1909 |
Der spanische König Alfons XIII
wird zum Schiedsrichter über den Walvisbucht-Grenzdisput ernannt.
Im Ovamboland stirbt König Iita ya Nalitoke (1908-1909) vom Uukwaluudhigebiet. Sein
Nachfolger wird König Mwaala gwa Nashilongo, der die nächsten 50 Jahre (bis 1959)
regiert. Er modernisiert die Monarchie im Uukwaluudhigebiet und garantiert Frieden,
Stabilität und die Einhaltung der Menschenrechte.
Während des Jahres 1909 landen 180 Schiffe in Swakopmund.
Rudolf Kindt gründet in Windhoek eine neue Zeitung, Der Südwestbote.
Die Kupfermine in Tsumeb bekommt seinen ersten Untertageschacht (220 m tief).
Weitere Zinnvorkommen werden in Ameib im Karibib-Distrikt entdeckt.
Die Koloniale Bergbau-Gesellschaft baut eine 30 km lange Diamanten-Eisenbahnlinie von
Lüderitzbucht nach Süden.
In diesem Jahr beginnen auch die ersten Untersuchungen für den Marmorabbau. In Hamburg
wird die Afrika-Marmor-Kolonialgesellschaft gegründet. Eine weitere
Marmorabbaugesellschaft ist das Koloniale Marmorsyndikat.
Das Goerke-Haus (benannt nach Hans Goerke) wird in Lüderitzbucht erbaut.
Das 1909 erbaute Goerke-Haus in Lüderitzbucht
Copyright of Photo: Dr. Klaus Dierks
Hans-Heinrich von Wolf baut das Schloss Duwisib,
südwestlich von Maltahöhe.
   

Das Duwisib-Schloss: erbaut von Baron Hans-Heinrich von Wolf
1909: südwestlich von Maltahöhe: Hardap Region
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Der Vermesser Leutnant Hugo Jochmann entdeckt am Brandberg
in der Tsisabschlucht Felszeichnungen (Jochmann-Höhle)(C1- und C2-Perioden: 4400 - 100
v.Chr.).

Graffiti des Deutschen Vermessers, Leutnant
Jochmann, aus dem Jahre 1909 in der Jochmann-Höhle: Erongo-Region
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Felszeichnungen in der Tsisab-Schlucht im
Brandberg (ca. 4400 - 100 B.C.): in der Jochmann-Höhle (Löwe), März 2003
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Felszeichnungen in der Tsisab-Schlucht im
Brandberg (ca. 4400 - 100 B.C.): in der Jochmann-Höhle (Schlange und Giraffe), März 2003
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Anfang Januar |
Das Bondelswarts-Kommando unter
Abraham Rolf weicht vor der deutschen Übermacht unter Major Baerecke über den Oranje
nach Südafrika aus. Es ergibt sich den britischen Streitkräften unter der Bedingung,
dass es nicht an die Deutschen ausgeliefert werden würde, sonst würde es bis zum letzten
Mann kämpfen. |
15.01. |
Das Postamt Johann-Albrechtshöhe
wird eröffnet. |
17.01. |
Das Postamt Koes wird eröffnet. |
19.01. |
Die deutsche Realschule, die
heutige Deutsche Höhere Privatschule (DHPS), wird in Windhoek (Windhuk) eröffnet. |
22.01. |
Kurt Streitwolf erreicht den
Ostteil des Caprivizipfels am Chobe bei Ngoma. Es kann als sicher angesehen werden, dass
es Theodor Leutwein war, der dem Gebiet zu Ehren des Deutschen Reichskanzlers, Georg Leo
von Caprivi de Caprera de Montecuccoli, den Namen "Caprivizipfel" gab (früher
auch unter dem Namen "Deutsches Barotseland" oder "Deutsches
Zambeziland" bekannt). Streitwolf kommt zu dem Schluss, dass der Caprivizipfel von
hohem Wert für das Schutzgebiet sei und nur gegen etwas wirklich Wertvolles, z.B.
