1922 |
Die Enklave von Walvisbucht wird
verwaltungsmäßig an die S.W.A. Administration übertragen.
Der Hafen von Walvisbucht wird durch den Bau einer zweiten hölzernen Landungsbrücke
vergrößert.
Das Gesetz Nr. 20 von 1922 legt fest, dass das Management und der Betrieb der
südwestafrikanischen Eisenbahnen und Häfen der Kontrolle der Südafrikanischen
Eisenbahn- und Hafenbehörde unterstellt und als integraler Teil des südafrikanischen
Systems betrieben werden müsse. !930 wird eine Klausel zu dem Gesetz hinzugeügt, dass
dieses nach den Mandatsbestimmungen erfolgen müsse.
Die Proklamation Nr. 12 von 1922 bestimmt, dass der Caprivizipfel von dem britischen
Hochkommissar in Südafrika als integraler Bestandteil von Britisch-Bechuanaland zu
verwalten sei (bis 1929 und nach den Mandatsbestimmungen).
Die Empfehlungen der Native Reserves Commission (1922) legt die Grundlagen für die
zukünftige südafrikanische Landpolitik in SWA (nach den Richtlinien des SA Native
Land Act, Nr. 27 von 1913, das in SWA allerdings erst 1928 Gesetz wird): strikte
Trennung von "schwarzen" und "weißen" Siedlungsgebieten, Verbot von
wilden "Eingeborenensiedlungen" auf Farmen und effiziente Kontrolle der
"Eingeborenenreservate".
Die Native Administration Proclamation Nr. 11 von 1922 regelt den Bewegungsfreiraum
von "Eingeborenen" in SWA und verbietet wildes Siedeln (squatting).
Die Proklamation Nr. 33 von 1922 gibt verpflichtende Richtlinien über Ausgangssperren
für "Eingeborene" in städtischen Gebieten.
Die Proklamation No. 34 von 1922 verfeinert die Richtlinien über Ausgangssperren für
"Eingeborene" in "weißen" Gebieten und verbietet den Aufenthalt von
"Nicht-Weißen" auf städtischen Straßen zwischen 21h00 und 04h00 ohne einen
Spezial-Pass.
.Joseph Frederiks III (|Ai-ob#Hobexamab) wird der neue Gemeinschaftsführer der
Bethanien-Nama (bis 1938).
!Hoëb ||Oasmab (alias Fritz Lazarus ||Oaseb) wird der neue Gruppenführer der Kai||khaun
in Hoachanas (bis 1936).
Die UNIA richtet eine Petition an den Völkerbund, die vormaligen deutschen Kolonien den
"schwarzen" Führungseliten zu übergeben. Weiterhin sollte die Permanente
Mandats-Kommission auch einen "schwarzen" Vertreter bekommen.
Die Erze der Kupfermine in Tsumeb enthalten auch das seltene Erz Germanium. Im Jahre 1922
werden 28 t abgebaut.
Die Förderung von Gold beginnt in Ondundu (bis 1927, dann wieder 1934. Die Goldproduktion
wird 1945 eingestellt.) |
Januar
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Die UNIA gründet ein Parteibüro
in Windhoek. Ovaherero-Führer wie Hosea Kutako, Aron (John) Mungunda (Bruder von Kutako,
der auf britischer Seite gegen die Deutschen während des ersten Weltkrieges in Tanganjika
gekämpft hatte), Traugott Maharero (Führer der Okahandja-Ovaherero) und Nikanor Hoveka,
der später von den Südafrikanern als Führer des Epukiro-Reservats angestellt wird, sind
die Leitfiguren der UNIA in Windhoek. Auch die Damaführer Alpheus Harasemab und Franz
Hoisemab spielen eine wichtige Rolle. |
15.03. |
Der Farmer Carl Schlettwein
berichtet, dass "Herero aus dem ganzen Land einen bewaffneten Aufstand planten, um
ihr angestammtes und rechtmäßiges Land, das England ihnen versprochen hätte,
zurückzugewinnen". Schlettwein verspricht, 100 bis 120 Farmer im Outjo-Bezirk zu
mobilisieren um Administrator Hofmeyr beizustehen. |
16.04. |
Abraham Morris, Mit-Befehlshaber
von Jakob Marengo im Großen Widerstandskrieg 1903 bis 1909, der aus dem deutschen
Schutzgebiet 1906 geflohen war, kehrt aus dem südafrikanischen Exil in sein Heimatland
zurück. Er überquert den Oranje bei Haibmund. In Hakkiesdoorn versucht Morris einige
Bondelswarts zu bewegen, sich gegen die Südafrikaner zu erheben. Der Manager einer
Zitrusfarm in Goodhouse informiert die Südafrikanische Polizei (SAP) in Ramansdrift
darüber. |
28.04.
