1910 | Während der Hauptphase der
"weißen" Besiedlung ab 1910 beginnt das Gouvernement des Schutzgebietes mit der
Einrichtung von "Eingeborenenreservaten" und Naturschutzparks. Die spätere
südafrikanische Politik der "getrennten Entwicklung" (Apartheid) ist nur
eine Fortsetzung der deutschen Kolonialpolitik im Schutzgebiet. 13% der Fläche von SWA wird nun als Farmland von Europäern genutzt. Das Deutsche Reich sendet eine diplomatische Note an Groß-Britannien mit dem Vorschlag, die Nordgrenze des Schutzgebietes durch den Thalweg des Zambezi festzulegen. Die Note verknüpft die Zambezigrenze mit verschiedenen Grenzkonflikten an der Grenze des südwestlichen Caprivizipfels (zwischen dem Okavango südlich von Andara und dem Chobe) und an der Oranjegrenze. Bei der südwestlichen Caprivizipfel-Grenze bestehen die Deutschen auf einer Grenze, die parallel zum Breitengrad läuft. Die Briten bestehen auf einer Grenze, die parallel zur Nordgrenze des westlichen Caprivizipfels, in einer durchgängigen Breite von 20 Meilen, verläuft. Bei der Oranjegrenze schlägt die deutsche Note vor, dass die Grenze dem Oranje-Thalweg und nicht mehr, wie 1890 festgelegt, der Hochwasserlinie des nördlichen Ufers folgen soll. Groß-Britannien ist überzeugt, dass es sich in einer starken Position in Hinblick auf die Grenze des Caprivizipfels befindet, aber nicht im Falle der Oranjegrenze. Daher wird die deutsche Note von Groß-Britannien ignoriert und nicht beantwortet. Die Zambezigrenze wird erst im Jahre 1933 endgültig festgelegt. Die Festlegung der Südgrenze des westlichen Caprivizipfels dauert bis 1965 und hat am Ende einen Verlust für Südwestafrika von 7 km am Okavango und 48 km am Chobe zur Folge. Der Topnaar-Nama (#Aonin) Gruppenführer, Piet ||Haibeb, stirbt (vielleicht auch schon 1909). Nachfolger wird Tuob Jonas |Khaoreb (bis 1914). Die Ovambo-Arbeitsmacht steigt von 1 700 im Jahre 1907 auf 6 000. "Schwarze" südafrikanische Arbeitskräfte im Schutzgebiet weisen durch Streiks und öffentliche Protestversammlungen auf Ungerechtigkeiten und schlechte Behandlung hin. In Lüderitz leben etwa 1 400 "weiße" Personen, darunter 1 200 Deutsche. In Swakopmund wohnen etwa 1 500 "Weiße" sowie einige tausend "Schwarze" und "Farbige". Die letzteren leben nicht in "Werften", sondern verteilt in der Stadt. Der Leuchtturm in Swakopmund wird mit weiteren 10 m auf eine Höhe von 21 m ausgebaut. Ein neuer moderner Leuchtturm wird am Diazpunkt in Lüderitz errichtet. Im gleichen Jahr beginnt der Bau eines großen Elektrizitätswerkes durch die Lüderitzbuchter Elektrizitätsgesellschaft, welches in erster Linie die in Kolmannskuppe errichteten Anlagen der Kolonialen Bergbau-Gesellschaft mit Strom versorgen soll. Dieses Kraftwerk ist zu dieser Zeit eines der größten in der südlichen Hemisphäre. Ein einzelner großer Diamant wird nördlich von Swakopmund am Kreuzkap entdeckt. Seit etwa 1910 beginnt die Salzgewinnung in der Panther-Beacon-Pfanne, neun Kilometer nördlich von Swakopmund. Radioaktive Mineralien werden bei Rössing entdeckt. Eine neue Eisenbahngesetzgebung schafft die Grundlage, die Staatsbahn von Windhoek nach Karibib auf die Kap-Spurweite von 1 067 mm zu verbreitern. Außerdem soll eine neue Nord-Süd Eisenbahnlinie in der Kap-Spurweite von Keetmanshoop nach Windhoek gebaut werden. Der Bau der Nord-Süd Eisenbahn beginnt gleichzeitig von beiden Enden. Die Station Rehoboth wird, auf Wunsch des Baster-Rates, bei Km 98, also 11 km von der Stadt Rehoboth entfernt, geplant. Verantwortlich für den Bau ist die Deutsche Kolonial Eisenbahn Bau und Betriebs Gesellschaft. In Swakopmund gründet Rudolf Kindt eine neue Zeitung, die Südwest - Unabhängige Zeitung für die Interessen des gesamten Schutzgebietes. Im Kavango stirbt der Uukwangali-König Himarua. Sein Nachfolger wird der Hompa Kandjimi Hawanga (bis 1924), der auch familiäre Bande zum Uukwambi königlichem Hause hat. In seiner Zeit beginnen die kolonialen Verwaltungen der Deutschen und, ab 1915, der Südafrikaner das Leben im Kwangaligebiet nachhaltig zu beeinflussen. Kurz vor dem Tode von Himarua eröffnen die Deutschen eine Polizeistation in Nkurenkuru. Erneut versucht von 1910 bis 1912 die Expedition von J. Kuntz, einem Geologen, das "Schatzhaus" des Kaokoveld zu öffnen. Er erreicht zum ersten Mal von Osten her das Dorf Ombepera (westlich von Otjiyandjasemo) vom Ovatjimba-Stammesführer Kasupi. |
24.01. |
Hans Richard Kaufmann wird der neue Distriktschef für den Caprivizipfel. Aufgrund der ungünstigen physischen Verhältnisse, wie regelmäßige Zambeziüberschwemmungen und ständige Malariagefahr in der Distrikshauptstadt Schuckmannsburg, schlägt Kaufmann vor, die Hauptstadt des Caprivizipfels nach Sambala am Kwando (Mashi) zu verlegen. Das wird von der Regierung in Windhoek abgelehnt. |
07.02. | Das Postamt Richthofen wird geschlossen. |
20.02. | Bruno Helmut Erich von Schuckmann geht auf Urlaub und wird währenddessen aus dem Dienst entlassen. |
27.02. | Das Postamt Abbabis wird geschlossen. |
05.03. | Der Bondelswartsführer Johannes Christian stirbt im südafrikanischen Exil. |
12.03. | Das Postamt Hatzamas wird wiedereröffnet und heißt nun Hatsamas. |
30.03. | Die O.M.E.G. verkauft die Otavi-Eisenbahnlinie von Swakopmund nach Tsumeb und Grootfontein und von Onguati nach Karibib sowie die Wasserversorgungsanlagen in Usakos an die deutsche Regierung. Alle anderen privaten Eisenbahnlinien werden auch vom Staat übernommen, sollen aber an die Privatgesellschaften zurückverpachtet werden. |
31.03. | Der Nachfolger des Schutztruppen-Befehlshabers Ludwig von Estorff wird Joachim von Heydebreck. |
April | Die Verbreiterung der Eisenbahnlinie von Windhoek nach Karibib auf Kap-Spurweite ist im vollen Gange. |
01.04. | Die Otavi-Eisenbahnlinie wird wieder an die O.M.E.G. verpachtet. |
16.04./03.05. | Der Landesrat tagt zum ersten Mal in Windhoek. |
30.04. | Alle Erdarbeiten für das Eisenbahnverbreiterungsprojekt Windhoek-Karibib sind fertiggestellt. |
21.05. | Pater Joseph Gotthardt gründet die Römisch-Katholische Missionsstation Nyangana (benannt nach dem Gcirikuführer Nyangana) am Okavango. |
31.05. | Walvisbucht wird in die Kapkolonie in der Union von Südafrika eingegliedert. |
02.06. | Der letzte reguläre Eisenbahnzug benützt den westlichen Abschnitt der Staatsbahn. Die Stationen Jakkalswater und Khan werden geschlossen. Unregelmässiger Zugverkehr findet auf dieser Strecke noch bis 1914 statt. |
01.07. | Das Postamt Haris wird geschlossen. |
10.07. | Ein neues Postamt wird in Empfängnisbucht (Conceptionbucht) eröffnet. |
30.08. | Gouverneur Bruno Helmut Erich von
Schuckmann verlässt das Schutzgebiet. Sein Nachfolger ist Theodor Seitz.
Ankunft des neuen Governeurs, Theodor Seitz, in Swakopmund, 1910 |
Sept./Oktober | In Wilhelmstal kommt es auf der Eisenbahnbaustelle des Verbreiterungsprojektes zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Arbeitern der südafrikanischen Kapkolonie (Kap-Nguni) und deutschen Soldaten. Die Kaparbeiter wollten Beschwerden bei der Eisenbahnbahnbehörde anhängig machen. Mindestens 14 Arbeiter werden erschossen. |
22.09. | Von Lindequist kündigt an, dass die Eisenbahnen im Schutzgebiet Deutsch-Südwestafrikanische Eisenbahn (D.S.W.A.E.) genannt werden. |
01.10. | Das Postamt Fahlgras, westlich von Windhoek, wird eröffnet. |