Walvisbucht, eingetauscht werden sollte. Das größte Problem besteht in der fehlenden
Verkehrswegen zwischen dem Caprivizipfel und dem restlichen Schutzgebiet, weil der
westliche Caprivizipfel, den Seiner das Hukweveld nennt, wegen Wassermangels nicht
durchquert werden kann. Aller Personen- und Gütertransport erfolgt für viele Jahre (bis
in die 1940iger Jahre) über Walvisbucht, Kapstadt, Livingstone und Sesheke-Mwandi im
heutigen Zambia. |
27.01. |
Der Caprivizipfel wird
administrativ in das Schutzgebiet eingegliedert. |
28.01. |
Der deutsche Reichskanzler
konstituiert einen Landesrat mit beratender Funktion für das Schutzgebiet. Der Landesrat
besteht aus regionalen Bezirksverbänden (vier bis sechs gewählte Mitglieder, meistens
Farmer). Er hat beschränkte Befugnisse wie für Wege und Wasserversorgungsanlagen und
ähnliches. Jedes Bezirksamt entsendet ein Mitglied in den Landesrat. Weiterhin werden
örtliche Selbstverwaltungen (vier bis acht Ratsmitglieder in Windhuk, Klein-Windhuk,
Swakopmund, Lüderitzbucht, Keetmanshoop, Karibib, Okahandja, Omaruru, Tsumeb, Usakos, Aus
und Warmbad) geschaffen. Alle Vertretungen sind nur für "Weiße". Damit werden
die im Jahre 1899 geschaffenen Bezirksbeiräte ersetzt.
Das Gouvernement kündigt die Schließung des westlichen Teiles der Staatsbahn (Karibib-
Swakopmund) an. Gleichzeitig wird bekanntgegeben, dass die Absicht bestünde, die
Otavi-Eisenbahnlinie von der O.M.E.G. zu kaufen. |
Februar |
Simon Koper gibt seine Zustimmung,
niemals wieder seinen Fuß in das Schutzgebiet zu setzen. Der Widerstandskrieg gegen die
deutsche Kolonialmacht kommt so zu einem Ende, wenn auch Anhänger von Simon Koper den
Kampf gegen die Deutschen (unter Leutnant Heinrich Georg Kirchheim) bis September 1912
bzw. August 1913 fortsetzen. 
Kriegsfriedhof in Gochas: Der Krieg zwischen den Deutschen und
den Nama wurde noch bis 1912/13 fortgesetzt (Hauptsächlich mit Anhängern von Simon Koper
und Jakob Marengo)
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07.02. |
Schuckmannsburg wird als
administratives Zentrum für den Caprivizipfel von Streitwolf gegründet. Schuckmannsburg
liegt am Zambezi gegenüber Sesheke-Mwandi. Streitwolf wird zum ersten Distriktschef im
Caprivizipfel ernannt. |
13.02. |
Die Lüderitzbuchter Zeitung
erscheint zum ersten Mal. |
15.02. |
Die Ausfuhr von Angora-Ziegen wird
verboten. |
21.02. |
Das Postamt Kolmannskuppe (heute
Kolmanskop) wird eröffnet. |
06.03. |
Es wird der Grundstein für eine
Turnhalle in Windhoek gelegt, die im Jahre 1913 fertiggestellt wird, ein Gebäude, das
später eine große Rolle in der Geschichte Namibias spielen soll. |
April/Mai |
Die Finnische Missionsgesellschaft
gründet eine Missionsstation im Uukwaluudhigebiet.
Die Römisch Katholische Kirche gründet eine Missionsstation in Andara im Kavango. 
Römisch-Katholische Missionskirche in Andara, Caprivi-Region,
Dezember 2002
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks |
01.05. |
Paul Graetz trifft nach fast
zweijähriger Autofahrt quer durch das südliche Afrika in Swakopmund ein (Start in
Dar-Es-Salaam im August 1907). |
04.05. |
Die Subiya-Gemeinschaft im
Caprivizipfel wählt Chikamatondo zu ihrem Führer. Die Wahl wird von Streitwolf
unterstützt. Die Subiya haben seit mehr als 200 Jahren ein etabliertes Führertum mit dem
Titel Liswani. Bei Streitwolfs Ankunft ist das Subiyagebiet nur sehr dünn
besiedelt. Viele Subiya haben aus Angst vor den Deutschen ihr Gebiet verlassen, denn die
Ausrottungspolitik gegen die Ovaherero hat sich bis in den Caprivizipfel herumgesprochen. |
21.05. |
Streitwolf besucht den Fweführer
Simata Mamili in Linyanti (Neu-Linyanti) am Chobe.