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Morris und seine Anhänger
erreichen Guruchas (|Guruxas) bei !Haib, wo sie vom Bondelswartführer Jakobus Christian
empfangen werden. Diese Ereignisse werden an die südafrikanischen Behörden in Warmbad
und Windhoek gemeldet, worauf der Administrator für SWA einen Haftbefehl gegen Abraham
Morris ausstellt. |
Mai |
Karasburg wird von einer Plage von
Tausenden von Springböcken heimgesucht. |
05.05. |
Der südafrikanische
Polizeiunteroffizier van Niekerk stellt den Bondelswarts ein Ultimatum, Morris in Guruchas
auszuliefern und nach Warmbad zu bringen. Diesbezügliche Verhandlungen in Dreihoek
zwischen dem Superintendenten Noothout des Bondelswart-Reservats und dem
Römisch-Katholischen Pater Stanislaus Krolikowski aus Guruchas mit den Bondelswarts
scheitern. |
25.05. |
Noothouts Haus in Dreihoek wird
von den Bondelswarts überfallen. |
29.05. |
Die Bondelswarts werden von der
südafrikanischen Wehrmacht angegriffen. Die Südafrikaner setzen Flugzeuge, Bomben und
Maschinengewehre gegen die kaum bewaffneten Bondelswarts ein. 1 260 Bondelswarts nehmen an
dem Aufstand teil. Es gibt mehr als 100 gefallene Bondelswart- Männer, -Frauen und
-Kinder. Auch Abraham Morris fällt an diesem Tage. |
30.05. |
Die überlebenden Bondelswarts
ergeben sich dem Leutnant Prinsloo in Guruchas. Die Bondelswarts-Affäre von 1922 wird auf
der südafrikanischen Seite durch schlechte Kommunikation und schwach organisierte
Verwaltungsstrukturen der SWA Administration verursacht. Auf der Bondelswart-Seite sind
die Hauptmotive die Ablehnung der südafrikanischen Kolonialmacht, das ständig wachsende
Eindringen von "weißen" Farmern, das brutale Auftreten der Polizei, die
Einführung einer absurd hohen Hundesteuer (Proklamation Nr. 16 von 1921, die die
wirtschaftlichen Grundlagen im Bondelswartreservat in Frage stellt) und nationalistische
Beweggründe. Die Bondelswarts-Affäre hat eine internationale Konsequenz: Die Permanente
Mandats-Kommission des Völkerbundes sieht die Verwaltung von SWA durch die Union von
Südafrika wesentlich kritischer als vorher. Später stellt Südafrika eine
Untersuchungskommission in die Bondelswarts-Affäre unter dem Vorsitz von A.W. Roberts an.
Die Mehrheit der Kommissionsmitglieder kritisiert die Handlungsweise der SWA
Administration und die immer noch vorhandene Praxis von Zwangsarbeit durch
"weiße" Siedler. |
04.06. |
Bondelswartführer Jakobus
Christian wird von den Südafrikanern in Keetmanshoop zu fünf Jahren Gefängnis mit
harter Arbeit verurteilt. Er wird 1924 freigelassen und wieder als Gruppenführer
eingesetzt (bis zu seinem Tode im Jahre 1943). Die Freilassung wird 1924 durch ein Urteil
des SA Appell-Gerichtes bewirkt. Es wird allerdings offiziell niemals der Permanenten
Mandats-Kommission bekannt gemacht. Es stärkt die Gruppen, die eine Eingliederung von SWA
in die Union von Südafrika befürworten. Das Gerichtsurteil ist das erste, das eine
Entscheidung über den rechtlichen Status Südafrikas gegenüber SWA abgibt. |
26.07. |
Es kommt zu einer gewalttätigen
Auseinandersetzung zwischen einer San-Gruppe unter der Führung von Zameko im
Gobabis-Bezirk (Farm Alexeck von Frau Bullik) und der Polizei. Der Magistrat von Gobabis,
Frederick Jacobus Kriel van Ryneveld, kommt bei einem der Gefechte um. In den kommenden
Monaten kommt es zu zahlreichen Gerüchten, dass die "Schwarzen" unter Führung
des exilierten Ovaherero-Führers Samuel Maharero einen Aufstand im Osten von SWA planten. |
September
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Der South West African
National Congress (SWANC) entsteht mit dem Ziel, die starken west- und
südafrikanischen Einflüsse in der UNIA und ICU zu erwidern. Diese Organisation ist die
erste politische Partei in der Geschichte Namibias. Ihr Hauptkatalisator ist der
Südafrikaner S.M. Bennett Ncwana. Ncwana berichtet, dass die Hauptklagen der namibischen
"Schwarzen" die "harte und wenig verständnisvolle Administration, das
Fehlen von offiziellen Beschwerdemöglichkeiten und Erziehungseinrichtungen sowie die
hohen Steuern und fehlende Arbeitsplätze" wären.
