Urteile ergehen auch an zwei andere "weiße" Angehörige der südafrikanischen Wehrmacht, TE Kruger und D van den Heever, die im November 1981 Andreas Nelomba umgebracht haben sollen. Im Falle eines "schwarzen" Mitgliedes der Streitkräfte sind die Gerichte nicht so gnädig. Das Koevoet-Mitglied, Jonas Paulus, wird für den Mord an einem alten Mann in einem Dorf bei Oshakati im Januar 1983 zum Tode verurteilt und am 04.06.1985 in Windhoek hingerichtet. |
01.09. | Die Kontrolle über die Polizei geht auf den Generaladministrator über. |
September | Die Anstellung eines neuen Generaladministrators, Danie Hough, wird von der südafrikanischen Regierung angekündigt. |
15.09. | Als Folge des südafrikanischen
Angriffes auf die SWAPO-Basis Cassinga (Operation Reindeer) im Mai 1978, werden
eine Reihe von PLAN-Soldaten nach dem Terrorismus-Gesetz Nr. 83 von 1967 vor Gericht
gestellt. Als die südafrikanischen Streitkräfte die SWAPO-Basen Cassinga und Vietnam am
04.05.1978 angegriffen und zerstört hatten, brachten sie eine Reihe von Gefangenen, unter
ihnen Kinder, nach Namibia zurück. Diese Häftlinge werden in einem Gefangenlager in
Kaiganachab, westlich von Mariental, festgehalten. Einige von diesen Gefangenen, unter
ihnen wieder Kinder, werden als Zeugen in einer Reihe von Gerichtsfällen vor dem
Amtsgericht in Otjiwarongo 1978 benutzt. Heiki Shililifa ist einer von den Angeklagten,
die in Namibia festgenommen und nach dem Terrorismus-Gesetz angeklagt werden, Namibiern
Hilfestellung bei der Flucht aus dem Lande geleistet zu haben. Shililifa wird zu fünf
Jahren Gefängnis verurteilt. Danach (1984 und 1987) versuchen drei Bischöfe von namibischen Kirchen (Bischof Bonifatius Hausiku von der Römisch-Katholischen Kirche, der anglikanische Bischof Kauluma und ELCIN-Bischof Kleophas Dumeni) vor Gericht zu gehen, um die Freilassung von 36 Inhaftierten, die nach der Proklamation AG 9 von 1977 festgehalten werden, zu bewirken. Die Bischöfe bekommen grundsätzlich recht, scheitern aber an technischen Argumenten vor den Gerichten. |
29.09. | Das Gesetz AG-8, das die Interims-Verfassung betrifft, wird rechtskräftig. Es schafft u.a. die Voraussetzung für elf ethnische Regierungen. Für neun der ethnischen Regierungen werden 355 Kandidaten vorgeschlagen. |
Oktober | Der DTA-Präsident Cornelius Ndjoba
tritt zurück. Eine Delegation der Vereinten Nationen unter der Leitung von Brian Urquhart und Abdulrahim Farah besucht Südafrika. Urquhart kommt zu dem Schluss, dass praktisch alle Konfliktpunkte zwischen der UNO und SA gelöst seien, dass Südafrika aber nicht an einer wirklichen Lösung aufgrund der UNO SR Resolution 435 interessiert sei. |
01.10. | Südwestafrika bekommt eine neue Briefmarken-Dauerserie mit Tiermotiven. |
02.10. | Generaladministrator Viljoen verlässt Namibia und Danie Hough wird der neue Generaladministrator. |
15.10. | Ida Jimmy wird nach dem Terrorismus-Gesetz Nr. 83 von 1967 angeklagt. Sie ist eine der namibischen Frauen, die öffentlich zum bewaffneten Kampf für die Befreiung Namibias aufruft. Sie wird zu einer hohen Gefängnisstrafe verurteilt, da sie auf einer öffentlichen Versammlung in Lüderitzbucht zu Gewalt aufgerufen habe. |
11./13.11. | Die internen Wahlen für neun
ethnische Regierungen finden statt. In der "weißen" Gesetzgebenden Versammlung
gewinnt die NPSWA von A.H. du Plessis die Wahlen (mit 11 von 18 Sitzen). Der Verlierer ist
die RP von Dirk Mudge (mit sieben von 18 Sitzen). Der Wahlausgang beweist, dass die
Mehrheit der "Weißen" gemäßigtem Wechsel abgeneigt ist, selbst auf der Linie
einer vorsichtigen multirassischen Gesellschaft. Im Ganzen sind die ethnischen Wahlen von 1980 ein Rückschlag für die DTA. 33,6% der registrierten Wähler stimmen für die DTA, 12,8% für andere Oppositionsparteien und 53,6% nehmen nicht teil. Im Ovamboland, im Caprivizipfel, im Buschmannland und in Rehoboth finden keine ethnischen Wahlen statt. |
24.11. | Im UNO-Bericht S/14266 unterrichtet
der UNO-Generalsekretär über die Diskussionen zwischen der von Brian Urquhart geleiteten
UNO-Mission und Südafrika. Er kommt zu dem Schluß, dass ein Datum für ein
Waffenstillstandsabkommen und die Vorbereitungen für die Durchführung von UNO SR
Resolution 435 für Anfang 1981 festgesetzt werden müssten. Im UNO-Bericht S/14333 heißt es, die Genf-Besprechungen vom Januar seien gescheitert, weil Südafrika noch nicht bereit war, die UNO SR Resolution 435 zu akzeptieren. |
Südafrikanische Wehrmacht im Norden des Landes, 1980iger
Namibia State Archive