Simata wird als Führer der Fwe-Gemeinschaft bestätigt. Andere Fwe-Gruppen unter den
Führern Siluka und Sikosi sowie die ethnischen Gruppen der Yeyi, Mayuni und der Totela
erkennen die Führerschaft von Simata an. Die Nachfolger von Simata Mamili regieren bis in
die Gegenwart alle ethnischen Gruppen außerhalb der Subiya im Caprivizipfel. Die
Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Volksgruppen klappt bis in die 1980iger Jahre
reibungslos. Jede Gruppe schickte gleichberechtigt ihre Vertreter in die Khuta, das
administrative und juristische Gemeinschaftszentrum. Das Amt des Ngambela
(Vorsitzender der Khuta) wird normalerweise durch einen Nicht-Fwe besetzt. Selbst
die im Ost-Caprivizipfel ansässigen Kxoé-San dürfen später einen Vertreter für die Khuta
stellen. |
29.05. |
Die landwirtschaftliche Ausstellung
1909 öffnet ihre Pforten in Windhoek.
Römisch-Katholische Missionare (zusammen mit Pater Joseph Gotthardt, dem späteren
Bischof von Windhoek) besuchen den Gciriku-Führer Nyangana im Kavango. |
Mitte 1909 |
Nach britisch-deutschen
Verhandlungen wird das Bondelswarts-Kommando unter Abraham Rolf an die deutschen Behörden
in SWA ausgeliefert. Von den zehn Nama -Soldaten werden sechs zum
Tode verurteilt (sie werden öffentlich in Keetmanshoop hingerichtet), die restlichen vier
bekommen lebenslange Kettenhaft. Außerdem werden alle zu 100 Peitschenhieben verurteilt.
Den vier zu lebenslanger Haft Verurteilten gelingt es, im Dezember 1909 aus dem Gefängnis
in Karibib zu entfliehen. |
Juni |
Eine portugiesische
Militärexpedition unter dem Kommando von Joao de Almeida zieht von Angola gegen den
Kavango. Diese Expedition wird von Vita Tom begleitet. Einige überlebende
Ovaherero-Flüchtlinge aus dem Bechuanaland schließen sich Vita an. |
01.06. |
Die deutsche Verwaltung erlässt
eine Bergbauverfügung, die die Diamanten-Regie-Gesellschaft ins Leben ruft, die
Überproduktion verhindern und Diamantenpreise regeln soll. Alle Diamanten müssen durch
diese Organisation verkauft werden. Seitdem besitzt die Regierung das Diamantenmonopol im
Gebiet. |
22.06. |
König Kambonde vom Ondongagebiet
stirbt. Sein Nachfolger ist König Kambonde kaNgula (1909-1912). |
06.07. |
Die Eisenbahnlinie
Seeheim-Kalkfontein Süd (heute Karasburg) wird eröffnet.  
Eisenbahnbrücke über Holoog-Rivier: Eisenbahnlinie: Grünau-Seeheim
Copyright of Photos: Dr. Klaus Dierks
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06.08. |
Das Postamt Gochaganas wird wieder
geschlossen. |
04.10. |
Das Postamt Prinzenbucht wird
eröffnet. |
01.11. |
Lüderitz bekommt Stadtrecht mit
eigenem Stadtrat. |
01.12. |
Das Postamt Brakwater bei Windhoek
wird eröffnet. |
22.12. |
Der Gouverneur des Schutzgebietes
von Schuckmann erklärt, dass es gegen deutsche Interessen sei, den britischen Vorschlag
für die Südwestgrenze des Caprivizipfels zu akzeptieren. Das würde den Verlust einer
langen Strecke am Chobe sowie der Mahangodrift (genannt nach dem Führer Mahango)
bedeuten, wo der Omuramba Mahango in den Okavango mündet. Die Mahangodrift sei der
einzige Übergang vom Schutzgebiet in den Caprivizipfel, sowie vom Ngamiland im heutigen
Botswana in das südliche Angola. Der Gouverneur erklärt ferner, dass das Tawana-Volk vom
Ngamiland immer noch alle Gebiete bis zum 18o Breitengrad Süd als ihr Land
ansähe. |
Ende 1909 |
Streitwolf schätzt, dass ca. 5
000 Subiya-, 2 500 Fwe-, 1 500 Yeyi und 300 Kxoé im Caprivizipfel leben. Die Missionare
von Andara schätzen, dass sich ca. 3 000 Mbukushu unter der Kontrolle von Führer Diyeve
befänden. 
OCHSENWAGEN-WEGE-NETZ: DEUTSCH
SÜDWESTAFRIKA: 1909
Quelle: De Kock, G.L., Stellenbosch, 1973 |