Weitere Bewegungen aus dieser Zeit sind die African Peoples Organisation und der African
National Bond. Diese beiden Organisationen werden von Kap-Farbigen gegründet. Die
erste steht der Südafrikanischen Partei (SAP) und die zweite der südafrikanischen
Nationalen Partei (NP) nahe. |
04.09. |
Der Regierungsbeamte der SWA
Administration, F. Mindner, erklärt, dass die deutschen Land-Enteignungs-Gesetze von 1905
bis 1907 nicht die Enteignung des Khauas-Nama-Landes, wie es die kaiserliche
Enteignungs-Ordinanz vom Dezember 1905 vorsähe, erwähne. Diese Tatsache war den
deutschen Behörden 1913 und 1914 durchaus bekannt, wurde aber nicht weiter verfolgt. Auch
die Südafrikaner, die Land für "arme Weiße" brauchen, sehen keinen
Handlungsbedarf. |
09.09. |
Ein regelmässiger Draisinenverkehr
wird auf der Bahnlinie von Swakopmund nach Walvisbucht eingerichtet. |
30.09. |
Der Witbooi-Nama Jesaias Witbooi
stirbt. |
Oktober |
Aron Mungunda von der UNIA besucht
zusammen mit dem Dama Theodor Hanbanue Karibib, Usakos und Okahandja. In Okahandja wird
Eduard Maharero, Bruder von Traugott, Vorsitzender der UNIA.
Der Führer der ||Hawoben, !Kharab !Hao-khomab (Jan Hendrik oder Bob Hendrik), hatte im
Juni in Keetmanshoop ein Treffen zur Unterstützung des Bondelswartsaufstand organisiert.
Er hatte sich im Juli gewaltsam seiner Verhaftung widersetzt und wird zu sechs Jahren
Gefängnis in Windhoek verurteilt. |
Ende 1922 |
Aufgrund der millenarischen Ideen
der Garveyismus-Bewegung kommt es in verschiedenen Teilen Namibias zu drohenden
Aufständen. Der Eingeborenenkommissar C.N. Manning nimmt die Aufstandsgerüchte nicht
ernst, rechnet aber mit isolierten Vorfällen.
König Iipumbu ya Tshilongo vom Uukwambigebiet gibt Waffen an seine Untertanen aus, um die
Straßen von Onolongo und Ondangwa in das Uukwambigebiet zu bewachen, um das Eindringen
von "Weißen" zu verhindern. Die SWA Administration übergibt Iipumbu ein
Ultimatum und droht mit einer Strafexpedition, die dann durch die fehlende Unterstützung
anderer Ovambo-Gemeinschaften nicht durchgeführt wird. 
Abraham Morris und seine schlecht bewaffneten !Gami-#nun werden von den Südafrikanern mit ihren
Kriegsflugzeugen in der Schlacht von Guruchas (in den Hügeln im Hintergrund) geschlagen.
Morris kämpft sein letztes Gefecht in Bergkamer nahe Uhabis, wo er fällt.
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks

Die 83 jährige Anna Veldskoen, Enkeltochter von Abraham Morris,
die in Gabis im Bondelswart-Gebiet lebt
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks

Timotheus Morris (geboren am 06.05.1952), Enkel von Abraham
Morris
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks |